FC Bayern, Borussia Dortmund, ein spezieller Reiz

Da sage mal einer, in der Fußball-Bundesliga ist nichts los. Das deutsche Topduell zwischen dem Rekordmeister und Dortmund steht unter dem Eindruck der Trainerfrage bei den Münchnern. Patrick Wasserziehr, «Sky 90»-Moderator und am Samstag Field-Reporter in der Arena, schätzt das Spiel für uns ein und erinnert sich an eine denkwürdige Ausgabe seines Fußballtalks am zurückliegenden Sonntag.

Es ist das Spiel des Bundesliga-Zweiten Borussia Dortmund gegen den Vierten FC Bayern München. In Wirklichkeit ist es aber das Match zwischen Eins und Zwei, zwischen den Clubs, die am Meisten Faszination ausüben in der Bundesliga. Gelb/Schwarz gegen Rot/Blau. Es ist das wertvollste Spiel der Bundesliga-Hinrunde und Sky überträgt es live ab 18.30 Uhr aus München. Patrick Wasserziehr begleitet den deutschen Rekordmeister seit Jahrzehnten, war besonders in den vergangenen Wochen regelmäßig Interviewer bei Bayern-Spielen und präsentierte zurückliegendes Wochenende eine denkwürdige Ausgabe von «Sky 90», seinem etablierten Fußballtalk. Denn kaum hatte die Sendung begonnen, wurde eine Meldung vom Mittag, wonach die Bayern ihren bisherigen Trainer Niko Kovac behalten wollten, verworfen und die Trennung bekannt.

Genau deshalb liebe ich Live-Fernsehen. Es geschieht etwas Unerwartetes, und darauf muss man reagieren. Ich denke, das ist uns geglückt. Denn wir haben nicht nur live in der Sendung die Trennung von Nico Kovac vermeldet, sondern eben auch kommentieren und bewerten können.
Sky-Moderator Patrick Wasserziehr über die «Sky 90»-Ausgabe in deren Verlauf der FC Bayern die Trennung von Trainer Kovac bestätigte
„Genau deshalb liebe ich Live-Fernsehen. Es geschieht etwas Unerwartetes, und darauf muss man reagieren. Ich denke, das ist uns geglückt. Denn wir haben nicht nur live in der Sendung die Trennung von Nico Kovac vermeldet, sondern eben auch kommentieren und bewerten können”, erinnert sich Wasserziehr. Das sei mit Sicherheit ein Glücksfall gewesen, aber in der Vorbereitung habe das Team um Mario Volpe (der Leiter der Sendung) und er eine solche Situation „zumindest einmal angedacht”, wie Wasserziehr es nennt. Mit Matthias Brügelmann, dem Sportchef von Bild habe man daher genau den richtigen Gast eingeladen, findet Wasserziehr. Es sei eine Sendung geworden, die einen speziellen Reiz hatte.

Dieser Begriff trifft sicherlich auch auf Bayern gegen Dortmund zu. „Ich werde immer noch euphorisch, wenn ich an das das großartige 3:2 der Dortmunder vor ziemlich genau einem Jahr denke, ein außergewöhnliches Spiel, das beim mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Bezogen auf die jetzige Partie bin ich sehr gespannt darauf, wie mutig die Dortmunder auftreten, gerade auch, weil die Bayern weniger stabil wirken als gewohnt”, sagt Wasserziehr und fügt an: „Das könnte das Team von Lucien Favre ausnutzen, indem sie beispielsweise auf ihren Tempofußball setzen. In jedem Fall haben wir die Chance auf Spitzenfußball – und wissen im Anschluss genauer, ob die Bayern unter Hansi Flick nun stabiler geworden sind, oder Piräus am Mittwoch einfach zu schwach war.”

Wenn man mich nach meiner Einschätzung als langjähriger journalistischer Wegbegleiter des Clubs fragen würde, so bin ich der Überzeugung, dass der FC Bayern weiterhin versuchen muss, den schwierigen Spagat zwischen einem familiären Club und einer international renommierten Marke zu schaffen.
Sky-Moderator Patrick Wasserziehr
Wasserziehr wird am Samstag in München wieder der Mann sein, der neben Moderator Sebastian Hellmann als so genannter Field-Reporter mit dem Mikro in der Hand unterwegs ist und Fragen stellt. Was würde er eigentlich als Bayern-Chef machen? Hansi Flick auch weiterhin vertrauen oder doch lieber schnell einen neuen Coach holen? „Mit Karl-Heinz Rummenigge hat der FC Bayern einen CEO mit enormer Erfahrung, dem man keine Ratschläge erteilen muss. Wenn man mich nach meiner Einschätzung als langjähriger journalistischer Wegbegleiter des Clubs fragen würde, so bin ich der Überzeugung, dass der FC Bayern weiterhin versuchen muss, den schwierigen Spagat zwischen einem familiären Club und einer international renommierten Marke zu schaffen”, meint Wasserziehr. Das werde schwer genug, findet er, sagt aber auch, dass dies den Club absolut unverwechselbar machen würde. „In diesem Zusammenhang wäre es enorm wichtig, wieder Spieler wie Schweinsteiger, Lahm oder Müller herauszubringen, die nicht nur sportlich überragen, sondern darüber hinaus eine besondere Bindung zu diesem Club haben.” Den deutschen Rekordmeister und Abo-Meister in der Bundesliga nimmt Wasserziehr in diesen Wochen als „ein wenig angespannt” wahr.

„Die Bayern befinden sich derzeit im Umbruch – und das gleich auf zwei Ebenen. Zum einen ist es der Wechsel auf der Führungsebene – unter anderem mit dem Weggang von Uli Hoeneß –, zum anderen der auf der sportlichen Ebene. Jetzt spürt man erst so richtig, was die Abgänge der Klubikonen Robben und Ribery tatsächlich bedeuten, und zwar sportlich ebenso wie atmosphärisch. Grundsätzlich wirken die Bayern etwas unruhig, weil noch nicht eindeutig klar zu sein scheint, wie sich der Club zukünftig positionieren will.” Diese Unruhe, denkt der Sky-Mann, könne aber auch durchaus kreative Prozesse auslösen. Es liege nun eben an den Bayern, aus dem Umbruch heraus einen Aufbruch zu gestalten.

Bayern gegen Dortmund ist – weltweit betrachtet – aber wohl nur Fußball-Thema Nummer zwei. Denn in England spielen am Sonntag, 17 Uhr deutscher Zeit, die beiden stärksten Teams gegeneinander und mit den Mannschaften die zwei vielleicht schillerndsten Trainerpersönlichkeiten der Gegenwart: Pep Guardiola auf Seite von Manchester City und Jürgen Klopp auf Seite von Liverpool. Beide waren übrigens früher auch schon Teil des Duells Bayern gegen Dortmund. Dank des neu geschlossenes Rechtevertrags wird Sky das Spiel am Sonntag live und in Ultra HD anbieten, Florian Schmidt-Sommerfeld und Mladen Petric kommentieren das Geschehen. Sky-Mann Patrick Wasserziehr will das Spitzenspiel von der Insel immerhin mit einem halben Auge verfolgen. Zweieinhalb Stunden nach dem Anstoß gehen die Kameras für eine neue «Sky 90»-Ausgabe an. „Zum Zeitpunkt des Spiels sind wir in der heißen Vorbereitungsphase. Heißt, entspannt zurückgelehnt kann ich das Spiel leider nicht verfolgen. Aber natürlich behalten wir das im Auge, so wie wir versuchen, sämtliche aktuellen Themen im Blick zu behalten, denn schließlich könnten sie unsere Sendung beeinflussen.”
09.11.2019 07:42 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/113540