Serientäter: «Doctor Who» – Staffel 12 – Eine Betrachtung vor dem Neujahrsspecial

Die Nachricht traf die Fans von «Doctor Who» unvorbereitet. Im Rahmen des Neujahrsspecials am 1.1.2021 werden zwei der vier Hauptdarsteller aus der Serie ausscheiden. Dies ist hochoffiziell von der BBC so verbreitet worden und daher längst kein Spoiler mehr. Vor der Ausstrahlung des Specials ist es daher an Zeit für einen Rückblick auf eine zwölfte Staffel, die vieles richtig gemacht hat, aber nicht auf ganzer Linie zu überzeugen vermag.

Stab

Stab (Staffel 12)
Showrunner: Chris Chibnall
Autoren: Chris Chibnall, Pete McTighe, Ed Hime, Nina Metivier, Vinay Patel, Charlene James, Maxine Alderton
Regie: Jamie Magnus Stone, Lee Haven Kones, Nida Manzoor, Emma Sullivan
Producer: Nikki Wilson, Alex Mercer
Musik: Segun Akinola
Darsteller: Jodie Whittaker, Bradley Walsh, Mandip Gill, Tosin Cole
Es hat nur rund 55 Jahre gedauert, bis der Teutone seine Liebe für den populärsten Serienhelden des britischen Fernsehens entdeckt hat. Dabei strahlte RTL bereits Anfang der 90er Jahre die Abenteuer des so genannten siebten Doctors im Frühprogramm aus – allerdings als Kinderserie. Der Erfolg blieb überschaubar und daher wurden die bereits synchronisierten Abenteuer des sechsten Doctors (Chronologie wird bekanntlich überschätzt) ein paar Jahre später samstags im Vormittagsprogramm von VOX verballert: Als Lückenfüller zwischen diversen Home-Shopping-Sendungen. Zu jener Zeit lag «Doctor Who» in Großbritannien in einem lang anhaltenden Winterschlaf, denn am 22. November 1989 hatte die BBC die vorerst letzte Episode der 1963 gestarteten Serie ausgestrahlt. Dieser Winterschlaf endete, von einem einmaligen Versuch abgesehen, die Serie Mitte der 90er Jahre mit Hilfe amerikanischer Co-Produzenten neu zu starten, erst 2005 mit der ersten Staffel der Neuauflage, die in Wahrheit eine direkte Fortsetzung der Ur-Serie darstellt. Dennoch gilt seither eine neue Staffelzählung und jene Staffel, die im Jahr 2020 das Licht der Bildschirme erblickt hat, trägt nunmehr die Nummer 12.



Die Erstausstrahlungsrechte der Serie für den deutschen Markt liegen beim FOX Channel, die zwölfte Staffel steht auch im Stream von Joyn+. Alternativ erscheint die Serie hierzulande auch auf DVD und BD und ein Blick auf den DVD-Markt belegt, dass «Doctor Who» inzwischen über ein treues Fandom verfügt. Während die aktuellen Staffeln vom Verleiher Polyband ausgewertet werden, versorgt der kleine Verleiher Pandastorm deutsche Fans in schöner Regelmäßigkeit mit klassischen Abenteuern des Timelords, dessen wahren Namen wir auch 57 Jahre nach dem Start der allerersten Ur-Staffel noch immer nicht kennen. Diese Mediabooks und Staffelboxen sind stets randvoll mit Extras gefüllt und bringen den deutschen Zuschauern auch jene Geschichten nahe, die die ersten Timelords erlebt haben und die dem deutschen Publikum nach wie vor eher unbekannt sind.



Nun hat die Figur des Doctor Who im Laufe der Jahrzehnte manch eine Wandlung erfahren. Am 27. April 2018 veröffentlichte Polyband (ausnahmsweise nicht Pandastorm) das Mediabook „Das Kind von den Sternen“ – und damit den ersten «Doctor Who»-Vierteiler überhaupt. Nicht nur stehen in dem zwischen dem 23. November und 14. Dezember 1963 ausgestrahlten ersten Abenteuer die späteren Begleiter des Doctors im Mittelpunkt des Geschehens, der Doctor selbst, dargestellt von William Hartnell, entpuppt sich als ein recht unleidlicher, wenig sympathischer Charakter. Erst Hartnells Nachfolger Patrick Throughton verpasste der Figur ab 1966 die für Doctor Who heute typische Neugierde an allem Fremden und Außergewöhnlichen.

Egal, wer zu welcher Zeit den Timelord in welcher Art dargestellt hat, eines haben all seine Inkarnationen gemeinsam: Sie sind beziehungsweise waren männlichen Geschlechts. Bis die BBC 2017 offiziell die Besetzung der Hauptrolle durch Jodie Whittaker verkündet hat, womit zum ersten Mal der Doctor nun von einer Frau dargestellt wird.

Dass dies natürlich zu Protesten geführt hat: Ach Gottchen...

Der Fan, das unbekannte Wesen
Jedes Franchise, egal ob «Star Wars», «Star Trek» oder «Doctor Who» mit Namen, verfügt über eine heterogene Fanbase. Zu dieser heterogenen Fanbase gehört immer auch ein orthodoxer Flügel, der auf größere Veränderungen allergisch, ablehnend, empört und lautstark reagiert. Nun gehört die Inkarnation der Hauptfigur zum Whoniverse wie der BVB zu Dortmund oder das Salz in die Suppe. Und wer einmal tief in die Geschichte der Serie eintaucht, findet bereits im Jahre 1985 ein Beispiel für einen Geschlechterwechsel. Für Nicht-Whovians eine kurze Erklärung. Im Serienuniversum stammt die Hauptfigur Doctor Who von einem Planeten namens Gallifrey. Die Gallifrey beherrschende Rasse sind die so genannten Timelords, die die Fähigkeit besitzen, Raum und Zeit in beliebiger Richtung zu durchqueren. Vor allem sterben sie am Ende eines Lebens nicht einfach, sie erleben vielmehr eine Regeneration. Der alte Körper mag vergehen, jedoch entsteht augenblicklich ein neuer. Zwar geschieht dies nicht unbegrenzt oft, aber es reicht, um ein sehr, sehr langes Leben führen zu können. Der Clou an der Regeneration ist, dass mit dem neuen Körper immer auch eine neue Persönlichkeit entsteht, die zwar über das Wissen aller Vorleben verfügt, aber dennoch eigene Vorlieben oder Abneigungen entwickelt. Und wie bereits erwähnt, 1985 wurde im Rahmen einer Geschichte rund um den sechsten Doctor ein männlicher Timelord tödlich verletzt, regenerierte und erlebte seine Wiederauferstehung als weiblicher Timelord. Es handelte sich zwar nur um eine Nebenfigur der Handlung, aber immerhin: neu ist die Idee nun wirklich nicht, die 2013 eine erste spektakuläre Wiederholung innerhals des Whoniverse erlebte, als aus dem Master, der ewigen Nemesis des Doctors, Missy wurde – ganz genau, eine Frau.

Man möchte jenen Fans, die sich am Geschlecht der Hauptfigur reiben, gerne zurufen, sie mögen bitte endlich im 21. Jahrhundert ankommen. Was eine Kritik an Jodie Whittaker allerdings nicht ausschließt, die nach nunmehr zwei Staffeln noch immer nicht in ihrer Rolle angekommen ist. Doch dazu später mehr.

Von Davis und Tennant
Die Reanimation der weltweit höchst erfolgreichen britischen Serie geht maßgeblich mit zwei Namen einher: Mit ihrem ersten Showrunner Russell T Davis und ihrem zweiten Hauptdarsteller David Tennant. Zunächst einmal hat Russell T Davis als Showrunner nicht nur «Doctor Who» zu neuem Leben erweckt. Davis erschuf mit «Torchwood» und «The Sarah Jane Chronicles» nebenbei noch zwei Spin-offs, welche ihm die Möglichkeit boten, auch Geschichten im Whoniverse auszuprobieren, die sich im Ur-Format «Doctor Who» (der Familienserie) nicht oder nur schwer realisieren ließen. Gerade «Torchwood» als dezidiert „erwachsenes Format“ sei hier zu nennen. Unter Davis hat das Whoniverse eine erzählerische Komplexität und Klasse erlangt, die überhaupt erst ein Überleben der Serie in der komplexen und von Geschichten getriebenen Serienwelt der Gegenwart ermöglicht hat.

Auf der anderen Seite ist da David Tennant, der die (neue) Serie nachhaltig geprägt hat. Das Engagement von Christopher Ecclestone als Hauptdarsteller für den Neustart der Serie war, rückblickend betrachtet, ein Publicity-Stunt. Ecclestone ist in Großbritannien ein äußert populärer Schauspieler. Nach der Pause von 16 Jahren brauchte die Serie 2005, um in einem veränderten Serienumfeld bestehen zu können, einen Namen, der Aufmerksamkeit generieren konnte, denn Kultformat hin- oder her: «Doctor Who» entstammt im Ursprung einer vergangenen Serienwelt. Mit dem Namen Ecclestone konnte zum Neustart die ganz große Werbetrommel (zumindest auf dem Heimatmarkt) gerührt werden. Was funktioniert hat.

Wirklich durchgestartet ist die Serie aber erst mit Staffel 2 und Hauptdarsteller David Tennant, wobei Tennant und Davis ein kongeniales Team darstellten. Davis erschuf die komplexen, meist mehrere Episoden umfassenden Geschichten und entwickelte stets auch eine die gesamte Staffel umfassende Rahmenhandlung, Tennant füllte all das mit Leben auf einem bis dato unbekannten schauspielerischen Niveau. Die Faszination von Tennants Doctor geht dabei vor allem von der Tatsache aus, dass man als Zuschauer stets das Brodeln unter der Oberfläche fühlt. Sein Doctor ist ein Freund und ein Entdecker: er ist eine durch und durch positiv besetzte Figur. Das ist keine Frage. Aber tief in seinen zwei Herzen brodelt auch ein dunkles Feuer, das keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass in diesem guten Doctor eben auch eine dunkle Seite lebt, die es gilt vor dem Universum zu verbergen. Für Tennants Doctor ist dies ein ewiger Kampf: Dieser Doctor ist ein gutes Wesen, weil dieser Doctor gut sein will. Er ist nicht gut, weil er von Natur aus gut wäre...

Tennant folgten Matt Smith und Peter Capaldi, Davis selbst hat sich bereits vor Jahren aus persönlichen Gründen aus der Serie zurückgezogen. Dabei hat Davis «Doctor Who» seinerzeit nicht nur eine Frischzellenkur verpasst. In gewisser Weise ist ihm die Quadratur des Kreises gelungen. Das Whoniverse lebt von einer gewissen Beständigkeit, die sich vor allem in den Feinden des Doctors widerspiegelt. Ob die zerstörerischen Daleks, die martialischen Cybermen, seine Nemesis der Master (später Missy): Sie gehören zum Teil seit über 50 Jahren zum Figurenkanon der Serie und Davis hat dies berücksichtigt, indem er sie behutsam durch die eine oder andere Neujustierung, in die Gegenwart überführt hat. Er hat keinen brutalen Bruch zur Vergangenheit vollzogen, sondern die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammengeführt. Alte Feinde, neue Feinde, … all das wirkt in den von Davis ersonnenen Szenarien stets organisch. Davis wurde von «Sherlock»-Erfinder Steven Moffat als Showrunner abgelöst, mit Matt Smith folgte ein Doctor, der mit einer fast kindlichen Freude den Entdecker wieder auferstehen ließ, bevor Peter Capaldi den vielleicht erwachsensten Doctor kreierte.

Schwankungen
Sicher gab es schon in den letzten Jahren qualitative Schwankungen. Es gab starke Staffeln, es gab schwächere Staffeln. Doch ein Desaster wie Staffel elf, das muss man schon wollen. Sicher, auch die elfte Staffel hat Fans und keinem Fan, der diese Season mag, soll die Freude an der Staffel genommen werden. In der Breite jedoch ist die elfte Staffel nicht wirklich positiv aufgenommen werden. Und diese Kritik hat dezidiert nichts, niente, gar nicht mit dem Geschlecht des neuen Doctors zu tun. Diese Kritik bezieht sich auf das Faktum, dass mit der elften Staffel alles neu sein musste.

Und zwar wirklich: Alles neu.
Nun ist es nie falsch, eine Serie von Zeit zu Zeit einer Frischzellenkur zu unterziehen. Jedoch gibt es zwei Methoden, die sich anwenden lassen. Die Methode Davis, die das Alte mit dem Neuen versöhnt hat, um gemeinsam in eine frohlockende Zukunft zu streiten. Oder die Methode Chris Chipnall, der seit 2016 die Geschicke des Whoniverse leitet, damit die elfte Staffel verantwortet und seine Frischzellenkur mit dem Dampfhammer durchgezogen hat.

Was ist da schiefgelaufen?
Zunächst einmal ist Chipnall kein Frischling in der Welt von «Doctor Who». Sein erstes Drehbuch hat er 2007 geschrieben, über Jahre hinweg gehörte er zu den interessantesten Autoren der Serie. Ganz nebenbei ist er der Erfinder von «Life on Mars» und «Broadchurch», beides Monolithen der jüngeren britischen Fernsehgeschichte.



Was also ist ausgerechnet unter der Führung eines echten Schwergewichts des neuen britischen Erzählfernsehens schiefgelaufen? Aus der Ferne lässt sich das alles nur vermuten und es wird mit Sicherheit noch Jahre dauern, bis Autoren, Produzenten und Redakteure offen darüber sprechen werden, warum sie so (falsch) gehandelt haben, wie sie gehandelt haben. «Doctor Who» ist nicht frei von dunklen Momenten. In den Jahren 1984-1986, den Jahren, in denen Colin Baker den Doctor darstellte, kürzte die BBC die Budgets der Serie gewaltig und verlangte gleichzeitig derart viele Änderungen am Konzept, dass es zwischen Autoren und Redakteuren zu einem regelrechten Crash kam, der über Jahre die Arbeit an der Serie bestimmte.

Am Ende einer solchen von gegenseitigen Animositäten getragenen Zeit ist keine Seite frei von Schuld, beide Seiten haben die Situation am Ende eskalieren lassen. Dennoch lässt sich mit ziemlicher Sicherheit der Moment ausmachen, in dem der Streit begann: Und das war die Ankündigung der Budgetkürzungen im Rahmen einer Serie, die eh nie auf Rosen gebettet war. Innerhalb der Redaktionsetagen der BBC galt «Doctor Who» nämlich eher als B-Ware, als Unterhaltung für die Massen und für die Karriere als Bremser.

Diese Einschätzung hat sich um 180 Grad gewendet. «Doctor Who» gilt heute als Premiumprodukt, das weltweit auf vielfältigsten Kanälen Verbreitung findet. Comics, Bücher, Hörspiele führen die Serie in anderen Medien fort, eine ganze Merchandising-Industrie hängt an der Serie – bis hin zur Lego-Tardis für das Kind im erwachsenen Whovian. «Doctor Who» gehört heute zu den ganz großen Serien - weltweit. Was dann natürlich auch wieder gewisse Begehrlichkeiten schürt. Wenn jemand ein Feld gut bestellt hat, kann man dieses Feld natürlich als Nachfolger des Erstbestellers einfach weiterhin so bestellen, wie es immer schon bestellt worden ist. Aber führt man dann nicht einfach nur das Werk eines Vorgängers fort? Wo bleiben die eigenen Fußspuren? Will man sich damit begnügen, eine Fußnote im Gesamtwerk darzustellen? Oder dürstete es nicht eher nach einem eigenen Kapitel?

Unübersichtliches Figurenensemble
Durch das Engagement Jodie Whittakers wurde nicht nur erstmals die Hauptrolle einer Frau übergeben: Zur Seite gestellt wurden ihr auch gleich drei neue Companions. Seit 1963 wird der Doctor von Menschen begleitet. Mal ist es eine Frau, die mit ihm durch Zeit und Raum gleitet. Mal ist es ein Mann. Selten aber sind es mehr als zwei Personen. Der fünfte Doctor ist gleich von drei sehr unterschiedlichen Charakteren begleitet worden, es gibt also durchaus bereits Beispiele in der Vergangenheit für größere Figurenensemble. Im Idealfall aber beginnt eine Beziehung zwischen Doctor und einem Companion auf Augenhöhe. Wir haben auf einer Seite den Doctor – und auf der anderen Seite einen neuen Companion. Das gibt den Autoren (und den Darstellerinnen und Darstellern) Zeit, diese neue Figur zu etablieren. Dabei ist eine Erweiterung des Casts nicht ausgeschlossen.

Ein sehr schönes Beispiel dafür bietet die Einführung der Amy Pond 2010, dargestellt von Karen Gillian. Amy lernt den Doctor bereits im Kindesalter kennen und glaubt zunächst, sein Auftauchen aus dem Nichts sei ein Traum gewesen. Jahre später trifft sie ihn wieder, stellt fest, dass ihre seltsamen Kindheitserinnerungen real sind, der Doctor reicht ihr die Hand und beide erleben ihre ersten gemeinsamen Schritte. Nach und nach entwickelt sich Amy Pond zu einer komplexen Persönlichkeit – und bietet somit der Figur des Rory Williams die Möglichkeit, als zweiter Companion seinen Platz zu finden. Rory, dargestellt von «Legends of Tomorrow»-Hauptdarsteller Arthur Darvill, ist ihr Verlobter; ist er anfangs ein humorvoller Sidekick, der von Amys geheimen Zweitleben nicht wissen darf, entwickelt sich der Charakter kontinuierlich weiter, bis Arthur Darvill als dritter Hauptdarsteller der Serie geführt wird. All das geschieht langsam und fügt sich organisch in den Kosmos des Doctors ein.

Schnitt auf «Doctor Who», Staffel 11.
Mitten in einen etablierten Serienkosmos wird eine neue Hauptdarstellerin geworfen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihr Einstieg passiert aus einer Cliffhangersituation heraus, mit der Staffel 10 endet. Einerseits ist Jodie Whittaker damit gezwungen, sofort in die Rolle des Doctors zu schlüpfen, was erst einmal nicht verkehrt ist, da sie gezwungen ist, sofort die Führung zu übernehmen. Leider aber findet die 11. Staffel nie einen Moment, ihr einen Raum zu erschaffen, in dem sie einen eigenständigen Charakter kreieren könnte. Der Doctor ist in jeder Inkarnation eine eigenständige Persönlichkeit – mit individuellen Spleens und Macken. Die Kunst besteht darin, auf der einen Seite Doctor Who zu bleiben und ihn doch neu zu kreieren. Das aber funktioniert nur, wenn der Figur für diese Selbstfindung Zeit gegeben wird.

Whittakers Vorgänger Peter Capaldi fand immer dann zu seinen stärksten Momenten, wenn er sich (den Doctor) selbst hinterfragen durfte und sein immer und immer wieder stattfindender Persönlichkeits-Switch thematisiert wurde. Solche Momente gibt es für Jodie Whittaker nicht, weshalb ihr im Grunde kaum eine andere Möglichkeit bleibt, als sich an einem Vorgänger zu orientieren: In ihrem Fall ist es Matt Smiths etwas schrullig-humorvoller Doctor. Diese Rolle spielt sie tadellos, aber – das ist eben nicht ihr Doctor. Es ist nur eine Kopie. Eine Kopie, die nun in einem Umfeld agieren muss, das ihr gleich drei neue Begleiter kredenzt, Graham O'Brien, einen pensionierten Busfahrer aus Sheffield, seinen Stief-Enkel Ryan Sinclair und Yasmin Khan, eine junge Polizistin aus Ryans und Grahams Nachbarschaft. Drei Figuren, deren Darsteller Bradley Walsh, Tosin Cole und Mandip Gill brav ihre Texte aufsagen, aber gleichfalls kaum Platz bekommen, ihre Charaktere aufbauen zu können. Sie alle bleiben „behauptet“. Da sind etwa Ryans Probleme. Ryan ist 18, 19 Jahre alt, genau gesagt wird es nie. Aber er kann diverse Dinge nicht. Radfahren zum Beispiel. Was sich nicht wirklich erklären lässt. Das drückt natürlich auf sein Selbstbewusstsein. Dass dann auch noch in der Pilotepisode der Staffel seine Großmutter stirbt, sein Anker in der Welt, und ihm nur ihr Ehemann Graham bleibt, der selbst aber nie Kinder hatte: Daraus hätte sich eine große Charakterentwicklungsstudie erschaffen lassen können.

Jedoch bleibt dafür kaum Zeit, auch weil es mit Yasmin Khan noch eine vierte neue Figur gibt, die in das neue Ensemble eingeführt werden muss. Vier neue Figuren in einem etablierten Universum, das dann aber – vollkommen auf den Kopf gestellt wird. «Doctor Who» lebt nicht nur, aber auch von seinen Bösewichtern wie den Cyberman. Den Daleks. Oder den vergleisweise neuen, aber furchteinflößenden Wheeping Angels. Nur sie alle befinden sich im Rahmen der elften Staffel offenbar auf einem Betriebsausflug. Genau so, wie alle Hauptfiguren neu beziehungsweise neu besetzt sind, befreit sich die Staffel vom „Ballast“ der Vergangenheit. Aber warum? Klar wäre dies nicht zu beanstanden, gäbe es einen großen Handlungsbogen, der etwas wirklich Neues (Nachhaltiges) erschaffen würde, eine neue – große Geschichte – in der alle neuen Figuren nach und nach ihre Bestimmung fänden, weshalb man auf die Anwesenheit alter Bekannter verzichtet. Nur gibt es solch einen Handlungsbogen nicht.

Statt dessen bietet die elfte Staffel: Das Abenteuer der Woche, was für die Dramaturgie bedeutet, dass mit jeder Episode ein neues Erzählumfeld erschaffen wird. Was bedeutet, dass sich in jeder Episode Hauptfiguren, die sich selbst noch nicht gefunden haben, in Szenerien bewegen müssen, die selbst nur diese eine Episode lang existieren, bevor sich die undefinierten Hauptfiguren auf den Weg in ein neues, unbekanntes Szenario machen, wo sie wieder keine Zeit finden, so etwas wie eine eigene Persönlichkeit zu entfalten. Sämtliche Hauptfiguren sind das, was die Drehbücher behaupten, was sie sind. Eine glaubhafte, komplexe Figurenzeichnung findet in diesem Umfeld nicht statt. Klar, «Das A-Team» funktionierte genauso. Aber bitte, narrativ sollte man sich heutzutage in anderen Sphären bewegen.



Die einzelnen Storys selbst hinterlassen am Ende ein großes – Nichts. Es gibt eine ganz hübsch ausgestattete Episode über die amerikanische Bürgerrechtsaktivistin Rosa Parks; ein Zusammentreffen mit König James I. kommt aufgrund der Spielfreude von Gaststar Alan Cumming recht spaßig rüber. Der Rest aber ist seltsam mäßig heruntergekurbelte Stangenware; es sind Episoden, in denen Figuren, von denen kaum mehr als ihre Namen bekannt sind, gegen irgendwelche Bösewichter aus fremden Welten ein Abenteuer der Woche zu bestehen haben. Das Niveau einer Serie derart in allen Belangen herunterzufahren (auch die Ausstattung, die Effekte und die Musik erreichen nicht einmal ansatzweise die Qualität früherer Staffeln und bräuchten an sich eine ganz eigene Bewertung), das ist im Grunde genommen schon wieder eine Kunst. Eine Kunst, auf die man im Grunde genommen aber gerne verzichten kann.

Und endlich - Staffel 12
Chris Chipnall ist von Hause aus ein großartiger Charakterzeichner. Waren er und sein Team vielleicht einfach nur etwas überambitioniert, als sie die Serie übernommen haben?
Der erste weibliche Doctor!
Ein größeres Ensemble!

Wollten sie vielleicht einfach nur ein paar alte – auch ausgelatschte – Pfade verlassen und haben sich irgendwo auf diesem Weg verlaufen?

«Doctor Who» hat eine 16 Jahre währende Pause überlebt, was ist da im Vergleich schon eine Staffel, die alles in allem vielleicht etwas suboptimal verlaufen ist?

Mit dem Neujahrsspecial vom 1.1.2019, „Resolution“, wurde den Fans, die mit der elften Staffel unglücklich waren, ein kleines Leckerchen mit der Rückkehr der Daleks unter den welkenden Weihnachtsbaum gelegt. Eigentlich ist es nur ein Dalek, der aber ist dann immerhin eine Klasse für sich. Auch bietet „Resolution“ („Tödlicher Fund“) zumindest einem Schauspieler einen wunderbaren Charakter-Moment: Tosin Cole! Tosin Cole alias Ryan trifft hier auf seinen Vater, der die Familie nach dem Tod seiner Mutter verlassen hat. Es entwickelt sich während ihres Gesprächs eine sehr intime Atmosphäre, die vor allem Ryans Beziehung zu seinem Stiefgroßvater tatsächlich greifbar macht, zu dem er eine emotionalere Beziehung pflegt als zu seinem ihm weitestgehend fremden Vater.

Erstmals darf Tosin Cole in diesem Moment wirklich mit seiner Rolle verschmelzen. Er ist nicht mehr nur ein Schauspieler, der die Texte, die er auswendig gelernt hat, brav aufsagt. Er ist Ryan. Gerade solch ein intimer Moment offenbar die Schwächen der vorausgegangenen Episoden knüppelhart, da er für sich im Grunde alleine steht.

Was am Unterhaltungswert des Specials nicht ändert und zur zwölften Staffel überleitet, die mit dem Zweiteiler „Spyfall“ gleich zu Beginn alles richtig macht. „Spyfall“? Klingt irgendwie nach Bond. Und das es auch. Überall auf der Welt werden die besten Agenten der Geheimdienste umgebracht. Kein Dienst bleibt verschont. C, der Chef des britischen MI6 (wunderbar in einer leider viel zu kurzen Gastrolle: Stephen Fry) kontaktiert Doctor Who, um den Doctor zu bitten, einzugreifen. Der Täter scheint nämlich extraterrestrischer Herkunft zu sein, und da gibt es nur eine Person, die helfen kann.



„Spyfall“ zitiert Bond in Ausstattung, Kleidung, Musik und macht einfach Spaß. Der Zweiteiler nimmt sich ernst, wenn es die Handlung verlangt, und lässt es humorvoll krachen, wenn die Handlung dafür Platz lässt. Ist das wirklich der Auftakt zur zwölften Staffel – also der direkte Anschluss an Season 11? Ja, das ist „Spyfall“. Und es ist noch mehr, denn ganz nebenbei wird in diesem Auftakt etwas eingeleitet, was die zwölfte Staffel gleichfalls so schmerzlich vermissen lässt: Eine episodenübergreifende Rahmenhandlung, die durch einen alten Bekannten eingeleitet wird (im weiteren Verlauf dieses Textes werden sich diesbezüglich einige kleinere Spoiler nicht ganz vermeiden lassen!)

Dieser alte Bekannte ist wie der Doctor ein Timelord, es ist der älteste Freund und der schlimmste Feind: Es ist der Master. In einer neuen Inkarnation nach seinem vermeintlichen Tod zu neuem Leben erweckt, hat er überraschenderweise kein Interesse daran, der neuen Existenz vom Doctor ein Leid anzutun. Vielmehr schickt er seinem alten Feind (oder sollte man von einer Feindin sprechen?) auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit. Sollte der Doctor glauben zu wissen, wer sie ist und wer sie war, hat er eine unangenehme Überraschung für sie: Alles, was sie glaubt (gewesen) zu sein - ist im Grunde eine Lüge. Ihre gesamte Existenz, alles, was man ihnen beigebracht hat, ist nur ein Trugbild.

Was es damit auf sich hat? Das ist die Frage, die nicht nur im Mittelpunkt der Rahmenhandlung dieser Staffel steht. Die Frage ist im Grunde so groß, dass sie über das Staffelende hinaus transportiert wird, da diese Backstory über 50 Jahre Storybuilding in Frage stellt. Was gewagt ist und von vielen Fans auch heftig kritisiert wird. Zu recht? Nun, der Drang, alles neu machen zu müssen, lässt sich auch in dieser Staffel nicht übersehen. Aber – sie lassen es langsam angehen. Und so gehört die fünfte Episode dieser Season, „Im Taumel der Zeit“, die einen Teil dieser Rahmenhandlung darstellt, sogar zum Besten, was «Doctor Who» seit Jahren produziert hat. Es sollte den Machern der Serie dabei zu denken geben, dass auch diese Episode allein schon dadurch an Reiz gewinnt, dass sie durch bekannte Figuren eingeführt wird, den Judoon!

Eine Gruppe von Judoon, nashornartigen Gesetzeshütern, deren Rechtsempfinden etwa rustikal ausfällt, landet mitten in Gloucester auf der Suche nach einem vor Jahren untergetauchten Gesetzesbrecher. Da Judoon dazu neigen, wo immer sie auftauchen, eine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen, versucht sich Doctor Who an allerlei Rechtsbeugungen, um die Judoon an ihrem (zumindest in den Weiten des Alls nicht illegalen) Tun zu hindern und größere Zerstörungen zu vermeiden. Wie sich herausstellt, hört die Person, die die Judoon verfolgen, auf den höchst gewöhnlichen Namen Ruth Clayton, die als Fremdenführerin Touristen durch die Kathedrale der Stadt führt. Während es Doctor Who gelingt, sich gegenüber den Judoon einen kleinen Vorsprung zu erarbeiten, muss sie Ruth nicht nur in Sicherheit bringen, sondern auch herausfinden, was die Judoon von Ruth wollen. Was ein Problem darstellt, da Ruth selbst nicht den Hauch einer Ahnung davon hat, was die Aliens von ihr wollen. Jedoch entwickelt Ruth auf ihrer Flucht Fähigkeiten, die sie selbst überraschen. So, wie das Publikum von der Auflösung der Episode, milde ausgedrückt, überrascht wird.



Nach der elften Staffel stellt es direkt eine Erholung dar, der zwölften Staffel folgen zu dürfen. Nicht nur, weil sie (auch) in Sachen Ausstattung und Effekte endlich wieder Schauwerte liefert. Nein, es sind wirklich die Geschichten. So singt die Serie mit der vierten Episode, „Unter Strom“, ein wunderschönes Loblied auf Nikola Tesla - dem dessen tatsächlicher Landsmann Goran Višnjić eine derart einschmeichelnde Aura verleiht, dass man sich wünscht, dass dies nicht sein einziger Auftritt in der Serie bleiben wird. „Spuk in der Villa Diodati“ interpretiert wiederum die Nacht, in der die Idee zu Frankenstein entstand, in einer höchst überraschenden Art und Weise, die vor allem Freunde klassischer Horrorliteratur manch ein Schmunzeln abverlangt.

Im Grunde ist nur ein Stinker für diese Staffel zu vermelden: „Waise 55“ ist eine Füll-Episode, in der die Protagonisten in einem Urlaubsressort auf einem fremden Planeten einige unschöne Entdeckungen machen. Wie jene, dass die Handlung der Episode für 45 Minuten Spielzeit nicht ausreicht und sich alle Hauptfiguren daher wie dumme Horrorfilmfiguren eines billigen Slashers von 1985 verhalten müssen, um zumindest etwas Action generieren zu können. Von diesem einen Ausrutscher abgesehen, gibt es auf der Seite der Geschichten nichts zu bemängeln. Das gilt – zu diesem Zeitpunkt – auch für die Rahmenhandlung und das Geheimnis der Timelords. Bei aller Kritik von Fans, die sich darüber echauffieren, dass hier möglicherweise am Fundament der Backstory des Doctors gesägt wird: Das, was die Serienmacher dem Publikum 2020 an Häppchen serviert haben, wirkt wohl überlegt und durchdacht.

Keine Wendung, die mit dieser Story zusammenhängt, wirkt willkürlich oder konzeptlos. Sicher, die Rahmenhandlung wird in dieser Staffel nicht abgeschlossen. Das aber ist auch gut so, denn wenn sie tatsächlich die Backstory mit mehr als nur ein paar neuen Noten versieht, muss dies alles verdammt gut erklärt werden. Vielleicht wird das Urteil nach dem Ende der dreizehnten Staffel anders ausfallen. Das ist nicht auszuschließen. Aber Zeit ist bekanntlich ein Wibbly-Wobbly Timey-Wilmey-Konstrukt und aus der Perspektive des endenden Jahres 2020 weckt diese Rahmenhandlung, wenn man sich auf sie einlässt, durchaus Interesse an mehr. Mehr Infos, mehr Wendungen, mehr «Doctor Who».



Wo Licht ist, ist bekanntlich aber auch immer Schatten. Während die einzelnen Episoden durchaus zu unterhalten (ja hier und da sogar zu begeistern) verstehen, stolpert die Serie auf der Ebene der Figurenzeichnungen weiterhin vor sich hin - und es ist alles andere als eine Überraschung, dass Bradley Walsh und Tosin Cole die Tardis im Januar 2021 verlassen werden . Für Bradley Walshs Graham gibt es in dieser zwölften Staffel im Grunde genommen nicht zu tun. Graham stört nicht. Dramaturgisch ist die Figur jedoch ohne jegliche Bewandtnis und wirkt im besten Fall wie ein Maskottchen, das da ist, weil es da ist – aber nicht da sein muss.

Tosin Coles Ausscheiden wird indes sicher auch mit der Serie «61th Street» in Zusammenhang stehen, einem Kriminaldrama, in dem der in den USA geborene Brite 2021 die Hauptrolle verkörpern wird. Zwei Serienproduktionen lassen sich selten in Einklang bringen. Glück für Mandip Gill, die nun stärker in den Fokus rücken wird. Das Problem: Obwohl sowohl Tosin Cole als auch Mandip Gill ihren Figuren etwas mehr Schärfe in dieser Staffel verleihen, bleiben sie doch nur Sidekicks, die Stichworte geben. Auf Augenhöhe mit Doctor Who agieren ihre Figuren nicht. Womit der größte Schwachpunkt dieser Staffel erreicht wäre: Die Hauptfigur.

Jodie Whittaker hat in einer Serie wie «Broachchurch» eine herausragende Charakterstudie abgeliefert. In der Rolle einer Mutter, deren Sohn ermordet wird, gelang ihr ein beeindruckendes Spiel auf der Klaviatur der Gefühle. Ihre Interpretation der Figur Doctor Whos aber entwickelt auch in dieser zweiten Staffel keine eigene Persönlichkeit. Nach wie vor imitiert sie im Grunde Matt Smith: allerdings ohne dessen spitzbübisch wirkenden Humor, dafür aber mit einem gewissen Nervfaktor. Immer wieder wirkt ihr Spiel hektisch und überzogen; gerade in dramatischen, unruhigen Momenten neigt sie zum Chargieren. Mit fehlenden Freiräumen für die Charakterentwicklung kann dies in dieser zweiten Staffel jedoch nicht entschuldigt werden. In dieser Staffel hat sie diese Freiräume vor allem in den Episoden, die sich primär der episodenübergreifenden Handlung widmen.

Nie aber gelingt es ihr, eine Szenerie in solchen Momenten an sich zu reißen. Tritt sie etwa ihrer Nemesis, dem Master, gegenüber, reißt nicht sie, sondern dessen Darsteller Sasha Dewan die Szenerie an sich und erschafft eine von Größenwahn getriebene Figur, die sich ganz im Geiste seiner Vorgänger bewegt, gleichzeitig die neue Inkarnation aber mit einer gewaltigen Prise infantilen Wahnsinn würzt. Aber auch in der herausragenden fünften Episode, „Im Taumel der Zeit“, kann Whittaker im Grunde nur im Wortgefecht mit den Judoon punkten, wenn sie die ihr in den Mund gelegten Monologe mit dem süßen Geschmack eines nie in Frage stehenden Sieges über die eher simpel gestrickten Judoon ausspucken darf. Im Gedächtnis bleibt jedoch die Darstellerin der Ruth Clayton, Jo Martin, die über die zwölfte Staffel hinaus mit Sicherheit eine entscheidende Rolle in der Neuschreibung der Backstory darstellen wird – und die in den wenigen Szenen, die ihr zur Verfügung stehen, eine derart nuancierte Charakterzeichnung betreibt, dass Jodie Whittaker teils zu einer Nebendarstellerin degradiert wird.

So bleibt das Fazit zu ziehen, dass die zwölfte Staffel auf der Ebene des reinen Geschichtenerzählens in die Spur zurückgefunden hat und die schwache elfte Staffel vergessen lässt. Neun gute oder sogar sehr gute Episoden im Rahmen einer Zehnerstaffel: Das ist eine bemerkenswerte Ausbeute. Wie gut die Storys teilweise sind, belegt die Tatsache, dass sie das schwache Spiel der Hauptdarsteller größtenteils kaschieren können. Die Reduzierung auf zwei Hauptcharaktere in Staffel 13 ist ein zu begrüßender, richtiger Schritt, wenn die Hauptfigur an Profil gewinnen soll. Die letzte Szene des Trailers zum Neujahrsspecial lässt zumindest eine zarte Hoffnung erblühen.

30.12.2020 11:54 Uhr  •  Christian Lukas Kurz-URL: qmde.de/123808