Die Kritiker: «Schandmal - Der Tote im Berg»

Inhalt
An einer Felswand des Zugspitzmassivs hängt ein Bergsteiger leblos im Sicherungsgurt. Die Bergwacht bittet den jungen Polizisten und Extrembergsteiger Thomas Hafner um Hilfe, denn niemand kennt die schwierige Route besser als er. Kommissarin Hanna Weiß und ihr Kollege Rainer Gollnick aus München erreichen zeitgleich mit Hafner das Plateau zu Füßen des Fundortes. Da es nicht nach einem klassischen Bergunfall aussieht, sind die beiden Münchner Kommissare irritiert, dass die Bergung ohne ihre Anwesenheit stattfinden sollte. Schließlich könnte es sich um einen Tatort handeln. Als Hafner den verunglückten Bergsteiger erreicht und den Mann zusammen mit seinem Kollegen Philip Grauper bergen will, stellt er fest, dass der Bergsteiger noch lebt und er ihn kennt.

Die Rettung jedoch misslingt, weil Grauper einen entscheidenden Fehler macht. Der Verletzte stürzt in die Tiefe und reißt den erfahrenen Hafner um ein Haar mit in den Tod. Hafner ist außer sich, denn er selbst wurde von Grauper nicht richtig gesichert. Dieser bittet ihn um Stillschweigen über diesen Vorfall. Hafer deckt seinen Kollegen tatsächlich - und er verschweigt, wer der Tote im Berg ist. Erst später in der Dorfkneipe deutet er seinem Chef gegenüber an, um wen aus dem Dorf es sich gehandelt hat.

Kommissarin Weiß quartiert sich mit ihrem Kollegen im Dorfgasthof ein und beginnt mit den Ermittlungen. Im Nachlass des Toten tauchen Unterlagen über ein Seilbahnunglück auf. Der Mann hatte offenbar aufwändige Recherchen zu dem Fall betrieben, arbeitete selbst in einer Firma, die Seilbahnen baut. Als die Obduktion ergibt, dass der Mann erst durch den Absturz zu Tode gekommen ist, gerät Thomas Hafner unter Mordverdacht. Hat er den Verunglückten absichtlich fallen lassen, um eine Rechnung zu begleichen? War es die Rache für eine Jahre zurückliegende Verunglimpfung seiner Familie? Die Dorfbevölkerung hatte sein Haus damals mit einem unübersehbaren "Schandmal" versehen. Holt ihn nun die Vergangenheit ein?

Darsteller
Max Riemelt («Im Angesicht des Verbrechens») ist Thomas Hafner
Katja Flint («Der verlorene Sohn») ist Hanna Weiß
Tobias Oertel («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Rainer Gollnick
Herbert Knaup («Blond: Eva Blond!») ist Walter Aschauer
Liane Forestieri («Mörderischer Besuch») ist Susanne Bruckmeier
Jona Ruggaber («Nacht vor Augen») ist Felix Bruckmeier
Franziska Weisz («Restrisiko») ist Andrea Hafner
Peter Prager («Doctor's Diary») ist Staatsanwalt Korten
u.a.

Kritik
Der Schein trügt. Was in idyllischer Bergkulisse zu beginnen scheint, entpuppt sich schon in der Eröffnungssequenz als dramatischer, ja wahrlich mörderischer Fernsehfilm. Das ZDF präsentiert seinen Zuschauern nämlich einen Regional-Krimi der gehobenen Kategorie. Äußerst ansprechende Optik – der bajuwarischen Bergwelt sei Dank – ein prominent besetztes Ensemble und eine spannende, wenn auch vorhersehbare Geschichte, sind elementare Bestandteile von «Schandmal - Der Tote im Berg».

Los geht es mit einer wunderschön anzusehenden Fahrt über die Bergwelt Garmisch-Partenkirchens. Schnell wird jedoch klar, dass irgendetwas nicht stimmt, ein vermeintlicher Toter hängt an einem Sicherungsseil in einer Bergspalte. In der Folge gerät die Rettungsaktion zum Desaster und schon geraten die Hauptfiguren immer tiefer hinein in ein Spiel aus Verleumdung, Hass, Betrug und Mord. Und der aktuelle Todesfall ist nur die Spitze des Eisbergs.

Die Geschichte von Regisseur Thomas Berger («Kommissarin Lucas») basiert auf den Drehbuchentwürfen von Florian Iwersen («Erntedank. Ein Allgäukrimi») und Stefan Holtz («Die Cleveren») und wurde zu großen Teilen ansprechend und spannend inszeniert. Zur Mitte bzw. zum Ende hin gerät das Geschehen auf dem Bildschirm jedoch allzu vorhersehbar und betritt arg ausgetretene Pfade der deutschen bzw. internationalen Schuld- und Sühnekrimis. Der Täter lässt sich schnell erahnen, einzig die Auflösung der ganzen Umstände hält noch ein wenig Spannung aufrecht. Die letztendliche Offenbarung der Hintergründe wirkt dann zu konstruiert und wenig überraschend, so dass man am Ende ein wenig enttäuscht wird. Ein Deut mehr Mut für innovative Twists in der Storyline hätten hier gut getan.

Blickt man jedoch auf die versammelte Schar an Schauspielern, so kann man festhalten, dass sie an der letztendlichen Enttäuschung wenig Schuld trifft. Max Riemelt überzeugt als teilweise gebrochene Hauptfigur Thomas Hafner und Katja Flint steht ihm als Kommissarin Hanna Weiß mit ihren gesundheitlichen und emotionalen Problemen in nichts nach. Auch die weiteren Darsteller wurden mit Bedacht ausgewählt und ergeben in ihrer Summe ein homogenes und glaubhaftes Bild ab. Mit der tollen und imposanten Bergwelt als weiteren Nebendarsteller hatten sie überdies einen sehr guten und beeindruckenden Mitspieler an Bord.

Trotz der handwerklichen Mängel im Spannungs- und Logikaufbau der Geschichte bietet «Schandmal - Der Tote im Berg» ansprechende und zugleich auch wohldosierte und spannende Unterhaltung. Zumindest können das gute Casting und die ansprechende Optik noch so einige Kohlen aus dem Feuer holen. Alles in Allem aber ein kurzweiliges Krimivergnügen mit reichlich Lokalkolorit.

Das ZDF zeigt «Schandmal - Der Tote im Berg» am Montag, den 14. März 2011, um 20:15 Uhr.
13.03.2011 08:11 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/48308