Ist eine Sommerpause eigentlich noch sinnvoll?

Die TV-Saison 2006/2007 ist am Freitag vorbei - dann beginnt sie, die Sommerpause. Doch immer mehr Sender setzen im Sommer auf Erstausstrahlungen - die Zeit der Wiederholungen scheint vorbei. Fabian Riedner und Fabian Böhme über die Zweckmäßigkeit des Wiederholungsmarathons.

Von Fabian Böhme:
Es ist ärgerlich, wenn die Lieblingsserie im Mai in die Sommerpause geht und erst im September wieder zurückkehrt. Doch so unschön das für eingefleischte Fans ist: Es ist besser als man denkt. Auch wenn man nur zwei Wochen im Sommer im Urlaub ist und dort keinen Fernseher zur freien Verfügung hat, steht vor einem Problem: Wie kann ich mir die verpassten Folgen ansehen, damit ich wieder in der Story bin? Mit Wiederholungen wird das Problem selten gelöst, denn diese laufen meist nachts oder am Wochenende darauf. Und was ist schlimmer, als bei einer Serie mit On Going-Story zwei Episoden verpasst zu haben? Dann doch lieber ein paar Wochen warten.

Außerdem ist eine Pause unumgänglich, wenn man Serien wie «Lost», «Desperate Housewives» oder «Grey's Anatomy» toll findet. Technik, Cast und andere Mitarbeiter einer Serie brauchen auch Urlaub oder Zeit, sich anderen Projekten widmen zu können - also muss es eine drehfreie Zeit geben, folglich werden auch einige Wochen vergehen, in denen keine Erstausstrahlungen on Air geschickt werden können.

Und natürlich wären da noch die Sender, die diese Pause als ungeschriebenes Gesetz betrachten und jedes Jahr durchsetzen. Einem Sender bringt es wenig, eine teuer eingekaufte oder eigenproduzierte Serie durch den Sommer zu versenden. Klar, bei einer erfolgreichen Serie ist der Marktanteil höher als in der kalten Jahreszeit, aber es schauen weniger Menschen zu, weil deren Freizeit vorgeht und sich diese bei schönem Wetter eher draußen als vor der Glotze vollzieht. Folglich sinken die Werbeeinnahmen, denn diese sind an die Zuschauerzahl gekoppelt, nicht an den Marktanteil. Dadurch wird mit einer Sendung weniger Geld erwirtschaftet und das ist bei den Programmhighlights natürlich nicht schön.

Und wenn ein Format durch den Sommer läuft, eine fortlaufende Storyline besitzt und durch die Sommerprogrammierung an Zuschauern verliert, wird es schwer, die erzielten Zuschauerzahlen aus den kalten Monaten im Herbst zurückzuerobern. Und was ist besser, als sich nach einem erholsamen Urlaub auf die Rückkehr der Lieblingsserie zu freuen?

Von Fabian Riedner:
Im Sommer herrschen Temperaturen von 25 bis 30° Celsius, für viele Menschen ist es keine Freude, dabei Fernsehen zu schauen. Doch eine große Anzahl von Personengruppen kann sich nicht im Freien bewegen. Vor allem die Rentner haben oft Schwierigkeiten, aus ihrer Wohnung im dritten Stock herauszukommen, um die Faszination des Sommers zu erleben. Diese müssen zu Hause bleiben und wenn sie keinen Besuch bekommen, verbringen sie viel Zeit vor der Mattscheibe.

Zwar sinkt die Reichweite bei Sendungen wie «Sturm der Liebe», aber im vergangenen Sommer konnte die ARD-Telenovela werktäglich mindestens 2,50 Millionen Zuschauer unterhalten. ProSieben schickte im Juli und August 2006 die in den USA gefloppte Mysteryserie «Surface» ins Rennen und erzielte Reichweiten, wie sie nicht mal «Lost» oder «Desperate Houswives» im Herbst einfuhren. Auch die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland hat den Öffentlich-Rechtlichen Zuschauerzahlen präsentiert, wie sie kaum vorstellbar waren. Somit dürfte bewiesen sein, dass die Fernsehmacher mit einem ansprechenden Programm die Bevölkerung unterhalten können.

Sollten im Sommer nur Wiederholungen gezeigt werden, würde ein weiteres Problem entstehen. Denn die Masse von Programmen, die die Fernsehsender einkaufen und produzieren, könne ein Mensch zwischen September und Mai gar nicht verfolgen. Im Sommer bekommen Mysteryfans von ProSieben gleich fünf Serien zu sehen, zuvor war im Programm kein Platz. Weitere Serien wie «Alles außer Sex» oder «Supernatural» sollen ebenfalls ausgestrahlt werden. Aus diesem Grund ist eine Aufteilung für Herbst/Winter und Frühjahr/Sommer durchaus sinnvoll.

Die Idee der Programmbosse ist simpel: Bevor sich die Zuschauer im eigentlichen Fernsehjahr satt sehen, heben sie sich einige Programme für den Sommer auf. Somit beschweren sich die Zuschauer weniger über Wiederholungen. Außerdem geht die Sonne ab zirka 21.00 Uhr unter, sodass zur späteren Sendezeit attraktive Programme gezeigt werden können.

29.05.2007 17:10 Uhr  •  Fabian Riedner & Fabian Böhme  •  Quelle: Quotenmeter.de Kurz-URL: qmde.de/20349