«The Masked Singer»: irre, bunt, komisch – und der nächste große Show-Hit?

In den USA entwickelte sich die Gesangs-Competition mit maskierten Prominenten zum Hit, sodass sich mehrere deutsche Anbieter um das Format zankten. Nun erwartet ProSieben einen Show-Hype.

Facts zu «The Masked Singer»

  • Ursprungsland: Südkorea («King of Mask Singer», MBC)
  • Weltpremiere: 18. Februar 2015
  • Genre: Reality-Competition, Game-Show
  • Deutscher Sender: ProSieben
  • Start: TV-Saison 2019/2020
  • Episodenzahl: 6
Dass «The Masked Singer» außerordentlich begehrt ist, zeigte sich zuletzt hinter den Kulissen der großen deutschen Mediengruppen. Die von Endemol Shine vertriebene Show wurde zum Zankapfel, als sich RTL redlich um den Einkauf der Rechte am Format bemühte, aber ProSiebenSat.1 den Zuschlag erhielt – angeblich, ohne dass RTL über das Gebot von ProSiebenSat.1 informiert worden war. Darüber zeigte sich die Mediengruppe RTL laut Informationen von „DWDL“ sogar so erbost, dass sie eine „Eiszeit“ mit der Produktionsfirma einläutete. So wurde beispielsweise die Zusammenarbeit zur Gesangsshow «Sing mit mir» – ebenfalls eine internationale Hit-Show - zwischen RTL und Endemol Shine eingestellt.

Irre Gesangs-Competition zum Miträtseln


ProSieben kündigte derweil am 7. März feierlich sein neu erstandenes Format an. Was hat es mit «The Masked Singer» auf sich, dass sich die zwei größten Privatsender Deutschlands so darum bemühten? Bei dem Format handelt es sich um eine Reality-Gesangs-Competition, die ihren Ursprung in Südkorea hat. Dort debütierte die Sendung schon 2015 unter dem internationalen Titel «King of Mask Singer». Mittlerweile zählt das Format dort fünf Staffeln und über die Zeit hinweg entwickelte sich die Sendung zum globalen und viralen Phänomen. Die Prämisse von Prominenten, die gegeneinander in einem Gesangswettbewerb antreten, klingt erstmal nicht revolutionär.

Doch die Sendung hat einen Twist: Alle teilnehmenden und trällernden Promis stecken hinter einer aufwendigen, überdimensionalen und teils albernen Ganzkörper-Maskierung. Deshalb ist es sowohl einer Jury als auch dem Live-Publikum der Sendung, die beide über den Verbleib oder das Ausscheiden der Teilnehmer bestimmen, unmöglich zu erkennen, wer dort gerade auf der Bühne singt. Ein Unterhaltungsfaktor der Show liegt also auch darin, mitzurätseln, wer sich unter den Masken befinden könnte. Innerhalb der Folgen erhalten die Kandidaten, die bis zu ihrer Demaskierung nur unter einem zum Kostüm passenden Pseudonym angesprochen werden, Einspieler, in denen sie mit nachträglich verzerrter Stimme Hinweise zu ihrer Person geben.

«The Masked Singer» in den USA

Als Endemol Shine Nordamerika ein US-Pendant entwickelte, schlug FOX zu. Schon seit dem Start am 2. Januar 2019 fuhr FOX mit «The Masked Singer» Top-Quoten ein. Das Finale verfolgten am 27. Februar 2019 11,47 Millionen Zuschauer. Großartige Zahlen für das in den vergangenen Jahren krisengebeutelte Network. Die Bestellung einer zweiten Runde war nur noch Formsache. Und so wurde die Produktion endgültig für die gesamte westliche Welt interessant.
In vielerlei Hinsicht scheint das Format absolut den TV-Zeitgeist zu treffen und aktuelle Trends zu bedienen. Einerseits wurden Produktionen, deren Ideen in Fernost ihren Ursprung haben, in den vergangenen Jahren immer interessanter. Allen voran Japan machte sich um die Kreation von Sendungen wie «Die Höhle der Löwen» oder «Ninja Warrior» verdient. Andererseits passt «The Masked Singer» auch inhaltlich perfekt zu den internationalen Format-Trends der vergangenen Jahre. Dass Jury und Live-Publikum nur die Stimme der Prominenten bewerten, erinnert an «The Voice» – die international meistverkaufte TV-Produktion des vergangenen Jahrzehnts. Des Weiteren sind Reality-Competitions, insbesondere Talent-Shows und Game-Shows, eines der am stärksten wachsenden Genres.

Nicht zuletzt der Produzent von «The Masked Singer» steht für internationalen Erfolg. Die Endemol Shine Group ist der international erfolgreichste Produzent von TV-Formaten. Zum Portfolio zählen etwa «Deal Or No Deal», «MasterChef» oder «Big Brother». Fast ein Viertel der 100 meistverkauften TV-Formate stammen von Endemol Shine, das erst im vergangenen Jahr mit «The Wall» und dem bereits erwähnten «Sing mit mir» wieder neue TV-Hits hervorbrachte, die schnell in aller Welt Abnehmer fanden.

Bringt «The Masked Singer» ProSiebens Showsparte auf Vordermann?


Deshalb hält ProSiebenSat.1 wohl sehr große Stücke auf «The Masked Singer», das ProSieben im Show-Bereich nach dem Aus von Hit-Formaten wie «Schlag den Raab» oder dem sukzessiven Abbau der Joko-und-Klaas-Formate wieder zum großen Glanz verhelfen könnte. Nun heißt es für das Format, Prominente zu casten, die teilnehmen könnten. Welche Schlüsse lässt die US-Ausgabe für die deutschen Pendants zu? Tatsächlich bestand der größte Anteil an Kandidaten aus hauptberuflichen Gesangskünstlern (siehe Info-Box). Für die Sendung darf also ein Teilnehmerfeld aus teilweise musikalisch vorbelasteten Teilnehmern erwartet werden, die allerdings nicht (mehr) so bekannt sind, als dass sie unmittelbar an ihrer Stimme erkannt würden.

Teilnehmerfeld in den USA

Sieger wurde der Rapper T-Pain. Weitere Sänger, die am Format teilnahmen, waren «Teen Idol»-Gewinner Donny Osmond, Soul-Sängerin Gladys Knight, das ehemalige NSYNC-Mitglied Joey Fatone und La Toya Jackson. Mit dabei waren auch die Schauspielerinnen Rumer Willis und Tori Spelling, Talk-Show-Moderator Rocki Lake, die Comedians Margaret Cho und Tommy Chong sowie die Football-Spieler Terry Bradshaw und Antonio Brown.
Das Teilnehmerfeld wird jedoch vermutlich kleiner sein als in den Staaten, denn auch die Episodenzahl ist niedriger. In den USA traten zwölf Prominente in zehn Ausgaben auf, wonach jeweils der schlechteste Sänger demaskiert wurde. Im Finale traten dann die besten drei maskierten Promis gegeneinander an. Nach dieser Vorgehensweise dürfen deutsche Zuschauer also mit acht Teilnehmern in der ProSieben-Version rechnen. Dass es sich um ein reines Unterhaltungsformat handelt und nicht um eine ernste Castingshow für den nächsten Superstar, zeigte auch die Jury der US-Version, die zwar mitunter aus den Sängern Nicole Scherzinger und Robin Thicke bestand, aber auch aus den Comedy-Schauspielern Jenny McCarthy («Two and a Half Men») und Ken Jeong («Hangover»).

ProSieben darf sich zurecht große Hoffnungen auf einen neuen Show-Hit machen, denn der Unterhaltungsfaktor liegt bei einer Kombination aus bunter Show-Welt, Musik- und Talent-Faktor und geheimnisvollem Ratespiel für den Zuschauer ziemlich hoch. Gerade letztere Komponente sorgte bereits in den USA dafür, dass die sozialen Medien heiß liefen vor Spekulationen. Doch wenn selbst der Senderchef des südkoreanischen Senders MBC von der „craziest und weirdest show ever“ spricht, obwohl die Formate in Südkorea gerne mal sehr poppig geraten, könnte «The Masked Singer» für die Deutschen auch zu verrückt sein. Die kommende TV-Saison wird es zeigen. Vor Herbst ist nicht mit der Show zu rechnen.
08.03.2019 10:50 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/107744