"I have it Black on White!"

Der jährliche TV-Zyklus von Olli Dittrich ist zurück: Warum Donald Trump nun auch Ärger vom eigenen Cousin droht.

Mit Schorsch Aigner, der jahrelang als Doppelgänger für den gestressten Franz Beckenbauer unterwegs war, krönte Olli Dittrich sein zuvor jahrzehntelanges Schaffen mit einem genialen Meisterwerk. Das war 2015. Zwei Jahre später als fiktiver Sigmar Seelenbrecht toppte er das Ganze nochmals, auch die Doppelfolge danach als Trixie Dörfel war nicht schlecht. Das erweckte nun höchste Erwartungen.

Diesen Donnerstag war es nun endlich mal wieder soweit. Warum die ARD oder besser: Das Erste, den 30 Minuten-Spaß erst um 23.50 Uhr ausstrahlte, wird für immer ihr Geheimnis bleiben. Aber egal: Dittrich, der geborene Offenbacher, wird diejenigen, die unbewusst nach dem unvermeintlichen Krimi zur besten Sendezeit, nach «Panorama» und den «Tagesthemen» dann bei 60 Minuten Dieter Nuhr eingeschlafen und plötzlich in Unkenntnis dessen, was da nun um Mitternacht herum läuft, aufgewacht sind, garantiert komplett verwirrt haben.

Peter Trump, der Cousin und Jugendfreund des Noch-Präsidenten aus dem (Lame) Duck-Land, bekam in den 50er Jahren in Deutschland oft Besuch in den Sommerferien. Natürlich von Donald. Was da so alles passierte, schildert der Hesse, Sohn einer Kartoffelbäuerin und eines GIs namens Phil und heute Rentner, ausgerechnet Günter Jauch. Ja, dem echten Jauch!

Und das macht «House of Trumps» so glaubwürdig für Unwissende. Weil Jauch wie bei «Stern TV» durch die Sendung (Untertitel: „Peter, ein deutsches Geheimnis") führt. Erinnerungen an zwei Rabauken in Germany in den 50er Jahren als Heranwachsende auf dem Land im Taunus. Das ist so überdreht, wenn alte Kumpels von Peter Trump beim Kartenspielen am Stammtisch des Gasthauses zurückdenken an den "Bub aus Amerika" und an unbeschwerte Sommer.

"I have German in my Blood", sagt Donald in einem Einspieler tatsächlich. Sein Großvater Friedrich wanderte 1905 aus Kallstadt in der Pfalz nach Amerika aus. Das stimmt ja soweit auch. Also könnte die Sache mit dem Cousin Peter ja genauso wahr sein. Würde Dittrich in einer auf ihn perfekt geschnittenen Rolle mit seine 1:1-Haartolle nicht so maßlos übertreiben. Donald sei am liebsten Traktor gefahren, hätte mit Kartoffeln um sich geworfen. Bei einem Unfall sei eine Kuh verblutet. Grandiose Details!

Das mit der Frisur sei genetisch bedingt ("die Großmutter Lisbeth hats!"), er habe "immer Master & Servant gespielt", würde bis heute juckende Hagebutten in der Hand halten, wenn er die anderen Menschen grinsend reicht. Und er sei "schon immer ein schlechter Verlierer" gewesen. In Traben-Trarbach habe Peter beim Minigolf gewonnen, fühlte Donald sich betrogen, man musste nochmal auszählen, erzählt er bei Jauch. Beim nächsten Mal habe Donald Ersatzbälle mitgebracht und durchs Hosenbein unbemerkt ins Loch gleiten lassen...

Grandioser Humbug pur, wie auch die Sache mit dem Corona-Virus. Sein Cousin sei gar nicht infiziert gewesen, wusste Peter, denn Donald habe sich früher schon bemalte Brotkrumen mit Spucke als Pusteln aufgeklebt, um Masern vorzutäuschen. Im Schweinestall des Hofs habe er das Fieberthermometer auf 39 Grad hochgepumpt. Alles keine Schenkelklopfer, aber grandioser Humor zum Grinsen. Wie auch die Geschichte mit der Schönheitswahl: Donald ließ mit 13 im Taunus eine Kartoffelkönigin ("Miss Potato") wählen. Im Saal erinnerten sich die Kumpels daran. Peter musste vorher die "Mädsche" holen. Seine Frau Natalia wurde später Vierte bei Donalds Miss Universe-Wahl. Nach der im Taunus 1959 hatten die Cousins 20 Jahre keinen Kontakt mehr. "Der bringt die ganze Gegend in Unsicherheit", hieß es damals. Donald soll die von ihm gewählte Gewinnerin angegrabscht haben und wurde in die USA zurückgeholt.

Spätestens beim ernsthaften Versuch Jauchs im Gespräch mit Peter "Olli" Trump über den Grund des großen Streits der Verwandten musste es auch der Letzte vor dem Fernseher Dösende gemerkt haben, dass es eine Persiflage ist: Die beiden Jungs bauten einst zusammen ein Baumhaus. Nach Peter Idee ließ Donald viel später den Trump-Tower errichten und versprach ihm damals schon für den Fall zehn Stockwerke, 20 bis 29, die nicht existieren. Und dann, dass er Geschäftsführer werde, wenn erstmal der zweite Trump-Tower in Stuttgart steht.

Immerhin lud Donald die komplette Verwandtschaft 2017 ins Weiße Haus ein und feierte mit allen Trumps die Präsidentschaft. Peters Geschenk: Ein Bild der gemeinsamen Großeltern, das er in einem Kästchen fand, das einen doppelten Boden besaß: Mit einem Testament von Opa Friedrich, der allen vier Kindern Bargeld, Aktien und ein Grundstück in New York vererbte. Phil Trump bekam es nie. "Ich denk´, ich fall vom Stuhl", reagierte Hesse Peter.

Und konfrontierte seinen Vetter, der es als Fake abtat. "I have it Black on White!", sagt der Deutsche und will "eine Klagewelle über ihn herein brechen lassen", wenn Donalds Immunität im Januar aufgehoben ist. "Ich geh zur BILD-Zeitung, da geht´s um Millionen!" Einen Anwalt aus seinem Dorf hat er bereits, der ist spezialisiert auf Agrarrecht. Knaller am Schluss, Fortsetzung folgt leider nicht. Und Joe Biden zu spielen, wird keine neue Rolle des großartigen Olli "Dittsche" Dittrich.

«House of Trumps» ist in der ARD-Mediathek verfügbar
18.12.2020 07:18 Uhr  •  Michael Horling Kurz-URL: qmde.de/123644