Die Kritiker: «Bionic Woman» (1x01)

Story
Jaime Sommers hatte es nie einfach. Sie kämpft sich als Barkeeperin durchs Leben und kümmert sich nach dem frühen Tod der Eltern um ihre jüngere Schwester Becca, die sich als etwas rebellisch erweist. Einziger Lichtblick ist ihre Beziehung zu dem Arzt und Chirurgen Will Anthros, der sie eines Abends bittet mit ihm nach Paris zu ziehen. Doch auf dem Heimweg vom Restaurant werden sie in einen Autounfall verwickelt, Jaime wird lebensgefährlich verletzt. Sie erwacht aus dem Koma und kann nicht glauben, was mit ihr geschehen ist.

Von ihrem Liebhaber Will Anthros wird sie operiert. Er setzt ihr neue bionische Implantate ein – ohne ihre Zustimmung -, wodurch sie Superkräfte entwickelt. Sie verfügt nun über einen neuen Arm, ein neues Auge und zwei neue Beine, in ihr Gehirn wurden Mikrochips gepflanzt. Damit kommt die einstige Barkeeperin nicht klar, ist aufgebracht und schlägt zunächst um sich, bevor sie ruhig gestellt werden kann. Mit ihren neuen Kräften muss Jaime erst einmal fertig werden, was ihr alles andere als leicht fällt. Als ihr klar wird, dass die Technologie, die nun ein Teil von ihr ist, zu militärischen Zwecken verwendet werden kann, verweigert sie sich und flüchtet. Es dauert noch einige Zeit, ehe sie ihren neuen Körper akzeptiert.

Durch die kybernetischen Implantate wird Jaime zur «Bionic Woman»: Besser, stärker, schneller - eine Superheldin mit unglaublichen Fähigkeiten, die fortan als Undercover-Agentin für die Regierung arbeiten soll. Die Gewöhnungsphase für Jaime in ihrem neuen Leben beginnt nur schwerlich. Wenig später trifft sie auf Sarah Corvus. Sie war die erste bionische Frau, allerdings hat ihre Psyche dem Druck nicht standgehalten und sie hat mehrere Menschen getötet, woraufhin sie eigentlich liquidiert werden sollte. Nachdem Sarah auf Will schießt, kommt es zu einem ersten Kampf zwischen den beiden Frauen.

Darsteller
Michelle Ryan («One Night in Emergency») ist Jaime Sommers
Miguel Ferrer («Psych», «Lie To Me») ist Jonas Bledsoe
Molly Price («Private Practice», «The Mentalist») ist Ruth Truewell
Will Yun Lee («The King of Fighters») ist Jae Kim
Chris Bowers («The Good Life», «Law & Order») ist Dr. Will Anthros

Kritik
Die im kanadischen Vancouver, wo jetzt die olympischen Spiele stattfanden, gedrehte US-Serie wird von RTL II auf dem deutschen Markt ausgetestet. Denn in den Vereinigten Staaten hatte die Science-Fiction-Serie wenig Erfolg: Auf NBC wurden acht Folgen der ersten Staffel gezeigt, dann wurde die Serie eingestellt. Erzählt wird die Geschichte von Jaime Sommers, gespielt von der leider nur teilweise überzeugenden Michelle Ryan. Die Kellerin wird nach einem Unfall zur Frau mit übernatürlichen Fähigkeiten und arbeitet als Undercover-Agentin. So einfach ist der Plot auch schon eigentlich beschrieben. Denn viel mehr passiert in der Pilotfolge nicht. Zwar kann sich Jaime noch nicht mit ihrem neuen Körper aus kybernetischen Implantaten anfreunden, dreht durch und kommt dann zur Besinnung, doch schon bald nimmt sie erwartungsgemäß ihre neue Rolle an.

Dabei ist die US-Serie auch ein zumindest zeitgemäßes Remake der Kultserie «Die 7-Millionen-Dollar-Frau» aus den 70er Jahren. Grundlage hiervon war wiederum die erfolgreiche Serie «Der 6-Millionen-Dollar-Mann». Und so ist es wenig verwunderlich, dass die Pilotfolge den Namen «Die 50-Millionen-Dollar-Frau» trägt. Gemessen an den zahlreichen Implantaten ist diese Summe nicht unrealistisch und da die Regierung ihre Finger im Spiel hat, durchaus ein logisches Projekt, das man mit der ehemaligen Kellerin ohne ihre Zustimmung betrieben hat. So wird sie zur teuersten Serien-Heldin – denn die bekanntesten Prothesenträger der genannten früheren Serien kommen zusammen auf 13 Millionen Dollar. Die «Bionic Woman» kostet da schon eine ganze Ecke mehr. Doch ist sie das auch Wert?

Die US-Serie kommt zwar sehr actionreich daher, die Spannung wird aber größtenteils auf Sparflamme gehalten. Zudem fehlt eine eindeutige Charakterzeichnung. Vor allem letzteres hat man wohl mehr als versäumt. Dadurch gelingt keine Bindung des Zuschauers weder zur Hauptfigur noch zu sonst einem Charakter in der Serie. Somit ist es beinahe auch kein Wunder, dass dank sinkenden Quoten NBC die 50-Millionen-Dollar-Frau schon wieder verschrotten ließ. Denn nicht einmal als «Bionic Woman» in ihrem neuen Körper erwacht und zunächst arge Probleme hat diesen anzunehmen, können keine Emotionen geweckt werden. Das ist insofern ein Knackpunkt, legt dies doch die Basis einer Identifizierung des Publikums mit seinem Superhelden. Auch sonst wirkt die US-Serie äußerst kalt und gefühllos. Zu maschinell eben. Doch jene trockene Art, die beim «Terminator» noch gut ankommt, ist hier ein großes Manko, was am eher schwachen Drehbuch und den blassen Schauspielern liegt.

Die Action erreicht schließlich ihren Höhepunkt als der erste Kampf der neuen Superheldin beginnt. Zumindest diese Sequenz wurde überzeugend inszeniert – Action-Fans kommen auf ihre Kosten. Die Story lässt aber die einen oder anderen Fragen offen, die aber möglicherweise in den folgenden Episoden beantwortet werden. Wer Anspruch auf eine tiefgründige Geschichte mit zugehörigen Emotionen hegt, ist bei «Bionic Woman» Fehl am Platz. Pure Action-Freunden dürfte die Serie aber Spaß machen, zumindest dann wenn man keinen großen Wert auf Charakterzeichnung legt. Denn in dieser Hinsicht ist 50-Millionen-Dollar-Frau «Bionic Woman» eindeutig überteuert.

RTL II zeigt die Science-Fiction-Serie «Bionic Woman» ab dem 03. März 2010 um 22.05 Uhr.
02.03.2010 12:28 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/40501