Der Fernsehfriedhof: «Und Tschüss!»

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 51: Die Ruhrpott-Proleten kommen.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Serie, die nur in den 90er Jahren möglich war.

«Und Tschüss!» wurde am 08. Mai 1995 bei RTL geboren und entstand zu einer Zeit, als die ganze Republik dank Tom Gerhardt und den Manta-Filmen im Proletenfieber war. Was lag daher näher, als aus diesem Klientel eine eigene Fernsehserie zu produzieren?

Im Zentrum stand dabei der Amerika-Fan Günni, dessen große Liebe sein roter 69er Ford Mustang war. Erst an zweiter Stelle folgte seine Freundin Petra, was nicht zuletzt daran lag, dass sie eine Buchhändlerin war, die ihn stets zu mehr Verantwortung drängte. Wenn Günni nicht in seiner Tankstelle arbeitete, hing er mit seiner bunt gemischten Clique ab, die aus dem Zivi Jürgen, dem Gruftie Zombie mit stilechtem Leichenwagen, dem Straßenmädchen Eddie, der ewig nach Liebe suchenden Silke und dem Ossi Raul bestand. Dessen Vater gehörte mit der Kneipe „Industrie“ der Lieblingstreffpunkt der Gang. Zusammen machten sie Essen und das umliegende Ruhrgebiet unsicher und erlebten immer wieder die gleichen Abenteuer, die sich stets um Autos, Frauen oder das Besiegen von arroganten Snobs drehten. Allein aus der Figurenkonstellation lässt sich erkennen, dass die Autoren der Serie kein Klischee ausließen.

Den Ruhrpott-Proleten Günni verkörperte der mittlerweile anerkannte Schauspieler Benno Führmann, der mit der Serie seinen ersten großen Erfolg feiern konnte. Seinen Kumpel Jürgen spielte der ehemalige «Lindenstraße»-Star Christian Kahrmann, der als Benny Beimer Berühmtheit erlange. Günnis Freundin Saskia wurde von Jessica Stockmann dargestellt, die vor allem durch ihre spätere Moderation der ProSieben-Show «Talk, Talk, Talk» und ihre Ehe mit Michael Stich bekannt wurde. Für die Rolle des rebellierenden Bauunternehmersohnes Zombie entschieden sich die Macher für Andreas Arnstedt, der zuvor als Daniels Sohn Lukas Heitz in der RTL-Soap «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» vor der Kamera stand.

Auch hinter den Kulissen konnten die Produzenten mit Wolfgang Büld einen namhaften Kopf gewinnen. Dieser hatte zuvor den legendären NDW-Film «Gib Gas – Ich will Spaß» mit Nena und Markus, den «Formel Eins»-Film sowie «Go Trabi Go 2» inszeniert. Mit seinem Erfolg «Manta, Manta» mit Til Schweiger und Michael Kessler lieferte er zudem die Vorlage für seine Serie selbst. Trotz des getroffenen Zeitgeistes und der prominenten Besetzung kam die Serie nicht über eine Staffel hinaus. Dennoch wurde die Geschichte in drei nachfolgenden Spielfilmen mit den Titeln «Und tschüss! Auf Mallorca», «Und tschüss! In Amerika» und «Und tschüss! Ballermann Olé» fortgesetzt. Beim zweiten Ausflug auf die Balearen-Insel war Benno Führmann allerdings nicht mehr dabei. Dafür trat Claude-Oliver-Rudolph in einer Nebenrolle auf.

RTL zeigte die Serie ab Mai 1995 immer montags um 20.15 Uhr. Im Jahr 2003 wiederholte sie der Sender ab Juni im freitäglichen Sommerprogramm, ersetzte allerdings die bisherige Titelmelodie von der Band Hexenhaus durch Daniel Küblböcks "Heartbeat". Zuletzt wärmte SuperRTL die drei Filme im Mai 2008 auf.

«Und Tschüss!» wurde am 07. August 1995 beerdigt und erreichte ein Alter von 13 Folgen plus drei Spielfilme. Die Serie hinterließ den Hauptdarsteller Benno Führmann, der anschließend mit den Filmen «Nackt», «Ring der Nibelungen», «Die Sturmflut», «Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken» und «Nordwand» zu einem der erfolgreichsten deutschen Schauspieler wurde und 1999 sogar den deutschen Fernsehpreis erhielt. Christian Kahrmann war später sowohl in zahlreichen belanglosen TV-Filmchen (z.B. «Das beste Stück») als auch in großen Event-Movies wie «Das Wunder von Lengede» und «Der Untergang der Pamir» sowie einigen amerikanischen B-Movies wie «Equilibrium» oder «Das Tribunal» zu bewundern, bevor er zuletzt mit dem Atze-Schröder-Film «U-900» wieder zum Proletenhumor zurückkehrte. Seit 2002 spielt Andreas Arnstadt den Sanitäter Kai Norge in der ZDF-Serie «Küstenwache».

Möge die Serie in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann dem ultimativen Jugendmagazin, das unzählige Moderatoren erlebte.
27.08.2009 11:02 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/36925