Die zehn erfolgreichsten deutschen Filme der 2010er

Oder: Til Schweiger gegen Bora Dagtekin, welcher Erfolgsregisseur hat mehr Titel im Rennen?

Platz 10: «Kokowääh 2» (2013)
Til Schweiger, die Erste: Die RomCom-Fortsetzung des Schauspielers, Autors, Produzenten und Regisseurs startete kurz vor dem Valentinstag 2013 und erreichte erwartungsgemäß ein großes Publikum. Mit einem Gesamtergebnis von 2,75 Millionen verkauften Eintrittskarten sollte Schweiger die Messlatte für das deutsche Kino 2013 hoch legen – doch Schweiger fand tatsächlich seine(n) Meister: Sogleich zwei Filme sollten diese Patchworkfamilien-Geschichte überbieten. Die Kritik fand wenig Gefallen am Film (unter anderem auch bei uns), mit einem aufgedrehten, selbstparodistischen Matthias Schweighöfer in einer Nebenrolle verursachte er trotzdem selbst bei manchen mürrischeren Kritikern ein paar Lacher.

Platz 9: «Der Medicus» (2013)
Es ist schon kurios, wie die deutsche Filmbranche tickt: 2013 feierte das hiesige Kinogeschäft mit «Der Medicus» einen stattlichen Erfolg. 3,63 Millionen Menschen sahen sich das aufwändige Abenteuerdrama in den Lichtspielhäusern an. Damit wurde Philipp Stölzls Regiearbeit zum siebtgrößten Hit aus dem Jahr 2013 und überbot unter anderem die heiß erwarteten Sequels «Hangover 3», «Fast & Furious 6» und «Iron Man 3». Und dennoch folgte auf diese Adaption des Noah-Gordon-Bestsellers keine Flut an weiteren deutschen Produktionen dieses Ausmaßes. Von der auf Platz acht folgenden Tragikomödie abgesehen ist dies hier zudem die einzige Nicht-Komödie in diesem Ranking. Regisseur Philipp Stölzl lieferte übrigens auch eine längere Fernsehfassung von «Der Medicus» ab und inszenierte danach die RTL-Neuinterpretation von «Winnetou», ehe er 2019 das Wohlfühlmusical «Ich war noch niemals in New York» nachreichte.

(Anmerkung der Redaktion: «Der Medicus» wurde zwar in englischer Sprache gedreht, jedoch ausschließlich von deutschen Firmen produziert, weshalb er sich für unser Ranking der größten deutschen Hits der 2010er qualifiziert hat.)

Platz 8: «Der Junge muss an die frische Luft» (2018)
Die Tragikomödie über die Jugendjahre von Hape Kerkeling ist der einzige Film unter den zehn größten deutschen Kinoerfolgen der 2010er-Jahre, der von einer Frau inszeniert wurde und zugleich die erfolgreichste Buchadaption des Jahrzehnts: Basierend auf dem autobiografischen Roman des beliebten Entertainers formte die mehrfach preisgekrönte Regisseurin Caroline Link eine berührende Geschichte über einen Buben, der mit aller Kraft versucht, seine Familie bei Laune zu halten, während diese miese Zeiten durchmacht. Dieser Balanceakt zwischen Freud und Leid erreichte 3,79 Millionen Kinogängerinnen und Kinogänger.

Platz 7: «Willkommen bei den Hartmanns» (2016)
Zumindest hinter den Kulissen haben wir hier noch einen Film, der nicht von den üblichen Verdächtigen stammt – selbst wenn vor der Kamera diese optimistische Komödie über die Flüchtlingsthematik mit Elyas M'Barek einen wandelnden Publikumsmagneten mitbringt und es auch ein Wiedersehen mit Florian David Fitz in diesem Ranking gibt. Inszeniert und geschrieben von Simon Verhoeven (Macher der «Männerherzen»-Filme), lockte der Film 3,84 Millionen Menschen in die deutschen Lichtspielhäuser. Unter anderem winkte zudem der Friedenspreis des Deutschen Films 2017.

Platz 6: «Kokowääh» (2011)
Til Schweiger, die Zweite: Nachdem er in «Keinohrhasen» einen Egoisten und Womanizer gespielt hat, der innerhalb mehrerer Wochen schrittweise seine sanfte Seite entdeckt und sich für eine feste, liebevolle Beziehung sprichwörtlich einen Arm ausrenkt, spielt er hier nun den Kinderhasser und Zyniker Henry, der innerhalb weniger Tage zum Übervater wird. Von den warmen Worten, die seine vorhergegangenen Filme bei der Presse generierten, blieb bei «Kokowääh 2» wenig übrig, mit 4,32 Millionen Kinobesucherinnen und Kinobesuchern lief es an den Kinokassen jedoch eine kleine Spur besser als noch zwei Jahre zuvor bei «Zweiohrküken» (4,26 Mio.) …

Platz 5: «Das perfekte Geheimnis» (2019)
Die italienische Dramödie «Perfetti Sconosciuti» brachte es innerhalb kürzester Zeit für ihre zahlreichen Remakes ins Guinness-Buch der Rekorde. Unter anderem wurde der Film auch in Frankreich adaptiert, und zwar als «Le Jeu». Neben dieser hierzulande bei Netflix abrufbaren Variante des Stoffes gibt es aber auch Bora Dagtekins Fassung des Stoffes. Mit Florian David Fitz, Elyas M'Barek, Jella Haase, Jessica Schwarz, Wotan Wilke Möhring, Karoline Herfurth und Frederick Lau hat der Film ein echtes Starensemble – bei der Kritik brachte diese Starpower aber nicht viel: Unter anderem wurde «Das perfekte Geheimnis» für seine rar gesäten, eigenständigen Ideen kritisiert sowie für einen homophoben Nachklapp, der rückwirkend einige der wenigen guten Szenen des Films zerstört. Aller Kritikerschelte zum Trotz: Bislang schauten sich 4,57 Millionen Menschen Dagtekins bis dato unoriginellste Arbeit an. Schön für ihn.

Platz 4: «Fack Ju Göhte 3» (2017)
Noch einmal Bora Dagtekin: Der «Final Fack», der große Abschluss der «Fack Ju Göhte»-Trilogie, zeigt Zeki Müllers Problemklasse, wie sie sich ins Zeug legt, um doch noch das Abitur zu schaffen. Außerdem gibt es Subplots über suizidale Gedanken und die Schädlichkeit des Mobbings. 6,11 Millionen Kinofans sahen sich den Abschied von der Komödien-Filmreihe an – ein Minus gegenüber den Vorgängerfilmen, und auch die Kritik mancher früherer Fans der Filmreihe fiel nur noch sanft-wohlwollend, statt begeistert aus. Dennoch reichte das für Platz eins der deutschen Jahrescharts 2017.

Platz 3: «Honig im Kopf» (2014)
Til Schweiger, die Dritte: Begleitet von einer umfangreichen Promoarbeit, wie etwa zahlreichen Talkshowauftritten Schweigers, schoss seine Alzheimer-Roadtrip-Dramödie auf ein atemberaubendes Ergebnis von 7,27 Millionen Kinobesucherinnen und Kinobesucher – kein 2014 gestarteter Film war so erfolgreich. Nicht nur das, auch der Abstand zum zweitgrößten Hit 2014 ist beachtlich: Der Abschluss der «Hobbit»-Trilogie erreichte "bloß" 6,07 Millionen Fantasyfans. Bei der Kritik stieß Schwigers Film auf so manchen Gegenwind, unter anderem wurde sein Regie- und Schnitthandwerk bemängelt, Hauptdarsteller Dieter Hallervorden jedoch wurde nahezu unisono gefeiert und erlebte mit dem Film so etwas wie den Beginn eines dritten Karrierefrühlings.

Platz 2: «Fack Ju Göhte» (2013)
Schon wieder Bora Dagtekin, dieses Mal mit dem Film, der ihn und Elyas M'Barek von durchaus erfolgreichen Mediennamen zu deutschen Superstars formte: Mit rotzfrecher Sprache und knallbunten Farben eroberte «Fack Ju Göhte» im Jahr 2013 nicht nur einen Großteil der Kritikerstimmen für sich (auch bei uns wurde der Film deutlich gelobt), sondern vor allem das zahlende Publikum. Während also der Feuilleton darüber gestritten hat, ob «Fack Ju Göhte» nun als Satire auf das deutsche Schulsystem durchgeht, einfach nur schmissige Unterhaltung darstellt oder doch überbewertet ist, stürmten 7,38 Millionen Menschen in die Kinos, um unter anderem Karoline Herfurth, Katja Riemann und Jella Haase zu sehen.

Platz 1: «Fack Ju Göhte 2» (2015)
Der größte FIlmhit, den die Bundesrepublik in den 2010er-Jahren fabriziert hat: Nach dem riesigen Erfolg von «Fack Ju Göhte» legte Regisseur und Autor Bora Dagtekin einen nach – und das Publikum legte noch einen drauf. 7,70 Millionen Menschen wollten sich anschauen, was passiert, wenn Chaoslehrer Zeki Müller alias Elyas M'Barek mit seiner Problemklasse nach Thailand fliegt. Unser Kolumnist empfand das Ergebnis als regelrechte Tortur, doch weil kaum wer auf ihn gehört oder seine Meinung geteilt hat, brachte es der Film auf die zweithöchste Besucherzahl aller Starts aus dem Jahr 2015. Nur «Star Wars – Das Erwachen der Macht» stellte die Komödie in den Schatten.
08.01.2020 14:09 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/114809