ProSiebenSat.1 rutscht ins Minus

Dem Unternehmen fehlen durch Werbung knapp 200 Millionen Euro. Die digitale Transformation hat bislang nicht geklappt.

Am Freitagmorgen präsentierte die ProSiebenSat.1 Media SE die Geschäftszahlen für die Monate April, Mai und Juni – und diese waren nicht gerade erfreulich. Weder die Strategie der aktuellen Geschäftsleitung, nach dem Abgang von Max Conze, noch Rainer Beaujean machten den Medienkonzern vom Werbemarkt unabhängig. Die ProSiebenSat.1-Gruppe hinkt Mitbewerbern wie NBCUniversal, WarnerMedia und Disney hinterher und hat zahlreiche Trends verschlafen.

Die SevenOne Entertainment Group, zu denen die Fernsehsender ProSieben, Sat.1 und sixx gehören, setzten im zweiten Quartal 413 Millionen um, im Vorjahreszeitraum lief es mit 616 Millionen Euro deutlich besser. Während man im Vorjahresquartal noch einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 197 Millionen Euro machte, musste man sich nun mit 13 Millionen Euro begnügen. Vorstand Beaujean versucht, zu beschwichtigen: „In unseren Kernmärkten Deutschland, Österreich und Schweiz beginnen sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufzuhellen und so sehen wir seit Juli auch im Werbemarkt erste positive Tendenzen. Wir erwarten im Juli bei den Werbeerlösen ein Minus von etwas weniger als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit einen klar niedrigeren Rückgang als im abgelaufenen Quartal. Auch im August zeichnet sich aktuell mit einem Minus von rund 10 Prozent eine weitere Verbesserung ab.“

Die Red Arrow Studios schrumpften von 171 auf 115 Millionen Euro Umsatz, der Gewinn ging von neun auf eine Million Euro zurück. Die NuCom Group verbesserte ihren Umsatz von 198 auf 209 Millionen Euro, der Gewinn sank von 17 auf 13 Millionen Euro. „Auch wenn es nicht möglich sein wird, die bis dahin entstandenen COVID-19-bedingten Rückgänge aufzuholen, werden die Monate September bis Dezember entscheidend für die Geschäftsentwicklung des Konzerns im Gesamtjahr sein. In diesen Monaten hat ProSiebenSat.1 in der Vergangenheit etwa 50 Prozent des adjusted EBITDAs erwirtschaftet“, so der Konzernchef weiter.

Der Gesamtumsatz im zweiten Quartal sank gegenüber dem Vorjahresergebnis massiv. Setzte man damals noch 947 Millionen Euro um, machen sich die Werbeausfälle von knapp 200 Millionen in der Bilanz bemerkbar: Der Umsatz schrumpfte auf 709 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis fiel mit 35 Millionen Euro ins Minus, das Konzernergebnis lag bei -61 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum verdiente man noch 94 Millionen Euro. Die ProSiebenSat.1 Media SE bezeichnet ihre Liquiditätslage als „gut“, man habe zum Stichtag Ende Juni 1,190 Milliarden Euro zur Verfügung gehabt.

Die Lage in Unterföhring ist ernst: Das Unternehmen geriet unter Corona in massive Bedrängnis. Neben der Tatsache, dass die Reichweiten seit einigen Jahren massiv sinken, stockte auch der Werbemarkt im zweiten Quartal. Das mit Discovery Communications betriebene Streamingportal Joyn schafft es mit seiner Werbung und dem Premium-Account nicht, die ausgefallenen Umsätze aufzufangen.

31.07.2020 08:07 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/120261