Die Kritiker: «Kommissar Wisting»

Zwischen den Jahren schickt das Erste einen neuen Kommissar in Zweizweiteilern durchs verschneite Norwegen. Lohnt das Einschalten?

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Sven Nordin als William Wisting
Thea Green Lundberg als Line Wisting
Mads Ousdal als Nils Hammer
Gard B. Eidsvold als Frank Robekk
Lars Berge als Benjamin Fjeld
Kjersti Sandal als Torunn Borg
Ulrikke Døvigen als Christine Thiis

Hinter der Kamera:
Produktion: Wisting Production AS, Viaplay, Ripple World Pictures und ARD Degeto
Drehbuch: Trygve Allister Diesen (auch Regie), Kathrine Valen Zeiner, Anne Elvedal, Vegard Steiro Amundsen und Kjersti Ugelstad
nach der Romanvorlage von Jørg Lier Horst
Kamera: Jørgen Johansson und Linus Eklund
Produzenten: Anni Faurbye Fernandez und Silje Hopland Eik
Schier unablässig klingeln die Handys. Bei Kommissar Wisting (Sven Nordin), als er es sich abseits des hektischen Ermittlungsalltags gerade in einem Spa gemütlich machen wollte, wie bei seiner Tochter Line (Thea Green Lundberg), die als Journalistin in Oslo an der nächsten Story dran ist: In ihrer entlegenen Heimat Narvik ist kürzlich ihr Nachbar tot in seinem Fernsehsessel aufgefunden worden, nachdem seine Leiche dort schon monatelang vor sich hin gerottet hatte. Für den Boulevard eine dankbare Geschichte – und für Line eine angenehme Gelegenheit, dem verschneiten Norden mal wieder einen Besuch abzustatten.

Auch ihr Vater bekommt wieder zu tun. Zwischen einigen Tannen wurden die sterblichen Überreste eines Amerikaners gefunden – und während deren Identifizierung noch andauert, finden sich auf einem Beweismittel in seiner Nähe Spuren von der DNA eines transatlantischen Serienmörders. Das ruft prompt das FBI auf den Plan, das zwei seiner arrogantesten Mitarbeiter ins verschlafen-verschneite Skandinavien schickt, um den rückständigen Norwegern mal vorzumachen, wie Strafermittlung geht. Die wiederum setzen durch, dass beim Herumschleichen auf den Grundstücken von Tatverdächtigen die Waffen im Auto bleiben – sehr zum Entsetzen der sicherheitsfanatischen Amis.

Während zwei völlig verschiedene Justizkulturen aufeinander treffen, stürzen sich Kommissar Wisting und seine Tochter unabhängig voneinander in Serienmördergeschichten und die schauderhafte Mär vom Tod durch Einsamkeit. Die dramaturgische Einfachheit diktiert, dass diese Fäden irgendwann zusammenlaufen müssen, und so bahnt sich die Dramaturgie so vorhersehbar ihren Weg durch die überschaubar cleveren Plot-Abzweigungen wie ein robuster norwegischer Schneepflug durch die vernebelte Tundra.

Eine gewisse kalt-düster-befremdliche nordische Atmosphäre mag «Kommissar Wisting» dabei durchaus auszustrahlen vermögen – doch die allzu konstruierten Plots und die in Setzkastenlogik entworfenen Charaktere verhindern leider konsequent eine zweite Ebene, die etwas Ernsthaftes zu den verhandelten Themen – Vereinsamung und Überforderung – hätte beitragen können.

Das Erste zeigt den ersten Teil von «Kommissar Wisting – Eisige Schatten» am Donnerstag, den 26. November um 21.45 Uhr. Der zweite Teil folgt am Sonntag, den 29. Dezember zur selben Zeit. Am Mittwoch, den 1. Januar wird der erste Teil von «Kommissar Wisting – Jagdhunde» ausgestrahlt; die Fortsetzung folgt am Sonntag, den 5. Januar, jeweils um 21.45 Uhr.
25.12.2019 10:30 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/114581