Gargamel kämpft für ‚Werbefreiheit‘

Kurze Trailer, die während Filmabspännen laufen, sorgen für wütende Foren-User. Bilden diese die gesamte Sky-Kundschaft aber wirklich gut ab?

Es war doch schon früher im Kinderzimmer so: Der, der am lautesten schreite, meinte am ehesten Recht zu bekommen. Das Leben lehrt, dass alles andere der Fall ist. Eines ist aber nicht ganz unbestritten: Schreihälse bekommen am ehesten Gehör. Im modernen Internetzeitalter muss man dafür nicht einmal mehr die Stimmbänder bemühen, Foren und Blogs helfen, die öffentliche Wahrnehmung doch deutlich zu manipulieren.

Nun schreien (heutzutage also bloggen oder posten) in der Regel nur die, die unzufrieden sind. Sie wollen ihre Position verbessern – ganz so wie früher im Kinderzimmer, wenn Papa den geliebten Spielzeugbagger weggenommen hat. Ein aktuelles Beispiel vom Wochenende zeigt, wie extrem Foren oder Schreihälse die Realität verzerren können. Der Pay-TV-Sender Sky zeigt auf seinem Sender Sky Cinema Freitags, Samstags und Sonntags am Abend während des Filmabspanns einen 30-sekündigen Trailer zum nachfolgenden Programm.



Der Hintergedanke ist einfach erklärt: Die teilweise mehr als fünfminütigen Abspänne sind Killer in Sachen Zuschauerbindung. Der große Teil des Sky-Publikums schaltet weg – entweder zu anderen Sky-Kanälen oder im für Sky schlimmsten Fall eben zu einem Free-TV-Sender. Diesem versucht Sky nun eben mit einem Hinweis auf das danach folgende Programm entgegen zu treten. Seit dem ersten Einsatz eines solchen Trailers läuft eine kleine Gruppe nun Sturm. Fast 800 Einträge kommen in einem großen Forum zum Thema Sky zusammen – der Aufruhr rund um das Thema erscheint riesig.

Gefakte Kündigungsschreiben, die direkt an den Vorstandsvorsitzenden gerichtet sind und natürlich öffentlich publik gemacht werden, sollen verdeutlichen, wie groß die Empörung ist. Von „Werbeunterbrechungen“ während des Films ist die Rede. Etliche Mails zu diesem Thema wurden auch an verschiedene Magazine geschickt – auch Quotenmeter.de erhielt einige. Sie verweisen zur Veranschaulichung des Corpus delicti auf einen kurzen YouTube-Film. Witzigerweise wurde das Video von einem YouTube-User – wohl zum Missfallen des Veröffentlichers – noch gelobt. „Ein schöner Effekt. Darf auch gerne ab und zu bei den anderen Filmkanälen verwendet werden, im jeweiligen Design angepasst.“

Dieser kleine Kommentar gibt ein erstes Anzeichen über die wirkliche Meinung. Wie Quotenmeter.de erfahren hat, halten sich die Beschwerden über die kurzen Trailer im Abspann sehr in Grenzen. Die überwältigende Mehrheit der Sky-Kunden stört sich nicht daran – sie sind es größtenteils ohnehin schon von Partnersendern wie 13th Street, TNT Film oder MGM gewohnt. Ob solche Hinweise nun wirklich dazu führen, dass die Zuschauer sich besser über das Programm informiert fühlen und ob sie die Zuschauerbindung in der Tat verbessern, sei dahingestellt.

Klar ist aber auch: Die kleine Gruppe der Schreihälse gehört ebenfalls zu den zahlenden und oftmals treuen Sky-Kunden. Sie sehen dem Untergang des Abendlandes entgehen, spekulieren über baldige richtige Unterbrecherwerbung während der Blockbuster und beschwören andere Dämonen hervor. Angekündigt ist nichts von dem, aber gejammert werden kann durchaus schon Monate im Voraus. Ein Sender mit so großer Kundschaft wie Sky wird nie 100 Prozent seiner Haushalte komplett glücklich machen können, wenngleich dies natürlich immer das Ziel sein muss. Am Montag zeigte sich ein Sky-Sprecher gegenüber Quotenmeter.de bemüht zu erwähnen, dass es sich bei den Trailern aktuell um einen Test handle und dass die Zuschauerreaktionen natürlich auch in die Auswertung dieses Versuchs mit einfließen. Ausgang: Völlig offen. Sky selbst sieht den TV-Tipp derweil als Service für seine Zuseher.

So lange nicht jeder Filmabspann mit Trailern versehen wird und Filmjunkies weiterhin die Möglichkeit haben sich jede Produktion in voller Länge und ohne Hinweise aufzunehmen – bei welcher Ausstrahlung auch immer – und auch die Primetime nicht flächendeckend von Trailern betroffen ist, erklärt sich der Zwergenaufstand nicht wirklich.
08.02.2011 10:16 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/47598