Popcorn und Rollenwechsel: Disney, wir brauchen einen neuen «DuckTales»-Film!

Die Gleichung ist für unseren Kolumnisten ganz simpel: Die alten «DuckTales» haben einen Kinofilm bekommen, also müssen auch die besseren «DuckTales» einen Kinofilm bekommen.

«DuckTales – Der Film: Jäger der verlorenen Lampe» ist mittlerweile bei Netflix gelandet und wird sich so sicherlich einige neue Fans erschließen. Der Animationsfilm scheiterte 1991 in Deutschland noch an der 500.000-Ticketverkäufe-Marke und nahm in den USA 18 Millionen Dollar ein – zu wenig für Disney, um mit den groben Plänen fortzufahren, weitere seiner Trickserien ins Kino zu bringen. Seither hat jedoch Nostalgie die «DuckTales»-Serie in den Köpfen vieler, vieler Erwachsener zu einem unerlässlichen Stück Kindheit emporgehoben, während seit 2017 die neue «DuckTales»-Serie (nicht nur) heutige Kinder mit dem Gedanken anfreundet, sich animierte Enten anzuschauen, die verwegene Abenteuer erleben. Weshalb also dieses Publikum allein mit dem «DuckTales»-Film von 1990 abspeisen, wenn wir einen neuen «DuckTales»-Film haben könnten?

Die neue «DuckTales»-Serie ist eh schon besser als die aus den 1980er-Jahren, also bringt sie auch filmreiferes Potential mit sich. Der erste «DuckTales»-Film, ein kurzweiliges Abenteuer irgendwo zwischen "«Aladdin»-Vorübung, extra leicht" und "Enten-«Indiana Jones», kuschelig weich", ist charmant und hat seine Momente. Aber die beschnabelte Figurenbande wird in ihm nur recht dünn skizziert. Ähnlich wie in der alten «DuckTales»-Serie. Die neue «DuckTales»-Serie derweil bemüht sich um eine schärfere, ausgefeiltere Figurenzeichnung und erstellt so das Fundament für ein leinwandreifes «DuckTales»-Abenteuer mit mehr Spannung und Emotion.

Donalds Neffen Tick, Trick und Track haben in den neuen «DuckTales» unterschiedliche Persönlichkeiten, statt austauschbar zu sein – und anders als etwa bei «Quack Pack», wo Disney das schon einmal versucht hat, akzeptiert die Fanbase es dieses Mal. Dagobert Duck wird nuanciert als dickköpfiger, knauseriger Abenteuerliebhaber gezeichnet, der nicht so weich ist wie in der alten Serie, und trotzdem umgänglich ist. Und: Donald Duck als fähigen, gewieften Helden zu erzählen, der dem Ganzen allerdings überdrüssig geworden ist und nun starke Anreize braucht, um die Ärmel hochzukrempeln, ist eine sehr spannende Entscheidung.

Und dann ist da noch die neue Variable, die am Ende der ersten Staffel eingeführt wurde: Donalds Schwester Della, die Mutter von Tick, Trick und Track, ist nach Jahrzehnten, in denen sie bloß eine Randnotiz in der Duck-Mythologie dargestellt hat, eine lebende, handelnde Figur. Eine versierte, waghalsige Pilotin, die vor der Geburt ihrer Kinder noch ein letztes, bahnbrechendes Abenteuer erleben wollte und seither mit den Konsequenzen zu kämpfen hat – und der trotzdem jeglicher Dagobert-Zynismus und jegliche Donald-Verzweiflung abhanden geht. Sie ist ein flippigerer Pechvogel mit etwas weniger Jähzorn als ihr Bruder, wobei ihr die Familienähnlichkeit keinesfalls abzusprechen ist.



Mit dieser Figurenkonstellation einen abendfüllenden Kinofilm zu spinnen, in dem nicht bloß einem Schatz hinterhergejagt wird, sondern familiäre Konflikte abgearbeitet werden, wäre ein verdienter Ritterschlag für die neue Ära an Disney-Trickserien. Und es würde Della Duck einem noch größeren Publikum bekannt machen. Zudem, seien wir doch mal ehrlich: Eine auf dem Papier über 80 Jahre alte Figur schlagartig mit Persönlichkeit versehen und weltberühmt machen? Das ist doch die Art Power-Move, die Disney mag. Also: Los, macht schon! Enten fliegen zusammen!
12.03.2019 20:07 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/107827