Die 90er: Gamehows

In unserer dreiteiligen Reihe „Die 90er“ beleuchtet Quotenmeter.de die verschiedenen Formate der vergangenen Dekade. Wie haben sie sich damals geschlagen und gibt es sie heute noch? Heute Teil I: Gameshows.



Den Anfang machte die Mutter alle Gameshows: «Das Glücksrad»! Die Adaption der amerikanischen Serie «Wheel of Fortune» lief in Deutschland mit über 4.000 Folgen ganze 15 Jahre lang und ist damit die am längsten ausgestrahlte Spielshow im deutschen Fernsehen. Dabei startete die Serie auf dem Privatsender Sat.1, wechselte 1998 nahtlos zu kabel eins und kehrte 2004 mit einem Relaunch auf 9Live zurück. Besonders dürften einem noch die „Buchstabenfeen“ im Gedächtnis hängengeblieben sein, meistens verkörpert durch attraktive Models oder, als die Sendung zu kabel eins wechselte, durch die heutige ProSieben-Moderatorin Sonya Kraus. Auf Sat.1 konnten die Spielleiter Peter Bond (1988-1998) und Frederic Meisner (1988-2001) das «Glücksrad» zu einem wahrhaften Erfolg ausbauen. Trotzdem wurde es wegen der zu geringen werberelevanten Zuschauer auf Sat.1 eingestellt und von Frederic Meisner allein sowie später Thomas Ohrner auf kabel eins weitergeführt. Dort konnte die Show lange Zeit tolle Werte verzeichnen, doch irgendwann gaben die Einschaltquoten nach. 9Live führte die Show wieder mit Frederic Meisner und Ramona Drews als Lockmittel für Zuschauer auf das eigentliche Kerngeschäft des Senders, den Call-In Shows, fort, strich sie jedoch ein Jahr später wieder aus dem Programm, wodurch das «Glücksrad» ganz aus dem deutschen Fernsehen verschwand.



Eine weitere beliebte Show begann schon zehn Monate vor dem «Glücksrad». Mit über 2.330 Folgen erreichte die Gameshow «Ruck Zuck» jedoch gerade mal halb so viele Ausstrahlungen wie «Das Glücksrad». Die deutsche Erstausstrahlung fand am Januar 1988 auf dem „alten“ Tele 5 statt und hielt sich dort bis zum Dezember 1992. Danach begann eine wahre Rundreise des Quiz. Nach der Einstellung von Tele 5 wechselte die Show zu RTL II und später zu tm3 bevor sie im Jahr 2004 wieder auf dem „neuen“ Tele 5 ankam. Die Show war überwiegend in rosa Tönen gehalten und wurde anfangs von Werner Schulze-Erdel, der später auch beim «Familienduell» zu sehen war, moderiert. Ab Folge 1.032 übernahm Jochen Bendel die Sendung. Mit 100.000 Mark gelang es dem Team der „Rabulisten“ in einem höchstspannenden Finale in der letzten Sekunde diesen Höchstgewinn, der bis dahin je in einer Gameshow ausgesetzt war, zu gewinnen.








Ein Jahr später startete die RTL-Show «Der Preis ist heiß». Die von dem Niederländer Harry Wijnvoord moderierte Adaption des amerikanischen Formats «The Price Is Right» war die erste Show ihrer Art in Deutschland und konnte sich bis 1997 im Programm von RTL halten. Die täglich ausgestrahlte Sendung war einer der beliebtesten Shows überhaupt, da es durch die über 40 Preis-Spiele ein breites Spektrum an Gewinnen gab. Kultstatus erreichte „Das Rad“, welches am Ende der Sendung zum Einsatz kam. Es diente der Auslosung der Kandidaten für das Finale und wurde von Preis-Ansager Walter Freiwald stets mit den Worten „Meine Damen und Herren... das Rad!“ in einem ernsten Tonfall angekündigt. Die zwei Gewinner am Rad konnten dann um den „Superpreis“ im Wert von ca. 50.000 DM spielen. Eingestellt wurde die Show letztendlich nicht wegen mangelnder Quoten, sondern auf Grund zu hoher Produktionskosten.



Das Markenzeichen der nächsten Show ist eine schwarz-rote Stoffmaus! Richtig, es geht um «Geh aus Ganze!» Ähnlich wie beim «Glücksrad», fand auch bei dieser Spielshow ein reger Senderwechsel statt: Vom Januar 1992 bis Mai 1997 lief die Show, moderiert von Jörg Draeger, bei Sat.1. Ein Jahr vor der Absetzung bei SAT.1 wechselte jedoch noch der Moderator. Jörg Draeger ging zu RTL und Elmar Hörig moderierte weiter. Nachdem von 1997 - 1998 bei tm3 nur Wiederholungen aus den Anfangszeiten von «Geh aufs Ganze» gezeigt wurden, startete kabel eins einen neuen Versuch, der von 1999 bis 2003 andauerte und erneut von Jörg Draeger moderiert wurde. Wie beim US-Original «Let’s Make A Deal» kam die Spannung der Show vor allem daher, dass man als Zuschauer nie wusste, ob der Moderator dem Kandidaten helfen oder ihn aufs Glatteis führen wollte, wenn er ihm Geld für ein Tor anbot.



Ebenfalls sehr beliebt war das «Familienduell», das von 1992 bis 2003 auf RTL zu sehen war und die deutsche Version der amerikanischen Sendung «Family Feud». Wie bereits erwähnt, wechselte damals Werner Schulze-Erdel von Tele5 zu RTL um dort das neue Format zu moderieren. Die Show, in der jeweils zwei Familien im Duell um die „Top-Antworten der 100 befragten Menschen“ gegeneinander antraten, brachte es auf insgesamt 2275 Folgen. Langweilig wurde es dabei nie, denn auch wenn eine Familie in den ersten 3 Runden nicht erfolgreich war, hatte sie durch die vierte Runde, in welcher es den dreifachen Gewinn gab, immer noch die Möglichkeit, ins Finale einzuziehen. Nachdem die Gameshow im Oktober 2003 von den Bildschirmen verschwand, versuchte RTL II 2006 mit «5 gegen 5» und Moderator Oliver Petszokat das Format wiederzubeleben. Dabei konnten sich nicht nur Familien „duellieren“, sondern auch Gruppen aus fünf sich kennenden Personen. Außerdem wurden die Spielgewinne verändert, um das Spiel attraktiver zu machen. Nach nur 69 Folgen wurde jedoch auch diese Show wegen mangelnder Quoten eingestellt.



Auch die nächste Gameshow hatte eher mehr mit Antworten zu tun, als mit Fragen. Wie im gleichnamigen Vorbild wurden bei «Jeopardy!» Antworten aus verschiedenen Kategorien vorgegeben, auf die die Kandidaten dann die Fragen stellen mussten, also kein einfaches Quiz. Zu sehen war die von Frank Elstner (1994-1998) und Gerriet Danz (1998-2000) moderierte Show anfangs auf RTL und später auf tm3.



Viele dürften sich auch noch an die Niederländerin des deutschen Fernsehens erinnern: Linda de Mol. Sie erreichte mit ihrer Show «Traumhochzeit» zur besten Zeit sagenhafte Quoten von über 11 Millionen Zuschauern. Gut acht Jahre war sie von 1992 bis 2000 auf RTL zu sehen. Dabei ging es in der Spielshow nur nebensächlich um die gestellten Aufgaben, die die zukünftigen Brautpaare erledigen mussten, sondern viel mehr um die „Traumhochzeit“, die am Ende live in der Show vollzogen wurde. Jeder fieberte mit, wer denn wohl ins Finale kommen würde und letztendlich kein Geld, sondern eine Hochzeit gewann. Die vor gut acht Jahren eingestellte Show wurde dieses Jahr in einer einmaligen Aktion im Mai wiederbelebt, nicht von RTL, sondern vom ZDF.



Eine weitere ungewöhnliche Show und die erste ihrer Art überhaupt war «Tutti Frutti». Der Erotikshow ist dem Namen nach (lt. „Alle Früchte“) ihr Inhalt nicht abzulesen, so dass die ersten Zuschauer etwas überrascht über die leicht bekleideten Frauen gewesen sein dürften. Die RTL-Show wurde von 1990 bis 1993 von Hugo Egon Balder moderiert. Dabei hatte er in jeder der drei Staffel bis zu drei wenig bekleidete Frauen als Co-Moderatoren. Zusätzlich tanzte auch noch das berühmte „Ballett Cin Cin“ an seiner Seite.








«Herzblatt» war eine weitere „kuriose“ Show in den 90ern und wurde im Ersten bzw. später noch für ein Jahr im BR ausgestrahlt. Hier herrschte zwar kein reger Senderwechsel, sondern dafür ein reger Moderatorenwechsel, denn ganze sieben Moderatoren, angefangen 1987 bei Rudi Carrell bis letztendlich 2005 aufgehört bei Alexander Mazza, moderierten die Verkupplungsshow. Bis 2006 war die Show im deutschen Fernsehen vertreten und mit Sicherheit dürfte sich der ein oder andere noch an die erotische Stimme von Susi – „The Voice of Herzblatt“ - erinnern, die die Antworten der drei Kandidaten zur besseren Entscheidungsfindung noch mal zusammenfasste.



„Dings, wie hieß die eine Show noch mal…? Ach ja, «Dingsda!» Mitunter die erste Kindershow für Erwachsene. Die Gameshow, in der von Kindern umschriebene Begriffe von zwei Prominentenpaaren erraten werden mussten, hielt sich von 1988 bis 1999 im Ersten und konnte erfolgreiche Quoten einheimsen. Leider erreichte das Revival von 2001 bis 2002 mit Thomas Ohrner auf kabel eins nicht annähernd so gute Quoten, wie zu Zeiten von Fritz Egner (1988-1994) und Werner Schmidbauer (1994-1999).



Die im Moment wohl erfolgreichste Quizshow ist «Wer wird Millionär?». Die inzwischen in der elften Staffel laufende Adaption der britischen Show «Who Wants to Be a Millionaire?» läuft seit September 1999 bei RTL und wird seit dem von Günther Jauch moderiert. Neben der Spannung am Spiel selbst sind es seine Gespräche mit Kandidaten, Begleitern und Telefonjokern, die zum Erfolg der Sendung in Deutschland beitragen. Insgesamt erspielten sich die 1400 Kandidaten bisher ca. 48 Millionen Euro (Stand: August/September 2007) und es geht immer noch erfolgreich weiter. Auch durch diverse Specials, wie das Prominenten-Special, das Familien-Special oder das Blind-Date Special wird die Show abwechslungsreich gestaltet. Mit der zehnten Staffel präsentierte Jauch ebenfalls ein neues Regelsystem, nachdem man sich nach dem Auswahlverfahren entweder zwischen der „alten Spielweise“ oder der neuen „Risikospielweise“ entscheiden muss.



Wie sieht es nun aus mit dem Trend? Man kann durchaus sagen, dass Gameshows seit dem «Glücksrad» eines der Genres sind, die am meisten geschaut werden und dass sich dieser Trend auch weiterhin fortsetzen wird. Jedoch wird er eine andere Richtung einschlagen: Gameshows, in denen einfach nur Fragen beantwortet werden, wird es in Zukunft nur noch vereinzelt geben, ausgenommen sei hier natürlich «Wer wird Millionärr?». Eher wird der Trend mehr in Richtung Bewegung und Spaß gehen. Als Beispiele seien hier «Schlag den Raab» oder «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» zu nennen. Ob wir noch mal ähnliche Formate wie «Tutti Frutti» oder «Geh aufs Ganze!» oder gar komplett neue Shows zu sehen bekommen ist bis jetzt jedoch noch unklar.
16.10.2008 09:45 Uhr  •  Benjamin Müller und Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/30399