Die glorreichen 6: Filme, Filme, Mjam Mjam Mjam (Teil III)

In einer köstlichen Staffel unserer Reihe 'Die glorreichen 6' präsentieren wir filmische Leckerbissen über Kulinarik. Wie «Ratatouille».

Filmfacts «Ratatouille»

  • Regie und Drehbuch: Brad Bird
  • Produktion: Brad Lewis
  • Story: Jan Pinkava, Jim Capobianco, Brad Bird
  • Musik: Michael Giacchino
  • Kamera: Sharon Calahan, Robert Anderson
  • Schnitt: Darren T. Holmes, Stan Webb
  • Veröffentlichungsjahr: 2007
  • Laufzeit: 111 Minuten
  • FSK: ohne Altersbeschränkung
Kaum ein Film hat je in solcher Detailliebe so köstliche Gerichte so schmackhaft in Szene gesetzt wie Pixars «Ratatouille» - und dann sind diese Bilder, bei denen das Wasser im Munde zusammenläuft, nicht einmal echt: Das kräftige Farben aufweisende Gemüse, die sanft blubbernde Suppe, die glänzenden Soßen und das dampfende, frisch gebackene Baguette, dessen Krossheit am Klang der Kruste zu erkennen ist sowie an den sanften Furchen in ihr zu erkennen ist. All dies ist am Computer animiert. Und das auf meisterliche Weise: «Ratatouille» stammt aus dem Jahr 2007, und mit dem rapiden Tempo, mit dem sich Digitaltricks weiterentwickeln, wäre es kein Wunder, wenn dieser Film zwölf Jahre später schon visuellen Staub angesetzt hätte. Aber weit gefehlt: Brad Birds zweiter Computeranimationsfilm hält dem Zahn der Zeit stand.

«Ratatouille» ist aber nicht nur herrlich animiert, sondern vor allem auch wunderschön erzählt: Mit einer europäischen Besonnenheit im narrativen Duktus schlendert dieser Animationsfilm vom französischen Lande in die Metropole der Liebe, Kunst und Kulinarik: Ins atemberaubend vitale, auf einer monumentalen Ebene pittoreske Paris, das Bird und sein Team mit großer Passion einfangen. Dort will Remy, eine sensible Ratte mit Liebe zum Genuss, die in ihrer Familie nicht geachtet wird, ihren Traum vom Kochen erfüllen – und tut sich daher mit einem in dieser Hinsicht völlig untalentierten Menschen zusammen.

Was Bird daraus spinnt, ist eine mit Herzblut erzählte Geschichte über den Drang, zu schaffen. In diesem Fall sind es gastronomische Leistungen, doch Remys Ehrgeiz, aufkommendes Ego (und sein Kampf gegen einen Kritiker, der wortwörtlich Ego ist) und Verletzlichkeit, die sich bemerkbar macht, wann immer er sich nicht verstanden fühlt, lassen sich mühelos in andere Metiers übersetzen: Musik machen, malen, schreiben, schauspielern und so weiter.

Das Finale, in dem das titelgebende Gericht zubereitet wird, ist dann nach vielen Filmminuten, in denen es um den Griff nach den Sternen geht, ein großes Loblied auf die kleinen Kunststücke, beziehungsweise auf die simplen Rezepte: In der (Küchen-)Kunst geht es schlussendlich nicht darum, mit der Umsetzung möglichst schwieriger Aufgaben zu prahlen, sondern Emotionen, Gefühle und/oder Gedanken zu wecken – und da ist gelegentlich der simple Weg der effektivere.

«Ratatouille» ist auf DVD, Blu-ray und 3D-Blu-ray erhältlich sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Google Play, Microsoft, Rakuten TV, videoload, videociety, Sony, Freenet TV und Chili abrufbar.
24.03.2019 12:07 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/108131