Buchclub: 'Emotionen im Film'

Der Ratgeber ist eine Übersetzung des amerikanischen Originaltitels "Writing for emotional impact".

Karl Iglesias ist ein bekannter US-amerikanischer Drehbuchautor, Berater für Filmproduzenten und Script Doctor. Daneben ist er Dozent für das Autorenprogramms der University of California Los Angeles (UCLA) und unterrichtet gleichzeitig an der Screenwriters University. Seine Kolumnen für Drehbuchautoren sind häufig im Branchenmagazin „Creative Screenwriting“ zu finden.

"Es geht nicht um die Struktur eines Scripts oder den Charakter der Figuren. Es geht um Emotionen", schreibt der Drehbuch-Profi in seinem Buch. Er nennt drei Arten von Gefühlen, die beim Lesen einer Geschichte aufkommen können: Langeweile, Interesse und Wow. Seiner Ansicht nach gibt es nur eine Möglichkeit, ein erfolgreicher Autor zu werden: "Sie müssen dieses Wow-Gefühl auf so vielen Seiten wie möglich erzeugen. Und das erfordert eine Story, die den Leser emotional fesselt."

Und genau darum geht es in seinem Buch, das sich nicht nur für Drehbuchautoren eignet, denn die meisten seiner Tipps passen ebenso für Romanautoren. Iglesias ermutigt jeden Autor, auf so vielen Seiten wie möglich Emotionen zu vermitteln und demonstriert im Detail, wie das geht. Er liefert Autoren, die um den richtigen Plot ihrer Story ringen, hunderte dramaturgischer Techniken, die ihre Arbeit auf ein noch professionelleres Niveau heben.

Iglesias kennt die Schwierigkeiten genau, die Anfänger im Screenwriting beim Entwickeln einer guten und fesselnden Story haben. Er hat schon hunderten von Studenten dabei geholfen, ihre Schreibtechnik zu verfeinern. Viele der im Buch beschriebenen Tipps und dramaturgischen Hinweise stammen also direkt aus der Praxis.

In einem Kapitel beschreibt der versierte Drehbuch-Profi die sieben wichtigsten Emotionen beim Geschichtenerzählen und gibt Nachwuchsautoren über 70 Techniken an die Hand, um genau diese Emotionen beim Leser zu wecken. Mitreißende Dialoge fallen Jungautoren oft besonders schwer. Doch gerade sie sind ein Schlüsselelement für eine gute Story, die den Leser in Atem hält. Deshalb beschreibt Iglesias mehr als 60 Techniken, um dynamische Dialoge zu entwickeln, die vor Spannung knistert und geradezu das Umblättern erzwingen. Daneben entlarvt er die häufigsten Dialogfehler und gibt Rezepte an die Hand, sie zu vermeiden.

Auch für die passende Sprache und die geeigneten Worte, die eine gute Geschichte ausmachen, liefert das Buch 30 Techniken, um die eigene erzählerische Qualität zu verbessern.

Junge (Drehbuch)-Autoren tun sich häufig schwer damit, die Protagonisten ihrer Story empathisch und lebensecht zu machen. Auf den Punkt gebracht bietet der erfahrene Screenplay-Profi dafür 40 Techniken, einen Charakter zu vermenschlichen und nennt die häufigsten Fehler. Denn die Figuren stehen im Mittelpunkt und tragen die Geschichte. Klischeehafte Figuren sind deshalb unbedingt zu vermeiden, rät Iglesias. Er empfiehlt, den eigenen Figuren Fragen zu stellen, um sie besser herauszuarbeiten und unterscheidet letztendlich vier Typen: den Held, den Underdog, die verlorene Seele und den Durchschnittstyp. Dazu liefert er sechs Techniken, die so definierten Figuren fesselnd darzustellen.

Alles in allem bietet "Emotionen im Film: ..." viel mehr als der etwas sperrige Titel der deutschen Übersetzung vermuten lässt. Es ist ein unverzichtbares Kompendium für alle, die eine fesselnde Story schreiben wollen, ist für ein Fachbuch sehr kurzweilig geschrieben und eignet sich längst nicht nur für angehende Screenwriter. Das Buch hat 380 Seiten und ist bei bücher.de erhältlich.
23.02.2021 10:41 Uhr  •  Armin Götz Kurz-URL: qmde.de/124980