Sonntagsfragen an Karsten Petrzika

Mit einem Unentschieden gegen Russland startete die deutsche Handball-Mannschaft in die WM in Kroatien. Erstmals überträgt RTL die Spiele des deutschen Teams. Der Kommentator, Karsten Petrzika, stand Quotenmeter.de Rede und Antwort.

Herr Petrzika, Sie kommentieren die Handball-WM-Spiele des deutschen Teams für RTL – Handball ist aber keine Sportart, die regelmäßig im TV präsent ist. Sagen Sie uns doch einmal, was Sie an dem Handball-Sport so begeistert?
Handball ist ein echter Männersport mit viel Körperkontakt – ganz ohne Schutz. Es ist ein ständiger Kampf um den Ball, ein andauerndes Hin und Her. Im Gegensatz zum Fußball wird im Handball nicht so viel geschauspielert, es fallen wesentlich mehr Tore. Während Fußball fast schon ein Familiensport ist, ist Handball eher in der Kategorie ‚Männer, Schweiß und Bier‘ einzuordnen.

Wie sieht die RTL-Übertragung genau aus?
Wir haben einen Vorlauf von rund 30 Minuten. Marco Schreyl moderiert, Markus Baur ist unser Experte. Wir wollen die Fans auf die anstehende Partie einstimmen, ihnen sagen, auf was es ankommen wird. Sie sollen die Stimmung in der Halle erleben. Und wir wollten ihnen zunächst den Handballsport natürlich auch erklären – und zwar auf eine sehr innovative Weise, auch mittels moderner Technik. Wenn das Spiel beginnt, bin ich dran und auch ich werde versuchen, den Menschen diese Sportart näher zu bringen – vor allem das körperintensive Spiel. Nach der Begegnung gibt es bei uns Interviews und Analysen und wenn wir unsere Sendung beendet haben, wird n-tv nochmals über die Begegnung berichten.

Sie sprechen von moderner Technik…
…ja, wir werden beispielsweise eine Spider-Cam einsetzen, die unter dem Hallendach angebracht ist und über das Spielfeld fliegen kann. Es ist eine gänzlich neue Position das Spielfeld von oben zu sehen – gerade was taktische Dinge angeht, kann man so vieles Dinge deutlich. Darüber hinaus haben wir weitere neue Kamerapositionen und eine Super-Zeitlupe, die alle Bewegungen extrem verlangsamt darstellt. Und – aber das kennt man ja mittlerweile schon – natürlich kommt bei uns auch ein Touch-Screen-Monitor zum Einzeichnen von Positionen und dergleichen zum Einsatz.



Wie viele Menschen werden das vor Ort umsetzen?
Etwa 25 RTL-Mitarbeiter sowie rund 50 externe Dienstleister realisieren die Übertragungen.

War das für Sie eine Überraschung, als RTL bei Ihnen anfragte und sie als Kommentator haben wollte?
Für mich war es eine Überraschung, dass RTL die Rechte im Jahr 2007 gekauft hat. Dann habe ich mir schon Chancen ausgerechnet, weil der Markt an Handballkommentatoren in Deutschland nicht wirklich groß ist. Nach dem Anruf von RTL haben wir uns zusammengesetzt und sehr schnell gemerkt, dass wir ähnliche Sichtweisen haben, wie die Übertragung letztlich aussehen soll.

Wie lange kommentieren Sie Handball schon?
Seit 1994 – zunächst beim ORB, danach beim DSF. Mein Hauptbroterwerb ist allerdings die Bundesliga bei Premiere.

Sie werden jetzt sehr viele Live-Spiele in wenigen Tagen kommentieren. Ist ein rechter Stress, nehme ich an.
Es ist ein schöner Stress. Mir gefällt der Gedanke, dass ich jetzt über längere Zeit nur Handball kommentiere. Sonst wechsle ich zwischen Handball im DSF, der Bundesliga bei Premiere und Volleyball, das ich hin und wieder für sportdigital.tv begleite. Weil ich Handball schon so lange kommentiere, habe ich eine recht große Datenbank, was Spieler und Mannschaften betrifft. Bei der WM 2007 habe ich bereits rund 30 Spiele kommentiert. Ich sauge all das auf, was die Medien in diesen Tagen von den Teams berichten und bin somit bestens vorbereitet.

Wie haben Sie sich in Deutschland vorbereitet?
Ich war mit der deutschen Mannschaft im Trainigslager, habe lange mit Trainer Heiner Brand gesprochen. Seit Mittwoch bin ich in Kroatien dabei, immer eng bei der Mannschaft, um wirklich alle Strömungen mitzubekommen.

Werden wir denn wieder Weltmeister? Was sagen die Strömungen?
Es wird schwierig. Aber: Wir sind Weltmeister und brauchen uns nicht verstecken. Deutschland ist eine große Handball-Nation und wir werden um den Titel in jedem Fall mitspielen, das heißt, dass wir mindestens ins Halbfinale kommen. Man muss aber bedenken, dass es eine neue Mannschaft ist, die mit der Truppe von 2007 nicht zu vergleichen ist. Es sind erfahrene Spieler, die in der besten Handball-Liga der Welt, der deutschen Handball-Bundesliga, spielen. Lasst uns also von der Titelverteidigung träumen.

Sie kommentieren für Premiere auch Spiele der ersten und zweiten Liga. Wenn Sie durch Ihren RTL-Kommentar bekannter werden, erhoffen Sie sich dann auch bessere Partien bei Premiere?
Ich kommentiere die erste Liga – was will man mehr? Premiere hat ein sehr großes Kommentatoren-Team, in dem ich mich sehr wohl fühle. Ich war für Premiere auch schon bei Olympischen Spielen im Einsatz, kann mich also wirklich keineswegs beklagen. Dass die Handball-WM Auswirkungen auf meine Arbeit bei Premiere hat, glaube ich nicht. Es gibt nur eine Einschränkung: Zum Rückrunden-Auftakt bin ich nicht dabei.

Was kommentieren Sie denn am Liebsten? Handball, Volleyball, Fußball?
Ich habe da keine Lieblingssportart. Der Mix macht’s. Handball und Fußball sind ganz anders. Am Handball mag ich die Intensität, da gibt es nie ein 0:0. In einem Fußball-Stadion liebe ich die Atmosphäre. Beim Handball redet ein Kommentator wesentlich mehr, weil mehr passiert – beim Fußball kann man schon auch mal Pausen einlegen. Man kann beides also wirklich nicht vergleichen.

Sollte Deutschland ins Finale kommen, dann kommentieren Sie wohl vor 15 Millionen Menschen oder mehr. Ist man dann aufgeregter?
Nein, die sitzen mir ja nicht gegenüber. Ich bin ja wie immer in der Halle. Und an die Zuschauer darf man als Kommentator sowieso nicht denken. Selbst wenn nur ein Mensch zusehen würde, der hätte das gleiche Anrecht auf einen guten Kommentar wie eben 15 Millionen. Meine Vorbereitung wird deshalb keine andere sein.

Und was ist mit der Nervosität?
Eine gewisse Grundanspannung ist ohnehin immer vorhanden.

Herr Petrzika, wir wünschen schöne Spiele und einen schönen Aufenthalt weiterhin in Kroatien.
18.01.2009 09:34 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/32602