«Bergdoktor» Hans Sigl: 'Warum muss es immer unkonventionell sein?'

Mit einem Winter-Special startet der seit Jahren mit großem Erfolg von Hans Sigl verkörperte «Bergdoktor» am Donnerstag in die neue Staffel. Mit Quotenmeter.de spricht Sigl über den stabilen Hauptcast, Dreharbeiten an malerischen Orten, die Entwicklung der Reihe und das Geschehen in den neuen Folgen.

Zur Person: Hans Sigl

Hans Sigl, geboren in der Steiermark, spielte vor seinem «Bergdoktor»-Engagement in etwas mehr als 60 «SOKO Kitzbühel»-Folgen mit. Auch war er im Vierteiler «Zodiak» mit von der Partie. Für den Reclam-Verlag sprach er Hörbücher ein. 2019 spielte er die Hauptrolle im TV-Film «Flucht durchs Höllental».
Herr Sigl, 115 Folgen «Bergdoktor» liegen hinter Ihnen. Anfangs wurde das Format sicher oft belächelt, aber mittlerweile hat sich das allein aufgrund der über Jahre konstanten Quoten auf hohem Niveau in der Branche sicherlich geändert. Spüren Sie da auch eine Form der Genugtuung und wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Ich verspüre mehr Freude als Genugtuung! Freude, weil die Resonanz des Publikums zeigt, dass wir den richtigen Weg gegangen sind und über 13 Staffeln konstant gehen. Die Serie hat sich in den Jahren immer weiterentwickelt, ist viel heutiger geworden und das Publikum konnten wir auf diese Reise mitnehmen – es sind sogar immer noch mehr Zuschauer geworden. Und für die Zuschauer machen wir das ja, nicht für die Kritiker, die journalistisch aus Prinzip schon die Nase rümpfen.

Ihre Sendung bedient ganz klar den Wunsch nach ein bisschen heiler Welt - es ist so ein Stück «Das Traumschiff» nicht am Wasser, sondern in den Bergen. Hinkt mein Vergleich, da es bei Ihnen ja mitunter schon auch sehr spannend und nervenaufreibend zugehen kann.
Er hinkt ein wenig, weil die entspannte „Seichtigkeit“ - Achtung Wortspiel - mit dem «Das Traumschiff» seinen Erfolg hat, bei uns tatsächlich selten gegeben ist. Es sind oftmals hoch emotionale Geschichten, die auch nicht immer gut ausgehen. Wir sprechen über tragische – auch unheilbare – Erkrankungen, und die Anstrengung von „Dr. Martin Gruber“, seinen Patienten Mut und Zuversicht aber auch Kampfeswillen zu vermitteln. Natürlich spielt sowohl «Das Traumschiff» als auch «Der Bergdoktor» mit dem optischen Pfund der grandiosen Landschaftsaufnahmen, aber dass das nicht per se für Erfolg sorgt, erleben wir ja in anderen Formaten.

Sie sind Mr. Bergdoktor, was gibt es Schöneres als so viel in malerischer Umgebung zu drehen. Aber wollen Sie nicht irgendwann auch mal den Arztkittel beiseite legen?
Sicher. Ich werde diese Rolle bestimmt nicht bis zum Renteneintrittsalter spielen. Wann ich den Kittel aber an den Nagel hängen werde, weiß ich noch nicht. Eines Tages wird es soweit sein und dann geht die Welt auch nicht unter.

«Der Bergdoktor» wird ja oftmals als Hans-Sigl-Serie wahrgenommen. Dabei ist es ja wirklich auch eine Ensemble-Serie. Können Sie beschreiben, wie das Ensemble mit jedem Jahr enger zusammenfindet und wie Sie die Entwicklung sehen?
Wir haben 2007 mit dieser Arbeit begonnen. Damals war Ronja Forcher, die meine Serien-Tochter Lilli spielt, gerade zehn Jahre alt. An ihr sieht man am besten, wie besonders es ist, dass wir über einen so langen Zeitraum miteinander spielen dürfen. Mit Heiko Ruprecht, Monika Baumgartner, Natalie O’Hara und Mark Keller, sind wir insgesamt sechs Kollegen, die vom ersten Tag an dabei sind. Als unser geliebter Kollege Siegfried Rauch, der ebenfalls in der „Startelf“ war, 2018 starb, war es, als ob ein Familienmitglied geht. Es ist ein familiäres Miteinander und eine große Freude, diese tollen Kollegen zu haben. Und beim Dreh gibt es häufiger Situationen, in denen uns die Regisseure einfach „laufen lassen“, weil sie merken, dass wir unsere Rollen so intus haben, dass die Szenen ein Eigenleben entwickeln.

Dass wir es geschafft haben, über all die Jahre, diese Familie Gruber beieinander zu halten, ist natürlich ein großes Glück und inhaltlich wichtig. Um das erreichen zu können, muss den Autoren natürlich für die einzelnen Figuren immer wieder ein Plot einfallen, denn es sind alles großartige Schauspieler, die spielen wollen und nicht nur wegen der schönen Landschaft und den netten Kollegen dabeibleiben.
Hans Sigl über die Weiterentwicklung der Reihe
Trotz eines insgesamt ziemlich stabilen Hauptcasts wurden über die Jahre auch immer wieder neue Charaktere etabliert. Wie wichtig ist bei einem so langlebigen Format Erneuerung? Der sehr konstante Hauptcast dient doch fast als Beleg dafür, dass Stabilität fast wichtiger ist, oder?
Ich denke, beides ist wichtig. Dass wir es geschafft haben, über all die Jahre, diese Familie Gruber beieinander zu halten, ist natürlich ein großes Glück und inhaltlich wichtig. Um das erreichen zu können, muss den Autoren natürlich für die einzelnen Figuren immer wieder ein Plot einfallen, denn es sind alles großartige Schauspieler, die spielen wollen und nicht nur wegen der schönen Landschaft und den netten Kollegen dabeibleiben. Für das Publikum ist diese Konstanz, wie ich in vielen Gesprächen immer wieder höre, sehr wichtig. Wir haben beispielsweise Fans, die sind mit unserer „Lilli“ groß geworden und auch wenn Ronja Forcher zwischenzeitlich ihr Schauspielstudium absolviert hat und große Rollen am Theater spielt, zieht es sie immer wieder gerne zu ihrer „Zweit-Familie“, den Grubers. Die neuen Charaktere sind ebenso wichtig. In den letzten zwei Jahren hatten wir zum Beispiel Christian Kohlund als „Onkel Ludwig“ dabei. Auch denke ich zu gerne an die Arbeit mit Martin Feifel, der Martin Gruber als Artur Distelmeier das Leben schwer gemacht hat. Natürlich braucht es immer wieder neue Gesichter, um dramaturgisch weiterzukommen, aber es braucht halt gleichzeitig die Konstanz des Kern-Teams.

Im vergangenen Staffelfinale schwebten ja dunkle Wolken über dem Gruberhof. Lilli war wütend, ist ausgezogen und auch Ihre Figur hatte die Faxen dicke. Welche Themen, Schlagworte und Konflikte werden die neue Staffel bestimmen?
Lassen Sie sich überraschen! Im Privaten geht es bei den Grubers ums Geschäft, Eifersucht, Liebe, Misstrauen und Vertrauen… das volle Programm. Ich kann aber schon verraten, dass „Anne“ (Ines Lutz) in viele dieser Themen involviert sein wird.

Wir bieten in all dem Wust an Programm seit 13 Jahren eine Konstante. Die Menschen wissen, was sie in etwa erwartet und mögen das offensichtlich sehr gerne.
Hans Sigl
Was denken Sie? Wie lange lässt sich das Rad der Reihe noch weiterdrehen? Wir leben in einer Zeit voller unkonventioneller Serienprojekte…
Warum muss es denn immer unkonventionell sein? Wir bieten in all dem Wust an Programm seit 13 Jahren eine Konstante. Die Menschen wissen, was sie in etwa erwartet und mögen das offensichtlich sehr gerne. Wir wissen, dass wir uns permanent weiterentwickeln müssen – inhaltlich, dramaturgisch, technisch und optisch - und gehen diesen Weg sehr gerne. „Der Bergdoktor“ war zum Beispiel eine der ersten deutschen Serien, die in 4k HDR Qualität zu sehen war. Es ist nie Stillstand, aber auch nie radikal. Wir sind uns sehr bewusst, dass diese Serie ein sehr pflegeintensives „Baby“ ist.

Was ganz anderes war Ihr Film «Flucht durchs Höllental», der ähnlich wie «Der Bergdktor» knapp 7,1 Millionen Zuschauer hatte. Würden Sie hier gerne weitermachen?
Ja, gerne! Wir sind quasi in Vorbereitung einer Fortsetzung.

Danke für das Gespräch.
Das ZDF startet die neue «Bergdoktor»-Staffel am 2. Januar 2020. Zu sehen sind die Folgen dann donnerstags um 20.15 Uhr.
02.01.2020 10:57 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/114676