Mehr als jeder Dritte nutzt kostenpflichtige VOD-Angebote

Herzlich Willkommen im Netz! Die AGF hat eine Bilanz für das erste Halbjahr der Streaminganbieter 2020 gezogen. Der Trend geht klar zu mehr Video-On-Demand-Nutzung. Außerdem Blicken wir auf eine Umfrage zu Hate Speech auf Social Media.

Eine Plattformstudie der Arbeitsgemeinschaft Videoforschung (agf) für die erste Hälfte des Jahres 2020 hat ergeben, dass 36,3 Prozent aller Befragten ab 14 Jahren in den vergangenen drei Monaten ein kostenpflichtiges Abonnement bei einem Video-on-Demand-Anbieter geführt haben. Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung der zweiten Hälfte 2019 stieg der Anteil damit um 3,9 Prozentpunkte an. An der Spitze der Streamingdienste thront weiter mit großem Abstand Netflix. Der US-Anbieter ist mit 27,6 Prozent der am weitesten verbreitete kostenpflichtige VOD-Dienst und baut seine Führung sogar um rund drei Prozentpunkte aus. Mit etwas Abstand folgt dahinter Amazon Prime Video. Amazons Angebot ist der Befragung nach vorerst der einzig ernstzunehmende Konkurrent von Netflix. Denn Platz drei des Rankings, der Sport-Streaminganbieter DAZN, weiß nur noch 3,1 Prozent aller hinter sich.

Für ein kleines Ausrufezeichen sorgte auch des Mäusekonzerns neuster Streich, Disney+. Hinter Sky Ticket (1,7 Prozent) landete der Markt-Neueinsteiger auf Anhieb auf Platz fünf aller kostenpflichtiger VOD-Angebote. Immerhin 1,5 Prozent der Befragten gab an, das neue Angebot von Disney schon zu nutzen. "Die Entwicklung zeigt, dass sich der Markt für Video-Streaming weiterhin entwickelt", schließt Kerstin Niederauer-Kopf, Vorsitzende der AGF-Geschäftsführung. Nur bezüglich des Pay-TVs ist zu sehen, dass hier das Niveau konstant bei etwa 15 Prozent bleibt.

Da die neuste Befragung zum Teil mit der Corona-Pandemie zusammengefallen ist, wurden nur 1.700 statt sonst mehr als 2.5000 Teilnehmer aus der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren befragt. Hausbesuche mussten teilweise in computergestützte telefonische Interviews umgewandelt werden. Im Hinblick auf die Nutzung in den letzten vier Wochen gaben 29,1 Prozent der Befragten an, die kostenfreien Online-Angebote der TV-Sender zu gebrauchen. Die ebenfalls kostenlose Plattform YouTube nutzte jeder zweite Befragte in den letzten vier Wochen.

Wer einen internetfähigen Fernseher besitzt, schaut Online-Angebote auch besonders gern dort. Stattliche 59,3 Prozent der Befragten gaben an, auf dem Big Screen die Angebote der TV- Sender zu sehen. Bei den großen US-Streaminganbietern fällt der Nutzungsanteil auf dem Fernseher sogar noch größer aus, 76,2 Prozent sowie 78,9 Prozent aller Netflix- und Amazon-Prime-Video-Kunden schauen Filme und Serien auf dem Fernseher. YouTube ist das einzige Angebot, das vor allem auf dem Smartphone (67,3 Prozent) und seltener auf dem Smart-TV (28,0 Prozent) genutzt wird.

Hate Speech für viele im Netz ein Thema


Am 18. Juni wurde im Bundestag ein Gesetztespaket verabschiedet, das darauf abzielt, Hetzer im Netz leichter identifizieren zu können und Klagen besser durchsetzen zu können. Dazu gehört eine Verpflichtung sozialer Netzwerke, dem Bundeskriminalamt bestimmte strafbare Inhalte, wie Morddrohungen oder Volksverhetzungen, die ihnen bekannt wurden, zu melden und die IP-Adresse an die Strafverfolgungsbehörden weiterzugeben. Öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften getätigte Beleidigungen würden zukünftig einer höheren Strafandrohung unterliegen. Genau zu diesem Thema führte die Forschungsgruppe g/d/p eine Umfrage in der Bevölkerung durch, die zeigen soll wie verbreitet Hate Speech im Netz ist und welche Maßnahmen sich die Bürger dagegen wünschen.

Im Zuge des vom Bundesministerium für Justiz geförderten Projektes wurden mehr als 1.000 Bundesbürger befragt, die häufig und regelmäßig das Internet nutzen. Die Umfrage ergab, dass 18 Prozent aller Befragten selbst schon einmal von "Hassreden" im Internet betroffen waren, häufig im öffentlichen Raum oder auch in privaten Nachrichten. Je jünger die Befragten waren, desto höher war der Anteil der Betroffenen. Unter den 16- bis 30-Jährigen lag der Anteil bei 32 Prozent, in der sogenannten "Generation" Z" sogar bei 37 Prozent.

Beachtliche 79 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass im Verlauf der letzten fünf Jahre Kommentare im Internet aggressiver geworden sind. Jeder zweite Befragte bewertet die Internetkommunikation heute sogar als deutlich aggressiver, 20 Prozent sehen keine Veränderung, nur ein Prozent ist der Meinung, dass die Aggressivität gesunken ist. 42 Prozent aller Befragten antworteten, dass sie aufgrund von Hassreden vorsichtiger eigene Beiträge im Internet formulieren oder darauf verzichten, etwas zu posten.

Eine weiterer Schluss ist, dass 43 Prozent in der Umfrage härtere Strafen für Beleidigungen im Internet (im Vergleich zu persönlichen Beleidigungen) richtig finden. Jeder zweite Befragte ist für gleich hohe Strafen bei persönlichen Beleidigungen und Beleidigungen im Internet, vier Prozent hingegen befürwortet eine mildere Strafe für Beleidigungen im Internet.
28.06.2020 11:00 Uhr  •  Niklas Spitz Kurz-URL: qmde.de/119385