Neu im Kino: Kalenderwoche 39

Veronica beschließt zu sterben und Gru stiehlt den Mond. Außerdem: Zeitreisen und der letzte Exorzismus.

«Ich – einfach unverbesserlich»
Vor inzwischen drei Jahren gab Chris Meledandri seinen Posten bei 20th Century Fox Animation auf und gründete kurzerhand sein eigenes Studio, Illumination Entertainment. Ko-Teilhaber ist Universal, das die entstehenden Filme allesamt exklusiv an den Mann bringen darf. Unter der Leitung Meledandris, John Cohens (vormals auch Fox) und Janet Haley (vormals DreamWorks) hauchte man seinem erstem Streich «Despicable Me», hierzulande «Ich – einfach unverbesserlich», Leben ein. Und der schlug in den Vereinigten Staaten ein wie eine Bombe: Mit einem Budget von 70 Millionen Dollar im Rücken spielte der animierte 3D-Film bislang mehr als 340 Millionen wieder ein. Die Kritiker waren überwiegend begeistert und die Feuertaufe für Illumination Entertainment überstanden. Acht weitere Projekte hat das Studio aktuell in der Pipeline, darunter selbstverständlich ein Sequel zu «Ich – einfach unverbesserlich».

Die Komödie handelt von Gru, dem bis zuletzt erfolgreichsten Bösewicht der Welt. Das von hunderten Handlangern bediente Genie läuft allerdings ernsthafte Gefahr diesen Ruf zu verlieren – mit Vector ist nämlich ein jüngerer und gleichermaßen gerissener Fiesling am Werke, die Menschheit unter seine Gewalt zu bringen. Um seine Macht zu demonstrieren, hat Vector unter anderem die Giza-Pyramide durch ein Gummi-Duplikat ersetzt. Gru sieht keinen anderen Ausweg als endlich seinen Masterplan in die Tat umzusetzen und den Mond zu stehlen. Die 'Bank des Bösen“ will ihm aber keinen Kredit ausstellen, weshalb Gru Vector nur noch mit seinen eigenen Waffen schlagen kann. Komisch, aber wahr: Drei Waisenkinder scheinen der Weg zum Erfolg zu sein. Gru adoptiert die Kleinen und wird von Ihnen bald darauf eines besseren Lebensstil belehrt. Für den Film versammelte man eine ganze Riege von hochkarätigen Hollywood-Stars: Steve Carrel («The Office») spricht Gru, Jason Segel («How I Met Your Mother») leiht Vector seine Stimme. Andere Voice Actors sind Russel Brand, Will Arnett und Teenicon Miranda Cosgrove («iCarly»). Unser Kritiker Sidney Schering sagt am Freitag, ob ein Kinobesuch eine lohnende Investition ist.

OT: «Despicable Me» von Chris Renaud, Pierre Coffin und Sergio Pablos; mit Steve Carrel, Jason Segel, Russel Brand, Julie Andrews und Kristen Wiig.

«Hot Tub»
In den Vereinigten Staaten kam «Hot Tub Time Machine» bereits im März dieses Jahres in die Lichtspielhäuser und konnte dort sowohl sein Budget von etwa 30 Millionen Dollar annähernd verzweifachen als auch die Kritiker von sich überzeugen. Was hierzulande demnach so viel Zeit in Anspruch genommen haben muss, liegt auf der Hand: Der fantastische Beititel, den man der Arbeit aufgedrückt hat. «Hot Tub – Der Whirpool ... ist 'ne verdammte Zeitmaschine». Auslassungspunkte, Umgangssprache und ein Fluchwort. So weiß immerhin jedermann, was Sache ist. Der Film dreht sich um drei beste Freunde, die den Begriff Looser prägen wie niemand sonst. Adam (John Cusack) wurde mal wieder von seiner aktullen Lebensgefährtin verlassen, der geschiedene Lou (Rob Corddy) ist unter einem Berg aus Schulden begraben und Nicks (Craig Robinson) stets fauchende Gattin betrügt ihn mit einem kalten Lächeln. Zu diesem trostlosen Triumvirat stößt nun auch noch Adams Neffe Jacob (Clark Duke), der sich in dessen Keller einnistet und den Tag mit Videospielen verbringt.

Nach einem misslungenden Selbstmordversuch seitens Lou sehen sich seine Seelenverwandten gezwungen, die Iniative zu ergreifen und der gesamten Clique ein Wochenende zu schenken, das sie so schnell nicht vergisst. Gesagt, getan: Nachdem der illegale russische Energy Drink 'Chernobly' auf das Innenleben eines Whirpools trifft, verschlägt es Adam & Co. zurück in ihre Jugend. Nur Jacob, damals noch nicht einmal gezeugt, bleibt im selben Körper stecken. Regie führte Steve Pink, der gemeinsam mit John Cusack und D. V. DeVincentis die Schule besuchte und anschließend die Filmschmiede New Crime Productions gründete. Unter ihren wachsamen Augen enstanden so schon «High Fidelity» und «Grose Pointe Black», die ebenfalls Cusack zum Hauptdarsteller hatten. Ein bei der anvisierten Zielgruppe von «Hot Tub» vermutlich bekannterer Film Pinks ist «S.H.I.T. - Die High School GmbH» (im Original: «Accepted»).

OT: «Hot Tub Time Machine» von Steve Pink; mit John Cusack, Clark Duke, Craig Robinson, Rob Corddry, Sebastian Stan und Lizzy Caplan.




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Veronica beschließt zu sterben und Gru stiehlt den Mond. Außerdem: Zeitreisen und der letzte Exorzismus.

«Veronica beschließt zu sterben»
Von etwaigen Verzögerungen hinsichtlich der Veröffentlichung können die «Veronica beschließt zu sterben»-Produzenten sicherlich ein Liedchen singen. Nur dass der deutsche Release dem amerikanischen in diesem Fall tatsächlich um rund drei Monate zuvorkommt. Eigentlich war der US-Start bereits im September 2009 vorgesehen, doch das viel gelobte Drama und seine potentiellen Zuschauer wurden lediglich ein weiteres Mal enttäuscht. In beispielsweise Polen, Schweden und Russland ist der Film längst in den Kinos angekomnnen. Der Grund für den konstanten Aufschub: Mit hohen Einspielergebnissen ist bei dem Indie-Streifen nicht zu rechnen – weshalb er wohl auch nur im Repertoire bestimmter deutscher Filmpaläste auftauchen wird. Die Hauptrolle ging an Sarah Michelle Gellar, bekannt als Vampirjägerin der Kultserie «Buffy». Für ihr Porträt der Protagonistin Veronica erhielt sie von allen Seiten großes Lob.

Zu Story: Veronica ist in der Blüte ihres Lebens. Bezaubernd schön, erfolgreich, glücklich. Es hat zumindest den Anschein – bis sie sich eine Überdosis Schlaftabletten in den Rachen wirft und selbst zur Ruhe bettet. Nur, um anschließend in einer psychiatrischen Klinik aufzuwachen und von den Ärzten mitgeteilt zu bekommen, auf Grund der medizinischen Folgen circa noch eine Woche zu leben. Die junge Frau verzweifelt an der Tatsache, den Zeitpunkt ihres Todes nicht selbst bestimmen zu können und stellt das Leben der anderen Patienten mit ihrer nihilistischen Attitüde gehörig auf den Kopf. Als sie sich in den schizophrenen Eward verliebt, wird die ohnehin tragische Situation nur schlimmer. «Veronica Decides to Die» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Paulo Coelho, der einige Male auch für das Theater adaptiert wurde. Der Song 'Saint Veronica' von Billy Talent widmet sich ebenfalls der fiktiven Geschichte. Diese spielt sich in der Vorlage in Slovenien ab . Für ihren Film machte die eher unbekannte Regisseurin Emily Young allerdings New York zum Schauplatz.

OT: «Veronica Decides to Die» von Emily Young; mit Sarah Michelle Gellar, Jonathan Tucker, Erika Christensen, Melissa Leo und David Thewlis.

«Der letzte Exorzismus»
Einen Monat nach dem Startschuss in den Staaten wird «Der letzte Exorzismus» nun auch in deutschen Städten durchgeführt. Das Thema der Teufelsaustreibung beschäftigt Filmemacher und Zuschauer nun schon seit William Friedkin 1973 mit «The Exorcist» den bis dato erfolgreichsten Horrostreifen drehte. Folgen sollten Werke wie «Stigmata», «The Exorcism of Emily Rose» und auch die beliebte Serie «Supernatural». Der deutsche Regisseur Daniel Stamm beleuchtet das Genre dabei auf seine Weise: Im Mockumentary-Style, bekannt aus «Blair Witch Project», «Cloverfield» oder auch «Stromberg». Erzählt wird die Geschichte von Reverend Cotton Marcus (Patrick Fabian), der sich eingestehen muss, dass sein angeblicher Exorzismus nichts anderes als Hokus Pokus ist, dem viele Unschuldige zum Opfer fallen. Er fasst den Entschluss, seine Charade mithilfe eines Kamerateams aufzudecken, das ihn bei seinem letzten Auftrag begleitet. Doch in der jungen Nell scheintt atsächlich mehr zu stecken, als gedacht – eine womöglich teuflische Macht.

Ein Budget von etwa zwei Millionen Dollar steht hier einem Einspielergebnis von 40 Millionen gegenüber – und das nach vier Wochen. Für Stramm der klare Weg nach Hollywood. Der von Kritikern positiv aufgenommene Film wurde im Übrigen von Eli Roth («Hostel») produziert. Außerdem bediente er sich einer eher seltenen Marketingstrategie via Chatroulette: Ein Mädchen legt einen kurzen Striptease hin, bevor sie sich urplötzlich in ein Monster verwandelt und den Bildschirm attackiert. Anschließend wird der Link zur Filmhomepage eingeblendet.

OT: «The Last Exorcism» von Daniel Stamm; mit Patrick Fabian, Iris Bahr, Louis Herthum und Ashley Bell.
29.09.2010 15:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/44871