Beim Bart(h)e des Proleten!

Unser Kolumnist über die RTL-Sendung «Willkommen bei Mario Barth».

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das denken sich vermutlich einige Zuschauer von Mario Barth. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich das Publikum sowohl in seinem Live-Programm, wie auch in seiner eigenen TV-Show «Willkommen bei Mario Barth» nach wie vor über abgedroschene Macho-Witze und Männer-Frauen-Klischees amüsieren kann. Doch die Taktik die scheint zu funktionieren, denn sonst könnte "Deutschlands erfolgreichster Comedian" nicht seit nunmehr 7 Jahren mit dem gleichen Programm mit jeweils leicht verändertem Titel (aktuell: "Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!") auftreten. Klar ist, wer zu Mario Barth geht, darf keine anspruchsvolle Meisterleistung erwarten. Seichte Unterhaltung muss auch ihre Berechtigung haben, doch wenn man mal nichts Böses ahnend am späten Samstagabend auf RTL schaltet, wundert man sich als durchschnittlich gebildeter Mensch schon, was inzwischen so alles als "Comedy" durchgeht.

Im kurzen Stand-Up-Teil der Sendung, zündet erfahrungsgemäß keine Pointe, denn Barth erzählt prinzipiell keine lustigen Sachen. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, jeden Satz durch mehrfaches Eigengelächter zu unterbrechen. Im Barth-Universum zählt vielmehr die Behauptung der Witzigkeit. "Pass uff! Jetzt kommts! Alter, dit is der Hamma!" So bereitet Mario sein Publikum darauf vor, dass es bitte gleich in johlende Begeisterungsstürme auszubrechen hat. Für den Fall, dass die Zuschauer etwas begriffsstutziger als erwartet sind, wird jede Anti-Pointe noch minutenlang herausgezögert und gerne auch durch mehrfaches "Verstehste?!" untermauert. Das ist mitnichten geschundene Sendezeit - so funktioniert einfach Humor 2.0 im Barth-Zeitalter.

In seiner TV-Show empfängt Barth auch regelmäßig Talkgäste. Wobei der Begriff "Talk" viel zu hoch gegriffen ist, denn ein richtiges Gespräch will mit keinem der geladenen Prominenten aufkommen. Unser Mario hört sich eben am liebsten selbst reden und wäre ohne seine Moderationskärtchen hilflos verloren. Konversation spielt in der Show ohnehin nur eine untergeordnete Rolle, denn das Multitalent zieht es vor, die Zeit mit "rischtisch geilen Aktionen" totzuschlagen. So amüsierte er sich beispielsweise mit Promiazubine Jana Ina lieber über diverse Vibratoren und Dildos. "Kennste Sexspielzeug?", so der gelungene Aufhänger dieses Showteils, der im Grunde keinerlei Sinn machte, außer dass sich Mario & Jana Ina wie zwei präpubertäre Spätentwickler an der Beate Uhse-Sonderausstattung erfreuen konnten. Mit Atze Schröder verkleidete er sich anschließend als Frauen (ebenfalls völlig ohne Sinn) und spielte mit Jana Ina und Sängerin Ke$ha "Bitch-Volleyball" (ich frag erst gar nicht...). "Wir sehen aus wie Puff-Muttern" quietsche die vergnügte Jana Ina. Wenigstens wissen wir nun, warum so viele Ausländer denken, dass die Deutschen keinen Humor haben. Die Anwort liefert «Willkommen bei Mario Barth».
23.05.2010 00:00 Uhr  •  Glenn Riedmeier Kurz-URL: qmde.de/42126