Zweiter Lockdown macht dem Sortimentsbuchhandel Probleme

Der Buchmarkt tut sich unter Corona weiterhin schwer. Derzeit ist in einigen Bundesländern aber zumindest das Abholen von Sachbüchern und Belletristik möglich.

Die deutschen Buchhändler mussten in den vergangenen 20 Jahren mehrere drastische Veränderungen durchmachen. Der Versandbuchhandel ist umsatzmäßig wie mit dem „Club“ von Bertelsmann ist inzwischen auf 1,3 Prozent im Jahr 2019 zusammengeschrumpft, gleichzeitig kann der Internetbuchhandel mit 20,0 Prozent nicht am direkten Verlagshandel vorbeiziehen. Die unangefochtene Nummer eins bei den Deutschen ist weiterhin der Sortimentsbuchhandel wie Thalia oder Hugendubel mit 46,2 Prozent.

Doch gerade diese Unternehmen, wie auch die kleinen Händler, haben unter der Corona-Pandemie stark zu leiden. In zahlreichen Bundesländern ist es beispielsweise möglich, mit Hilfe von FFP2-Masken oder kontaktloser Herausgabe zumindest bestellte Bücher abzuholen. Doch wer nicht gerade ein bestimmtes Fachbuch benötigt, hat mit dieser Vorgangsweise Probleme. Denn: Die Kunden stöbern in den Sortimentsbuchhändler zum Teil lange. Eine andere Wahrheit ist aber auch, dass die übrigen Verkaufsstellen, die von Media Control als „Sonstiges“ deklariert werden, nur auf knapp zehn Prozent Marktanteil kommen.

Einer der Gewinner der Pandemie ist die Drogerie Rossmann, dessen Geschäftsführer Dirk Rossmann mit seinem Werk „Der neunte Arm des Oktopus“ die Charts dominiert. Auffällig ist allerdings, dass vor den Verkaufsstellen prominente Werbung hängt. Diese Anzeigen sind für andere Werke meist nicht finanzierbar, die offenen „sonstigen“ Verkaufsstellen wie Edeka, Real oder Tankstellen lassen die Romane eher unbeworben zurück.

Der Börsenverein, der als Branchenverband hinter den zahlreichen Händlern steht, sprach von einem „vielversprechenden Umsatzzuwachs“ zwischen dem ersten und zweiten (harten) Lockdown. Die Händler lagen bis Mitte Dezember nur noch 0,3 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück. Die letzten zwei Kalenderwochen des Jahres zählen zu den umsatzstärksten, weshalb vielen Händlern noch einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht wurde. Gerade der Sortimentsbuchhandel leidet unter den Schließungen, im Dezember lag man 19,6 Prozent unter dem des Vorjahresmonats. Alle Warengruppen konnten nicht an die Umsätze des Vorjahres anschließen.

Im Dezember waren Sebastian Fitzeks „Der Heimwerk“ das erfolgreichste Buch, danach folgte der Öko-Thriller „Der neunte Arm des Oktopus“ von Dirk Rossmann. „Ohne Schuld“, das Charlotte Link schrieb, fiel von Rang zwei auf den dritten Platz. Generell musste diese Sparte ein Verlust von 5,7 Prozent gegenüber dem Dezember 2019 hinnehmen. Die Ratgeber rutschten um fünf Prozent ab, die Reisebücher wurden um 29,8 Prozent weniger verkauft.

Dank guter Promotion durch Funk und Fernsehen legte die Sparte „Sachbuch“ zu. Barak Obamas „Ein verheißenes Land“ landete auf dem ersten Platz, „Becoming“ von Michelle Obama stieg auf den dritten Platz. Bei den Kinder- und Jugendbüchern, die um 7,2 Prozent zurück gingen, beherrschte wie im November schon „Gregs Tagebuch 15 – Halt mal die Luft an“ die Pole Position.

2020 war mit Sicherheit kein gutes Jahr für die Verlage und Buchhändler. Im März und April, also zu Beginn der Pandemie, stürzten die Verkaufscharts um 30,3 und 46,9 Prozent ab. Im Mai ging es – wie im Juli und August – zwischen 2,5 und 6,0 Prozent hinab. Der Dezember sorgte für einen Absturz von fast 20 Prozent. Lediglich im Juni, September und November legten die Verkäufe gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu – allerdings nur im mittleren einstelligen Bereich.
27.01.2021 10:23 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/124242