Filmgrößen wie Scorsese und Tarantino protestieren gegen Oscar-Pläne

Die Academy möchte dieses Jahr vier der 20 Oscar-Kategorien in die Werbepausen der TV-Übertragung verbannen. Zahlreiche Hollywood-Größen laufen gegen diesen Entschluss Sturm.

Eines ist jetzt schon klar: Die Vorgeschichte zu den 91. Oscars sticht aus der Academy-Award-Historie wie ein rostiger Nagel hervor. Zunächst gab die Academy of Motion Picture Arts & Sciences bekannt, eine neue Kategorie einzuführen, die sich ausschließlich "populären Filmen" widmet, was jedoch aufgrund erboster Branchenreaktionen aufgegeben wurde. Dann gab man bekannt, die Oscar-Gala zu kürzen, indem nur zwei der fünf nominierten Bester-Song-Anwärter im Laufe der Show gesungen werden. Dies erregte jedoch den Zorn der Nominierten, ihrer Interessenvertreter sowie Filmfans aus aller Welt, weshalb auch dieser Plan zu den Akten gelegt wurde. Ein Streitpunkt ist derweil noch offen: Die Academy will vier Kategorien, darunter "Beste Kamera" und "Bester Schnitt" in die Werbepausen der Oscar-Show verbannen, um sie daraufhin nur komprimiert zu zeigen und so die Preisverleihung zu verkürzen.

Dass der prestigeträchtigste und bekannteste Filmpreis der Welt zwischen übertragungswürdigen und übertragungsunwürdigen Kategorien differenziert und so elementare Sparten wie "Beste Kamera" für sekundär erachtet, erregt die Gemüter. Zahllose Filmfans und Branchenjournalistinnen sowie Branchenjournalisten haben bereits ihren Unmut kundgetan – und auch diverse Hollywood-Größen protestieren gegen die Entscheidung der Academy. So verfassten diverse namhafte Filmschaffende einen offenen Brief, in dem sie die Academy dazu aufrufen, sich darauf zu besinnen, was ihre Aufgabe ist, und den Prozess des Filmemachens ausgiebig zu zelebrieren, indem sie sämtliche Oscar-Kategorien live im Fernsehen überträgt.

Unterschrieben wurde der Brief unter anderem von den Regielegenden Ang Lee, Spike Lee, Martin Scorsese und Quentin Tarantino, von den renommierten Kameramännern Roger Deakins, Wally Pfister und Emmanuel Lubezki, von der berühmten Cutterin Tatiana S. Riegel («Lars und die Frauen») und von Kostümdesign-Legende Sandy Powell.

Auch Regisseurin Dee Rees («Mudbound») und Regisseur Damien Chazelle («La La Land»), die innerhalb weniger Jahre enorm an Profil in Hollywood gewonnen haben, zählen zu den Unterstützern des offenen Briefes. Über Twitter haben sich außerdem unter anderem Regisseur Edgar Wright («Hot Fuzz», «Baby Driver») und Schauspielstar Russell Crowe über die Entscheidung der Academy beschwert. Doch während sich die Academy bei früheren Kontroversen rund um die diesjährigen Oscars und deren TV-Übertragung umstimmen ließ, scheint sie dieses Mal stoisch zu bleiben.

Academy-Präsident John Bailey und das Board of Governors antworteten in einem Pressestatement, dass sie sich missverstanden fühlen. "Keine Preiskategorie wird während der 91. Oscar-Zeremonie so präsentiert, dass die Leistungen mancher Nominierten als geringer dargestellt werden als die anderer", behauptet die Academy. Dass manche Kategorien während der Werbepausen verliehen und daraufhin nur in zusammengeschnittener Version in der TV-Gala auftauchen, erachten Bailey und das Board of Governors also als ebenbürtig mit den restlichen Sparten. Gut zu wissen. Und damit nicht genug: Weiter heißt es, dass "in kommenden Jahren vier bis sechs Kategorien" diese Behandlung erfahren werden. Kategorien, die nur als Zusammenschnitt gezeigt werden, sind im Folgejahr jedoch ausgenommen – sie werden garantiert live gezeigt.
14.02.2019 11:08 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/107249