Serienlexikon: «Eine schrecklich nette Familie»

Neu ab Juni 2008: Quotenmeter.de belebt das «Serienlexikon» neu. Im Wechsel mit «Juwelen des Fernsehens» erscheint die Reihe immer am ersten Samstag des Monats - außer am 1. eines jeweiligen Monats.



1987 wurde die Familie Bundy geboren. Da gibt es einmal Al Bundy (Ed O'Neill), das Familienoberhaupt. Mit seinem Job als Schuhverkäufer versucht er, seine Familie über Wasser zu halten. Seine Frau Peggy (Katey Sagal), mit der er bereits 20 Jahre verheiratet ist, ist süchtig nach Sex und sieht es gar nicht ein, im Haushalt auch nur einen Finger krumm zu machen. Dafür liegt sie lieber auf der Couch, schmeißt das Geld mit Teleshopping aus dem Fenster und liest Zeitschriften. Die beiden Kinder Kelly (Christina Applegate) und Bud (David Faustino) machen die Familie „perfekt“. Willkommen bei den Bundys.



Erste (und alle anderen überschattende) Eigenschaft der netten Familie ist die Dummheit. Vater und Ehemann Al ist am Ende jeder Episode der Dumme, der nichts auf die Reihe kriegt. Alle versuchen, ihr eigenes Leben zu leben, ohne mit anderen Familienmitgliedern in Kontakt zu kommen. In einem Vorort von Chicago fristen sie ihr Dasein in der unteren Mittelschicht.



In den USA verhalf das Konzept der Serie dem bis dato noch unbekannten Network FOX zu einem Riesenerfolg. Bis 1997 wurden 259 Episoden produziert. Somit ist «Eine schrecklich nette Familie» oder auch «Married... With Children» eine Sitcom, die eine der längsten Laufzeiten vorzuweisen hat. Der im höchsten Maße primitive und derbe Humor brachte dem US-Sender FOX den lang ersehnten Durchbruch.



In der gesamten Laufzeit gab es immer wieder Proteste gegen die Serie. Die Frauenfeindlichkeit, die stark genutzten Klischees und der (schon erwähnte) „andere“ Humor kam nicht bei jedem gut an. Die Boykottaufrufe, die sogar von Ehefrauen durchgeführt wurden, hatten jedoch nicht die Absetzung zur Folge, sondern nur noch bessere Einschaltquoten. Der Protest einer konservativen US-Zuschauerin führte sogar dazu, dass ihr die Verantwortlichen der Serie einen Präsentkorb wegen der steigenden Quoten zukommen ließen. Politisch unkorrekt blieb die Serie aber auch weiterhin.



In Deutschland wurde das Format von Sender zu Sender gereicht. Am 19. Februar 1992 kamen die deutschen Zuschauer zum ersten Mal in den Genuss der Serie. Bis Mai 1996 strahlte der Kölner Sender RTL «Eine schrecklich nette Familie» aus und konnte auf dem 17.30 Uhr-Sendeplatz Traumquoten erzielen. Die in der Dauerschleife gezeigten halbstündigen Episoden störten die Zuschauer nicht und blieben trotzdem treu.








1996 schlug jedoch ProSieben zu: Neben den schon gesendeten alten Folgen wurden auch die beiden neuen Staffeln eingekauft, was dem 19.00 Uhr-Slot neue Frische und neuen Erfolg brachte. Ein anderer Sender der Familie, kabel eins, wiederholt seit 2006 alle Folgen werktäglich um 13.00 Uhr.



Die deutschen Kritiker sparten zum Teil nicht mit Lob. So ließ der Spiegel im Jahr 2002 verlauten: „Wenn es einen Lichtblick in der akuten Depression gibt, dann heißt er Al Bundy (grandios: Ed O'Neill), Held der besten Comedyserie im deutschen Fernsehen. Die aggressive Schärfe der Dialoge schöpft die Möglichkeiten dessen, was Satire sein kann, bis zur Schmerzgrenze aus.“ Ferner wurde die „brillante Situationskomik“ hervorgehoben.



Noch eine Einzigartigkeit des Formats: Die gesamten elf Staffeln über wurde die Serie vor Live-Publikum aufgezeichnet. Durch die deutsche Synchronisation fällt dies zwar nie auf, da immer die gleichen Lacher eingesetzt werden, aber in der Originaltonspur ist es deutlich zu hören. Beim Kreieren der Serie dachte man über den Titel «Not the Cosbys» nach, um den gegenteiligen Humor gleich zu präsentieren. Diese Idee wurde aber schnell verworfen und durch «Married... With Children» ersetzt.



Schuld an dem Aus der weltweit erfolgreichen Sitcom waren nach FOX-Angaben die zurückgehenden Einschaltquoten. Der der Fernsehsender FOX zeigte die letzte Staffel an einem Samstagabend als Erstausstrahlung. Doch auch das Finanzielle spielte eine wichtige Rolle: Rund 1,5 Millionen Dollar kostete eine Episode und Hauptdarsteller Ed O'Neill forderte immer höhere Gagen. Die Serie wurde in 36 Ländern ausgestrahlt und in 21 Sprachen synchronisiert. Somit ist «Eine schrecklich nette Familie» eine der erfolgreichsten Serien, die jemals gemacht wurden.
07.06.2008 10:47 Uhr  •  Philipp Stendebach  •  Quelle: Wikipedia Kurz-URL: qmde.de/27749