Dschungel-Fazit 2020: Der Star ist das Format

Nach 16 Tagen hat RTL mit Prince Damien einen neuen Dschungelkönig gefunden. Die Produzenten dürfen sich hingegen vor allem bei Danni Büchner und den Zuschauern bedanken, die diese etwas überraschend bis ins Finale wählten...

Alle Jahre wieder ist die Teilnehmerliste des Dschungelcamps ein heiß diskutiertes Thema. Verdienen diese zwölf Menschen, die da diesmal ins Camp gehen, überhaupt den Titel ,Promi‘? Muss man die kennen? Die Antwort, die man nach 14 Staffeln Dschungel auf diese Fragen geben kann, ist eindeutig. Nein, man muss nicht. «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» hat 2020 aufs Neue bewiesen, dass es im «IbeS»-Universum meistens nur einen echten Star gibt – und der ist das Format selbst. Wenn überhaupt, dann macht das Camp seine Teilnehmer über die Teilnahme selbst zu Personen des öffentlichen Lebens - siehe Evelyn Burdecki. Und nicht andersrum.

Das Gegenteil war in diesem Jahr dann doch bei Prof. Dr. Günther Krause der Fall. Ärgerlich nur, dass der pompös inszenierte Auftritt des ersten Politikers im Camp für die Zuschauer unverhofft und plötzlich an Tag eins endete. Da RTL anders als in Vorjahren auch auf einen Nachrücker verzichtete, mussten sich die Zuschauer erst einmal mit Prince Damien, Anastasiya Avilova und Markus Reinecke begnügen – Menschen, von denen vor allem der sehr geneigte RTL-Zuschauer mal gehört haben dürfte. Und so waren die Geschichten der ersten Tagen im Camp auch durchaus träge - vielleicht auch, weil viele Zuschauer diese mehr oder weniger prominenten Gesichter erstmal kennenlernen mussten. Dass «Ich bin ein Star» zur Mitte der ersten Woche schließlich doch an Fahrt aufnahm, hatten die Produzenten vor allem der Anwesenheit von Danni Büchner zu verdanken.

Büchner dürfte großen Anteil daran haben, dass Staffel 14 letztendlich auch inhaltlich funktioniert hat. Sie beherrschte die öffentliche Diskussion mit einem unklaren Kurs und fand eine Gegenspielerin in Elena Miras. Als wäre dies nicht schon genug, wählten die Zuschauer Büchner überraschender Weise sogar bis ins Finale, was die Polarisierung im Camp bis zum Ende auf hohem Niveau hielt und sogar zu kleineren Läster-Attacken im Finale führte. Dass die Abonnentin auf die Dschungelprüfung so weit kommt, hat es in der Vergangenheit selten gegeben. Sarah Dingens und Gisele Oppermann schieden ihrer Zeit jeweils früher aus.

Büchner kämpfte sich hingegen vor bis auf Platz drei, als Sieger ging am Samstag hingegen Prince Damien vom Platz. Als kleinster gemeinsamer Nenner dürfte er ein Gewinner sein, mit dem die meisten Dschungelfans gut leben können. Er hat sich nicht verbrannt, dafür auf Lästereien verzichtet und lieber einmal zu häufig als zu selten „Easy Breezy“ angestimmt. In seiner Antrittsansprache kündigte er unter Tränen an, Australien etwas zurückgeben zu wollen und 20.000 Euro der Siegprämie zu spenden. Damit dürften nun auch alle Fans von Sven Ottke besänftigt sein, der die kompletten 100.000 Euro dem guten Zweck zukommen lassen wollte, aber am Abend nur Zweiter wurde.

Neben den Geschichten aus dem Camp selbst waren es in den ersten Tagen auch die australischen Waldfeuer und massiven Regengüsse, die große Aufmerksamkeit auf den Dschungel zogen. Kurz vor dem Start entwickelte sich sogar eine Debatte darüber, ob RTL das Camp in diesem Jahr absagen solle. Dass sich auf diese absurde Diskussion selbst prominente Politiker wie Karl Lauterbach einließen, zeigt in erster Linie wohl die weiterhin große Popularität des Dschungelcamps, die noch immer für eine Schlagzeile auf Seite eins der Boulevardblätter reicht.

Rein handwerklich ist beim Dschungelcamp in diesem Jahr vieles gleich geblieben, was allerdings gut so sein dürfte. Schließlich ist es bei allem Krawall und Tratsch gerade auch ein gewisses Maß an Erwartbarkeit, das «IbeS»-Fans an einem dieser letzten televisionären Lagerfeuer des Landes schätzen. Sowohl die bissigen Moderationen mit tagesaktuellen Anspielungen als auch die unter Hochdruck erstellten MaZen mit rund erzählten Geschichten aus dem Camp wurden von Fans schon immer gelobt und geliebt. Die vielleicht größte Neuerung dürften da die regelmäßigen Auftritte von Thorsten Legat sein, den die Macher schon im letzten Jahr quasi beiläufig in die Dschungelfamilie aufgenommen haben. Dass in den ersten Tagen das Lagerfeuer fehlte und in den Dschungelprüfungen keine lebendigen Tiere mehr verspeist wurden, fiel gar nicht weiter auf.

Neben dem Erfolg des Dschungels selbst dürfte es für RTL eine Mut machende Erkenntnis sein, dass auch die Begleitformate zu «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» unverändert gut funktionieren. Hierbei ist insbesondere «Die Stunde danach» gemeint, die RTLplus erneut in rekordverdächtige Quotenregionen beförderte. Selbst eine Australien-Reise-Doku mit Evelyn Burdecki und Thorsten Legat und eine Dschungelparty kamen am Sonntagabend bei RTL auf ordentliche Quoten. Vor diesem Hintergrund dürfte es klar sein, dass es 2021 für das Dschungelcamp weitergehen wird. Aller Voraussicht nach können RTL und die Produktionsfirma ITV auf tiefgreifende Änderungen verzichten, der Erfolg gibt den Machern schließlich recht. Welche Promis dann einziehen werden? Ist doch eigentlich wurscht. Der Star ist nun mal das Format.
Staffel 14 des Dschungelcamps...
war inhaltlich richtig gut und hat mir großen Spaß gemacht!
29,5%
war in Ordnung und hat mich solide unterhalten.
41,7%
fand ich im Vergleich zu anderen Staffeln inhaltlich schwach.
16,8%
habe ich nicht gesehen.
12,0%
26.01.2020 09:30 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/115350