«Höhle der Lügen» bei ZDFneo: Flunkern, prahlen, hochstapeln

In der «Höhle der Lügen» muss eine Jury entscheiden, ob die Geschichten, die ihr aufgetischt werden, tatsächlich echt sind. Zum Auftakt fehlt es der ZDFneo-Sendung aber noch an Ecken und Kanten…

In den kommenden Wochen und Monaten wird Laura Karasek regelmäßig im Programm von ZDFneo auftauchen. Mit «Die Höhle der Lügen» bespielt die Rechtsanwältin und Moderatorin aktuell den Donnerstagabend um 22.15 Uhr, wo bis Ende des letzten Jahres Jan Böhmermanns «Neo Magazin Royale» zu sehen war. In der zweiten Oktober-Hälfte meldet sich auf gleichem Sendeplatz dann Karaseks eigene Late-Night-Show «Zart am Limit» zurück. Ob es Laura Karasek schmeicheln würde, das nächste große Sendergesicht von ZDFneo zu werden? „Es wäre total bekloppt, wenn ich sagen würde, dass es mir nicht schmeicheln würde. Natürlich würde es mir schmeicheln - das ist schon eine Bestätigung, nach der wir uns ja alle sehnen“, sagte Karasek Anfang September im Interview mit Quotenmeter.de.

Dass die «Höhle der Lügen» für die Juristin aber zum nächsten großen Wurf wird, darf zumindest angezweifelt werden. Denn um für einen echten Einschaltimpuls zu sorgen, kommt das Format schlicht eine Ecke zu unspektakulär daher. Die Idee hinter der «Höhle der Lügen», die konzeptionell übrigens überhaupt nichts mit dem ähnlichen klingenden VOX-Hit «Die Höhle der Löwen» zu tun hat, ist dabei schnell erklärt. In ihr treten zwei Zweier-Teams mit einer Geschichte an, von deren Authentizität sie eine Jury überzeugen müssen. Die Story kann wahr, aber eben auch erfunden sein. „Bei uns wird halt nicht die coolste Erfindung, sondern die coolste erfundene Geschichte präsentiert“, fasst Karasek das Konzept der Sendung zusammen.

Bei den Geschichten handelt es sich um Challenges, an denen sich die Akteure tatsächlich versucht haben. In der Premierenfolge etwa gilt es für Jacqueline Feldmann und Daniele Rizzo, einen großen Drift mit einem Auto zu fahren, während die Aufgabe von Aurel Merz und Evelyn Weigert darin besteht, mehr als 100.000 Aufrufe bei TikTok erlangen. Beide Challenges sind frei gewählt und laufen unter dem Obertitel „Befriedigung“, den die Verantwortlichen des Formats für die erste Folge vorgegeben haben. Ob die Kandidaten die Challenge geschafft haben oder ob sie das nur vorgeben, müssen in der Auftaktsendung Torge Oelrich und Vicki Blau herausfinden.

Das war ja auch der Witz an dem Titel: Er ist eine Anlehnung an eine Show, die es schon gibt, und bei uns wird halt nicht die coolste Erfindung, sondern die coolste erfundene Geschichte präsentiert!

Laura Karasek über «Die Höhle der Lügen»
Es ist zweifellos nett anzuschauen, wie die Teams kurze Einspieler im Laufe der Sendung präsentieren und kommentieren, während die Jury beginnt, munter herumzuraten. Im Laufe der Sendung darf sie ihre Meinung mehrmals ändern und kann zudem Fragen an die Akteure stellen. Und dennoch: So richtig packen wollen die Challenges den Zuschauer in der ersten Folge noch nicht. Das dürfte auch daran liegen, dass Fernsehen ein Stück weit über Bilder funktioniert. Gerade die liefern die Challenges der ersten Folge aber kaum.

Laura Karasek, die als Moderatorin der Sendung in Erscheinung tritt, kommt ihrer Aufgabe als „Lehrerin einer sehr lebhaften Grundschulklasse“ - so sieht sie sich selbst - souverän nach. Sie schaffte es, als neutrale Dritte zwischen Teams und Jury aufzutreten, kann dem Format aber noch keine eigene Note verleihen. Für die Sendung, die von der Fabiola GmbH produziert wurde, spricht derweil, dass die Folgen mit einer Laufzeit von rund 30 Minuten nicht zu lang geraten sind und sich deshalb gut zwischendurch anschauen lassen.

Und dennoch: Ein Must-see ist die «Die Höhle der Lügen» nicht, dafür ist das, was in ihr passiert, nicht aufregend genug. Ein paar mehr Ecken und Kanten würden dem Format sicherlich nicht schaden und könnten für mehr Aufmerksamkeit sorgen, die die Sendung rein aus Quotensicht auch nötig hat. Gerade einmal 100.000 Zuschauer ab drei Jahren verfolgten das Format bei seiner linearen Premieren-Ausstrahlung am vergangenen Donnerstagabend, der Marktanteil blieb infolgedessen bei 0,6 Prozent stecken. Ähnlich schwach lief es für «Die Höhle der Lügen» bei den 14- bis 49-Jährigen, hier kam die Sendung nicht über enttäuschende 0,4 Prozent hinaus. Noch schlechter fiel in der ersten Folge nur die Erfolgsquote für die Jury aus: Diese ließ sich nämlich von beiden Teams täuschen und brachte es so nur auf eine klägliche Trefferquote von 0 Prozent.

«Die Höhle der Lügen» läuft auch in den kommenden Wochen immer donnerstags um 22.15 Uhr bei ZDFneo.
11.09.2020 11:26 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/121228