Wie Energy in Hamburg ums Überleben kämpft

Kompakt: Außerdem: WDR4 trauert um Charly Wagner und die Bewerbungsphase für den Deutschen Radiopreis 2020 hat begonnen. Antenne Bayern hat einen neuen Chef.

Eilverfahren


Wie geht es weiter am Hamburger Radiomarkt? Die dortige Energy Station kämpft seit einigen Monaten um’s Überleben. Denn: Im Zuge der Frequenzzuweisung hat Energy Hamburg seine UKW-Frequenz verloren. Der Sender wäre somit ab August 2020 nur noch via Web und DAB+ zu hören. Energy Hamburg ist seit 1995 aktiv. Die bisherige Energy-Frequenz 97,1 MHz sollte stattdessen ab dem 1. August 2020 an das Berliner Alternative-Format FluxFM gehen. Vor Gericht hat der Energy-Konzern nun einen Teilerfolg erzielt. Das Verwaltungsgericht Hamburg hat in einem Beschluss vom 14. Mai 2020 angeordnet, dass der Radiosender Energy Hamburg auf seinen bisherigen UKW-Frequenzen über den 31. Juli hinaus bis zu einer endgültigen Entscheidung im Hauptsacheverfahren weitersenden darf. Der Beschluss ist zwar noch nicht rechtskräftig, wird von Geschäftsführer Olaf Hopp aber immerhin als „Etappensieg“ bezeichnet. „Wir dürfen und werden nun zunächst bis zum Abschluss des Hauptsacheverfahrens weitersenden und die junge Hamburger Hörerschaft weiterhin über UKW mit unserem lokalen Programm versorgen.“

Daniel vom Morgenteam wird neuer Antenne-Bayern-Programmdirektor


Nach knapp einjähriger Suche ist Antenne Bayern fündig geworden. Der führende deutsche Privatradiosender, der bei der Frühjahrs-MA auf die schwächsten Hörerzahlen seit mehr als einem Jahrzehnt fiel, beschäftigt fortan Daniel Lutz als Programmdirektor. Zuletzt war Geschäftsführer Felix Kovac auch Programmchef in Personalunion. Der 45-Jährige Lutz soll nach Antenne-Angaben spätestens zum Jahreswechsel antreten. Letzte Programmdirektorin war Ina Tenz, von der sich die Antenne 2019 trennte. Lutz kommt von HitradioRT.1, wo er aktuell auch noch die Morningshow «Daniel und das Morgenteam» präsentiert. Auch Kovac arbeitete früher bei RT.1 „Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung bei Antenne Bayern und bedanke mich bei den Gesellschaftern für die Chance, meine Kompetenz unter Beweis stellen zu dürfen. Bereits heute ist Antenne Bayern das führende Privatradio in Deutschland. Gemeinsam mit dem exzellenten Team werde ich versuchen, die Entwicklung der Reichweite über alle analogen und digitalen Verbreitungswege weiter auszubauen", wird Lutz zitiert. RT.1, das laut Funkanalyse Bayern teils auf 53.000 Hörer kommt (7-Uhr-Stunde laut FAB 2019), verlässt die Augsburger im Spätsommer.

„Daniel ist ein ‚Herzblut-Radiomacher‘, der sein Team mit großer Kompetenz, Leidenschaft und Kreativität führen wird“, so Felix Kovac, Geschäftsführer von Antenne Bayern. „Er ist eine große Bereicherung für unser Team, und wir halten ihn sowohl fachlich als auch menschlich für die ideale Besetzung.“

RT.1 derweil besetzt die Stelle von Lutz mit Karsten Kröger, der von RPR1 kommt. Kröger soll die Stationen der RT1- Sendergruppe programmlich stärker zu verzahnen, die Programmqualität über das gesamte Sendegebiet weiter verbessern und die marktführende Position nochmal ausbauen. Dr. Bernhard Hock, Geschäftsführer der rt1.media group: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Karsten Kröger einen starken Programmgestalter und ausgewiesenen Experten für die erfolgreiche regionale Ausrichtung von reichweitenstarken Sendergruppen gewinnen konnten."

Zwei Radiomacher, zwei Meinungen, ein Verband


Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VAUNET und Geschäftsführer von Radio Regenbogen, hat sich im Rahmen der Coronakrise mit einem Statement an die Politik gewendet. Interessant dabei: Er stellte gänzlich andere Forderungen und machte andere Vorschläge als sein Kollege Felix Kovac wenige Tage zuvor. Auch Kovac aber sprach im Namen von VAUNET. Während Kovac eine „überfällige Werbebeschränkung des ARD-Radios“ ins Spiel brachte, forderte Schunk Hilfe des Bundes. „Dazu zählen beispielsweise die bundesweite Infrastrukturförderung sowie steuerlichen Erleichterungen. Diese Forderungen sollten nicht nur gehört, sondern auch berücksichtigt werden“, so Schunk.

Der Privatsender ffn in Niedersachsen wirbt stattdessen eher um das Vertrauen der Werbepartner. „Die Corona-Krise zeigt, dass Radio für die Menschen DER verlässliche Partner ist und bleibt. Verweildauer, Nutzung und Reichweite sind in der Krisenzeit signifikant gestiegen, sowohl analog als auch digital. Wir haben uns frühzeitig und als erster Sender in Norddeutschland auf das Thema Corona fokussiert und bieten unseren Hörern zu jeder Zeit Orientierung, Haltung und Inhalte, sowie gut gemachte Unterhaltung. Die Hörer goutieren es mit enger Bindung zur Marke und hoher Nutzung“, sagt ffn-Programmdirektor Jens Küffner. Der Geschäftsführer des niedersächsischen Anbieters, Harald Gehrung, teilte mit: „Wenn die Wirtschaft nun hochfährt und die Werbungtreibenden wieder aktiv werden, sind Radio und Online Audio die beste Wahl für Unternehmen, um ihren Kunden zu sagen: „Wir sind wieder da!“. Die Sender der ffn-mediengruppe werden gerade jetzt Partner ihrer Werbekunden sein und ihnen aus der Krise helfen. Das machen wir mit starken Kommunikationsangeboten zu fairen Preisen, aber eben ohne unser wertvolles Gut „Radiowerbung“ zu verschenken. Gemeinsam mit unseren Kunden gestärkt aus der Krise hervorzugehen, muss unser Ziel sein, auch wenn sich die Umsätze frühestens in 2022 wieder stabilisieren werden.“

Gottschalk macht mehr für SWR3


Radiomoderator Thomas Gottschalk bekommt eine weitere Radiosendung bei SWR3. Neben der montags immer um 13 Uhr startenden Nachmittagsshow mit Constantin Zöllner präsentiert Gottschalk seit vergangenem Freitag immer zwischen 18 und 20 Uhr «Gottschalks Playlist». Hier läuft somit Musik abseits des üblichen SWR3-Schemas, in der ersten Sendung spielte Gottschalk überdurchschnittlich viele Hits aus vergangenen Jahrzehnten. Bis Ende 2019 hatte er in Bayern1 eine ähnliche Sendung am Sonntagabend.

Trauer um WDR4-Stimme


Der Radiosender WDR4, der Oldies spielt, trauert um einen seiner Moderatoren. Charly Wagner ist Anfang Mai im Alter von 78 Jahren verstorben. Valerie Weber, Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur, zum Tod des langjährigen WDR-Mitarbeiters: „Die Stimme Charly Wagners – ein gepflegter Bariton – war fast 40 Jahre lang ein Markenzeichen des Westdeutschen Rundfunks. Radiosendungen wie „Swing und Balladen“ und „Shellack-Schätzchen“ sind unvergessen. Und wer sich in Nordrhein-Westfalen an die Zeiten erinnert, als es im Fernsehen noch Programmansager gab, wird stets auch an Charly Wagner denken. Wagner war in den 80ern zudem im WDR-Fernsehprogramm als Ansager tätig.

Kurz und kompakt


Gordon Harms, bis März Musikchef von Antenne Bayern, stellt künftig die Musik für den TV-Sender Deluxe Music und dessen Web-Aktivitäten zusammen.

Vergangenen Freitag war Bewerbungsstart für den Deutschen Radiopreis 2020. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Juni. Radiopreise werden im Herbst in folgenden Kategorien vergeben: Bester Podcast, Beste Comedy, Beste Moderation, Beste Innovation am Morgen, Bestes Nachrichten- und Informationsformat, Beste Reportage, Bestes Interview, Beste Sendung, Beste Programmaktion, Beste*r Newcomer*in.
19.05.2020 15:50 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/118385