Digital Originals: Ein Zuhause für Themen, die sonst keinen Platz finden würden

Die ZDFmediathek bietet fortan Platz für anspruchsvolle Formate - in der ZDFkultur-Ecke. Von den 15 Eigenproduktionen kommt eine aus dem Hause Endemol Shine Beyond. Eine kulinarische Reise mit zwei Surfern. Ein Gespräch über Digital Originals, zwei Jungs und die Anfänge von YouTube mit Kristian Costa-Zahn von Endemol Shine.

2001 – das war vier Jahre vor dem Start der inzwischen wohl bekanntesten Self-Publishing-Plattform YouTube. Und schon 2001 hatte sich Kristian Costa-Zahn mit digitaler Videoproduktion im Internet befasst. „Die Bandbreiten waren niedrig. Die Videos kurz“, erinnert er sich zurück. Doch das Potential dieses damals langsam sprießenden Marktes hatte er schon erkannt. 18 Jahre später hat sich das digitale Geschäft prächtig entwickelt. „Projektbudgets sind inzwischen meist sechs und teilweise sogar siebenstellig. Im Markt ist eine stetige Steigerung zu beobachten.“, sagt er. Und in der Tat: Jedes große Medienhaus in Deutschland habe inzwischen Budgets für Digital Originals. Costa-Zahn arbeitet seit dem vergangenen Jahr für Endemol Shine Beyond. Die Firma entwickelt, produziert digitalen Videocontent für Sender, Markenpartner oder Plattformen wie YouTube, Instagram oder Facebook - und arbeitet dabei auch mit populären Influencern zusammen.

Um die 20 Projekte parallel seien aktuell am Start, bei rund zwei Dritteln dieser Formate arbeite man mit klassischen Influencern zusammen „Schon seit Jahren arbeiten YouTuber und die klassischen Produktionshäuser sehr eng zusammen, begreifen sich als eine Branche/Szene/Industrie“, meint Kristian Costa-Zahn.

Fünf neue Projekte sind zur Zeit seitens Endemol Shine Beyond in Entwicklung; für den SRF aus der Schweiz arbeitet man an einem Instagram Stories Format, für arte wird ein Digital-Only-Wissenschaftsformat entstehen, mit FUNK ist man in konkreten Gesprächen für ein neues Format und RTL II unterstützt man bei der Digitalisierung der Marke «Grip». Gemeinsam mit einer weiteren Produktionsfirma entstehen zur Zeit exklusive Digital-Clips zum Automagazin. Für das ZDF hat Endemol Shine Beyond gerade ein neues Digital First Format gelauncht. Der Mainzer Sender belebt seit 13. Februar die ehemalige Sender-Marke ZDFkultur neu in seiner Mediathek – und eines der dort vorfindbaren Projekte stammt aus dem Hause Endemol Shine Beyond.

Für «MeetSurfEat» arbeitet die Firma mit zwei Hamburger Jungs zusammen, die nicht klassisch der Gruppe der Influencer zuzuordnen seien, dennoch aber in bestimmten Kreisen schon beachtliche Bekanntheit erzielt hätten. Die beiden heißen Cozy und Jo, sind aber auch als Salt & Silver bekannt. Vor ein paar Jahren entschieden sich die Freunde, aus ihrem normalen Leben auszusteigen und stattdessen die Welt zu bereisen. Neben ihrem Hobby, dem Surfen, befassten sie sich unterwegs auch immer wieder mit Essen und der Herkunft bestimmter Rezepte. Mittlerweile betreiben die Beiden in Hamburg sogar zwei Restaurants. „Ich kann diese nur empfehlen – die Gerichte sind eine Fusion der gesammelten Eindrücke aus Mexiko, Peru und anderen Teilen Lateinamerikas.“ Die Geschichte von Cozy und Jo, sagt Costa-Zahn, habe sich aufgedrängt, auch filmisch erzählt zu werden.

Sechs Episoden mit jeweils 15 bis 20 Minuten Länge sind nun für die ZDFKultur entstanden – darüber hinaus wurden auch eigens für Facebook entwickelte Inhalte gedreht. „Wir haben die beiden in «MeetSurfEat» auf einer Reise durch Marokko begleitet. Im Format zeigen wir das Land von neuen Seiten, kulinarisch wie (sub)kulturell. Wie der Titel schon verrät, geht es vor allem aber auch um die Begegnung und den Austausch mit den Menschen vor Ort.“ Jede Folge spiele an einem anderen Ort – los geht es, wie soll es bei Surfern anders sein, am Meer.

Digital Originals, sie sind zweifelsfrei ein Wachstumsmarkt – zumal Costa-Zahn auch eine recht breite Zielgruppe sieht. Natürlich sprechen soziale Medien vor allem junge Zielgruppen an. Allerdings seien auch Menschen um die 40 bereits mit digitalen Medien aufgewachsen, sagt der Fachmann. „In Digital Originals können wir Themen erzählen, die teilweise so im TV gar keinen Platz finden würden“, sieht Costa-Zahn die Möglichkeit, dass sich Digitales und Lineares ergänzen. Dabei müsse beachtet werden, dass jede Plattform – von YouTube über Facebook bis hin zu Instagram eigene Gesetze habe. Mit oder ohne Ton? Sehr kurz oder etwas länger? Der Zuschnitt eines Formats müsse letztlich entsprechend angepasst werden.

Die Ideen für weitere Produktionen gehen derweil nicht aus – und der Bedarf in der sich in vielerlei Hinsicht fragmentierenden TV-Welt auch nicht…
14.02.2019 01:30 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/107218