Neu im Kino: Kalenderwoche 41

Schumachers 12, McKays Cops und Snyders Eulen. Plus: Der Libanon-Krieg und ein junger Johann Goethe.

«Twelve»
Joel Schumacher hat Batman zu Grunde gerichtet. Mit dieser oder einer ähnlichen Aussage enden die meisten Diskussionen über den «Batman & Robin»-Regisseur. Während man sich darauf noch irgendwie einigen kann, spaltet die allgemeine Karriere des heute 71-Jährigen durchaus regelmäßig de Gemüter des internationalen Kinos. Da wären « The Lost Boys» (1987), «Falling Down» (1993) oder «Nicht auflegen!» (2003), die neben den hervorragenden darstellerischen Leistungen auch durch einwandfreie Iszenierung zu überzeugen wusste. In ihrem Schatten stehen Filme wie «Entscheidung aus Liebe» (1991), «8mm» (1999), «Blood Creek» (2009) und diverse weitere, von denen man gar nicht sprechen mag. Viele empfehlen Schumacher scherzhaft auf seine alten Tage ins Porno-Business zu wechseln, da die Sexszenen noch das Beste an seinen Arbeiten seien. Auch sein neuester Film «Twelve» fiel bei Kritikern und Publikum völlig durch: Schon beim Screening des Sundance Film Festivals hielt sich die Presse nicht zurück und amüsierte sich über die überspitzt dramatische Story. Mit einem geringen Budget von circa fünf Millionen Dollar im Rücken konnten bislang nur etwa 185.000 Dollar wieder eingespielt werden.

Chace Crawford, bekannt als Nate aus «Gossip Girl», porträtiert White Mike, der als Sohn eines Millionärs tief in der Upper-East-Side-Szene steckt und nach dem Tod seiner Mutter die Schule schmeißt, um mit Drogen zu dealen. Den wirklich gefährlichen Stoff rührt er dabei aber nicht an. Als ihm sein Lieferant also das neue Designerstück 'Twelve', eine Mischung aus Kokain und Ecstasy anbietet, lehnt Mike ab. Nur, um feststellen zu müssen, dass die verzogenen Gören der Schikeria sich das Zeug anderweitig besorgen. Auf einer Geburtstagsparty, angepriesen als das Event des Jahres, eskaliert die Situation schließlich. An Crawfords Seite spielen Julia Roberts Nichte Emma Robberts, Macaulay Culkins Bruder Rory und Curtis Jackson alias Rapper '50 Cent'. Kiefer Suthlerland, ein alter Freund Schumachers spricht den Voice-Over-Text der Geschichte. Diese basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Nick McDonell, der mit 17 seine Erfahrungen aus der mondänen Gesellschaftsschicht mit krasser Fiktion vermischte.

OT: «Twelve» von Joel Schumacher; mit Chace Crawford, Emma Roberts, Curtis Jackson, Rory Culkin, Charlie Saxton und Kiefer Sutherland.




«Die etwas anderen Cops»
Nach «Anchorman» (2004), «Ricky Bobby» (2006) und «Die Stiefbrüder» (2008), handelt es sich bei «Die etwas anderen Cops», im Original «The Other Guys», bereits um die vierte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Adam McKay und Schauspieler Will Ferell. Ein Team, das unheimlich gern gesehen ist, wie man an den Promo-Aktionen des Filmes zweifelsfrei erkennt: Im Rahmen der 12. US-Staffel «Big Brother» gab es beispielsweise einen Wettkampf, der den Siegern ein Pre-Airing des Filmes versprach. Während die Hauptdarsteller Ferrel und Mark Wahlberg hier nur über Bildschirme einen Auftritt absolvierten, ließen sie es sich bei «America's Got Talent» nicht nehmen persönlich aufzutauchen. An ihrer Seite spielen in «Die etwas anderen Cops» Eva Mendes, Dwayne Johnson, Samuel L. Jackson und Michael Keaton. Cameo-Auftritte gibt es von Brooke Shields (verheiratet mit Co-Autor Chris Henchy), Tracy Morgan und Derek Jeter. Rapper Ice-T gibt sich als Erzähler die Ehre.

Zum Inhalt: Seit sieben Jahren ist Detective Terry Hoitz (Wahlberg) nun schon der Partner des Schreibtischhengstes Allen Gamble (Ferell), dessen Waffe inzwischen durch ein aus Holz geschnitztes Duplikat ersetzt wurde. Grund für die Versetzung von der Straße war sein Schuss auf den Baseballspieler Derek Jeter während der World Series. Nur eines haben Hoitz und Gamble gemeinsam: Ihre Bewunderung für die Kollegen Danson (Johnson) und Highsmith (Jackson), die das perfekte Polizeiduo abgeben. Bis es sie kalt erwischt und die billigen Plätze plötzlich zur Luxus-Loge werden. Anders gesagt müssen sich Hoitz und Gamble nach all den Jahren endlich im Einsatz beweisen – und sorgen dabei für nicht wenig Kollateralschaden. Von Kritikern wird «Die etwas anderen Cops» als beste Buddy-Komödie des Jahres gelobt, auch an den Kinokassen stimmte das Ergebnis. Was Markus Trutt zum Action-Spektakel zu sagen hat, lesen sie am Freitag in der Quotenmeter.de-Kinokritik.

OT: «The Other Guys» von Adam McKay; mit Will Ferell, Mark Wahlberg, Eva Mendes, Dwayne Johnson, Samuel L. Jackson und Michael Jackson.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Mehr zu den Filmen Die Legende der Wächter» und «Goethe!».

Schumachers 12, McKays Cops und Snyders Eulen. Plus: Der Libanon-Krieg und ein junger Johann Goethe.

«Die Legende der Wächter»
«Guardians of Ga'Hoole» ist eine äußerst beliebte Buchreihe, deren erster Teil 'The Capture' 2002 erschien und die nach 14 weiteren Bänden 2008 endete. Zwar handelt alles von sprechenden Eulen, allerdings ist die Serie nicht wirklich auf eine junge Leserschaft, sondern eher Teenager und Erwachsene ausgerichtet. Hierzulande erscheint der erste Band erst pünktlich zum Start der Verfilmung in deutscher Fassung. Hauptcharakter ist Soren, der von seinem älterem Bruder Kludd aus dem Nest geschmissen wird und so in die Gewalt der St. Aegolius Academy für verweiste Eulen kommt. Dort werden die Jungtiere ihres Willens und ihrer Kraft beraubt, sodass auf keinen Fall eine Rebellion entstehen kann. Doch Soren zeigt sich resistent gegen einige der Vorgehensweise seiner Wärter, schließt Freundschaft mit anderen Eulen und plant die Flucht. Der Film nahm sich die ersten drei Bücher der Reihe zum Vorbild. Adaptiert wurde sie von den Drehbuchautoren John Orloff («Ein mutiger Weg») und John Collee («Happy Feet»).

Gesichert hatte sich Warner Bros. die Rechte an der Geschichte bereits 2005. Eigentlich sollte sich nämlich Kathryn Lasky, die Verfasserin der Bücher, für den entsprechenden Screenplay verantwortlich zeichnen. Doch das Konzept wurde umgeworfen und im April 2008 landete das Projekt schließlich im Schoss Zack Snyders, dem Regisseur der visionären Werke «300» und «Watchmen». Für den 44-Jährigen ist «Die Legende der Wächter» der erste computer-animierte Film seiner noch jungen Karriere. Hinter den Animationen steht die Effektschmiede Animal Logic, die mit «Happy Feet» ihren ersten großen Coup feierte. Sollte sich der finanzielle Erfolg einstellen, dürfte einer Fortsetzung nichts im Wege stehen. Material ist ja immerhin reichlich vorhanden.

OT: «Legend of the Guardians: The Owls of Ga'Hoole» von Zack Snyder; mit Jim Sturgess, Geoffrey Rush, Emily Barclay, Anthony LaPaglia, Hugo Weaving und Sam Neill.

«Lebanon»
Der Krieg tobt im Zielfernrohr: Für den jungen Israeli Shmulik ist es nicht nur - wie für den Rest der Welt - der erste Tag des Libanon-Feldzuges. Für den Soldaten ist es nichts, dass in Worte gefasst werden kann, sondern die pure Furcht, dass es sich bei 1982 um das letzte Jahr seines Lebens handeln mag. Gemeinsam mit drei weiteren unerfahrenen Männern ist er Teil einer Panzerbesetzung, die nach Beschuss der Luftwaffe hinter feindliche Linien vordringt. Doch die Angst lässt die Truppe abseits des erschreckenden Geschehens verharren. Ihre Rolle als Beobachter treibt sie zunehmend zur Verzweiflung – als eine unschuldige Familie vor ihren Augen zum Opfer einiger Hisbollah-Krieger wird, überwinden sie ihre Blockade und ergreifen die Iniatitive.

«Lebanon» stammt von Samuel Moaz, der selbst am Libanon-Feldzug teilnahm und laut eigener Aussage mehr als zwei Jahrzehnte brauchte, um das Erlebte zu verarbeiten und zu Papier zu bringen. Die durch die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen unterstützte Produktion wurde von Kritikern begeistert aufgenommen und heimste zahllose Nominierungen und Auszeichnungen ein, darunter den Goldenen Löwen, den Human Values Award und den Goldenen Frosch für die herausragende Kameraarbeit.

OT: «Lebanon» von Samuel Moaz; mit Oshri Cohen, Zohar Shtrauss, Michael Moshonov, Itay Tiran und Yoav Donat.




«Goethe!»
Das Ausrufezeichen macht deutlich, was Philipp Stölzl mit seinem neusten Werk über die Legende Johann Wolfgang von Goethe erreichen möchte: sie aufpeppen oder - mit den Worten des Produzenten und Drehbuchautoren Christoph Müller – entstauben. Dabei ging es dem deutschen Regisseur, der mit Musikvideos für Rammstein und Evanesence seinen Durchbruch feierte, weniger um historische Detailversessenheit als die interessante Persönlichkeit, die sich hinter dem Namen Goethe versteckt. Nach dem dramatischen «Nordwand» (2008) folgt nun also eine leichtere, lebensbejahende Lektüre. Denn nicht zuletzt ist «Goethe!» eine Liebesgeschichte. Der Film spielt zu den Sturm-und-Drang-Zeiten des jungen Dichters, den es von seinem Jurastudium gelangweilt ans Reichskammergericht zieht , wo er die bildhübsche Charlotte kennen- und liebenlernt. Nur ist diese schon seinem Vorgesetzten Kestner zur Ehefrau versprochen.

Die Hauptrolle Goethes übernimmt dabei der 29-Jährige Alexander Fehling, bekannt aus dem Drama «Am Ende kommen Touristen», für das er den deutschen Film-Förderpreis verliehen bekam. Miriam Stein mimt Charlotte, Moritz Bleibtreu den gefährlichen Nebenbuhler Kastner. Von der Qualität des Stückes können sich deutsche Kinogänger ab dem morgigen Donnerstag überzeugen.

OT: «Goethe!» von Philipp Stölzl; mit Alexander Fehling, Miriam Stein, Moritz Bleibtreu, Volker Bruch und Burghart Klaußner.
13.10.2010 15:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/45161