Die Kritiker: «Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen»

Story
Die hochschwangere Albanerin Rozafa Krasnic lebt als Illegale in Italien. Nach der schweren Geburt ihres Kindes behauptet der Krankenhausarzt, ihr Baby sei bei der Entbindung gestorben. 14 Monate später wird Rozafa erschlagen aufgefunden. Die Carabinieri unter Führung von Capitano Marvilli verhaften den Kinderarzt Gustavo Pedrolli, der Rozafas Sohn illegal adoptiert hatte. Marvilli zweifelt nicht daran, dass Pedrolli Rozafa aus dem Weg räumte, als sie ihr Kind zurückverlangte.

Doch Brunetti sind die Wildwestmethoden seines sizilianischen Kollegen mit den Cowboystiefeln ein Dorn im Auge. Nach kurzem, aber heftigem Disput entschließen sich die beiden unterschiedlichen Polizisten jedoch zur Kooperation und stoßen bei ihren gemeinsamen Ermittlungen auf weitere Verdächtige: Bianca Pedrolli, Tochter des fremdenfeindlichen Politikers Giovanni Marcolini hat offenbar etwas zu verbergen. Der religiös fanatische Apotheker Franchi spioniert in den Krankenakten seiner Kunden, darunter auch das Ehepaar Pedrolli. Und Rozafas Cousin Sorim hat plötzlich eine Menge Geld. Da die Spuren nicht zum Ziel führen, geben Brunetti und Signorina Elettra sich als kinderloses Ehepaar aus, um der illegalen Adoptionsagentur - im Volksmund „Klapperstorch" genannt - auf den Zahn zu fühlen. Dabei kommen sie dem zwielichtigen Klinikarzt Dr. Linero auf die Schliche. Doch Brunetti glaubt nicht, dass dieser der Mörder ist.

Darsteller
Uwe Kockisch («Weissensee») ist Guido Brunetti
Julia Jäger («Schaumküsse») ist Paola Brunetti
Michael Degen («Die Patin») ist Vice-Questore Patta
Karl Fischer («Detektiv wider Willen») ist Sergente Vianello
Annett Renneberg («Kommissar Stolberg») ist Signorina Elettra
Gregor Törzs («Die Trickser») ist Capitano Marvilli
Nadeshda Brennicke («8 Uhr 28») ist Bianca Pedrolli

Kritik
Donna Leons triviale Kitschromane zeichnen sich vornehmlich durch ihre durchwegs seichten Storys und platten Figuren aus. Die Verfilmungen ihrer Bücher gehen dabei einen ähnlichen Weg; so auch der neueste Teil der Reihe, «Lasset die Kinder zu mir kommen». Zwar wird im Drehbuch von Stefan Holtz und Florian Iwersen durchaus der Versuch unternommen, einen sinnvollen Spannungsbogen aufzubauen, doch der Film scheitert an dieser Aufgabe ständig. Der Mordfall an sich ist nicht sonderlich spektakulär, und die wirren und zumeist vollkommen unglaubwürdigen Verwicklungen, die sich die Autoren hier aus den Fingern gesaugt haben, vermögen es nicht, ein Interesse an der Handlung und den Figuren aufzubauen, geschweige denn längerfristig aufrechtzuerhalten.

Zudem verstrickt man sich leider in zu viele sinnentleerte und todlangweilige Sub-Plots, vornehmlich über den lapalienhaften Alltag von Vice-Questore Patta, und ein kleines, seichtes Familiendrama im Hause Brunetti. Nichts davon ist wirklich ernst oder hat in irgendeiner Weise eine übergeordnete Relevanz vorzuweisen. Stets versumpft man in der debilsten Trivialität. Der Film bietet schöne Hintergrundmusik und Aufnahmen einer schönen Stadt. Da scheinen Story und Charaktere den Autoren allzu gleichgültig zu sein, was sich jedoch sehr schnell rächt.

Klar, dass hier am Set nicht mehr allzu viel zu retten ist. Uwe Kockisch spielt den Hauptprotagonisten vollkommen unspektakulär, was mit dem verlotterten Drehbuch recht gut in Einklang steht. Wie die Figur hat auch der Schauspieler keine Besonderheit, keine Individualität vorzuweisen. Auch der Rest des Casts begnügt sich mit einem seelenlosen Herunterspielen seiner Kitschrollen. Lediglich Nadeshda Brennicke merkt man an, dass sie mit der geballten Eintönigkeit äußerst unterfordert ist und in komplexeren Rollen deutlich besser aufgehen kann. Somit bleibt «Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen» von Regisseur Sigi Rothemund ein durchwegs lascher Krimi ohne Spannung oder Esprit.

Das Erste zeigt «Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen» am Donnerstag, den 07. Oktober 2010, um 20.15 Uhr.
06.10.2010 11:07 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/45018