Coronavirus-Angst beschert italienischen Kinos historisches Tief

Noch bevor sämtliche Kinos in Italien vorsichtshalber geschlossen wurden, waren sie wie leer gefegt.

Das italienische Kinojahr fing so großartig an: Mit «Tolo Tolo», der neuen Komödie des «Der Vollposten»-Machers Checcho Zalone, wurde den Kinokassen ordentlich eingeheizt. Über 6,6 Millionen Menschen sahen sich den Film über einen Jungunternehmer an, der nach Afrika auswandert, nachdem sein Sushi-Restaurant in der italienischen Provinz pleitegegangen ist. Mit einem Einspielergebnis von insgesamt 46,18 Millionen Euro befindet sich «Tolo Tolo» (nach Umsatz berechnet) nunmehr in den Top 5 der größten Kassenschlager der italienischen Filmgeschichte. Doch nur wenige Wochen nach diesem denkwürdigen Hoch folgte jetzt ein historisches Tief.

Die umgreifende Sorge vor dem Coronavirus hielt am zurückliegenden Wochenende in Italien viele Menschen davon ab, sich ins Kino zu bewegen. Von Donnerstag bis Samstag wurden laut 'Insidekino' bloß 53.479 Eintrittskarten gelöst, was einem mageren Einspielergebnis von weniger als 440.000 Euro gleicht. Am Sonntag beschloss die italienische Regierung dann als Vorsichtsmaßnahme gegen eine weitere Verbreitung des Coronavirus eine vorübergehende Schließung sämtlicher Kinos – mindestens bis zum 3. April dieses Jahres. Zuvor war schon rund die Hälfte der Kinos geschlossen, in allen anderen Kinos wurde den Besucherinnen und Besuchern eine Drei-Sitze-Abstand-Regel auferlegt.

Die war aufgrund des mangelnden Andrangs wohl kaum nötig – vor der landesweiten Kinoschließung verbuchten die Lichtspielhäuser das nach Umsatz schwächste Wochenende in der italienischen Filmgeschichte. Im Vergleich zum selben Wochenende im Vorjahr krachten die Einnahmen um 90 Prozent nach unten, im Vergleich zum letzten Februarwochenende 2020 ging es um 79 Prozent abwärts. Nun beschäftigt sich die italienische Politik unter anderem mit Gesuchen der örtlichen Film- und Kinobranche, die um Finanzspritzen bittet, um sich später wieder aus der unverschuldeten Krise zu befreien.
10.03.2020 15:46 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/116559