Die Kritiker: «Der Bozen-Krimi: Leichte Beute»

Sonja Schwarz und Matteo Zanchetti ermitteln wieder – und wie üblich spielt die malerische Kulisse der Region mindestens eine gewichtige Nebenrolle. Wieso ist das wichtig? Weil sonst nicht viel los ist…

Mit den beiden neuen Bozen-Krimis «Leichte Beute» und «Falsches Spiel» kehren die Südtiroler Ermittler Sonja Schwarz und Matteo Zanchetti wieder auf die Mattscheibe zurück. In ihrem neuen Fall dreht es sich um eine Einbrecherbande, die gemeinsam Diebstähle begehen, doch als ein Mord an einem Richter geschieht, beginnt sich die Truppe gegeneinander zu wenden. Noch dazu scheint der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma mit den Verbrechern unter einer Decke zu stecken. Parallel zu den Ermittlungen muss sich Frau Commissario Sonja Schwarz auch noch privat mit den Plänen ihrer Tochter auseinandersetzen. Diese möchte mit ihrem Freund eine große Reise durch Italien antreten, doch Sonjas mütterlicher Beschützerinstinkt schlägt Alarm.

Während der Charakter von Commissario Schwarz durch den Konflikt mit ihrer Tochter ein wenig Tiefgang bekommt, bleibt ihr Partner Zanchetti weitestgehend blass und eindimensional. Allerdings wirken die Diskussionen zwischen Mutter und Tochter kaum glaubwürdig, was den nur wenig gelungenen Dialogen zuzuschreiben ist. Leider ziehen sich diese durch den kompletten Fall, denn sowohl die Gespräche unter den Ermittlern, als auch die der Verbrecher wirken teils hanebüchen und fernab normaler Konversationen.

Der Fall selbst verzweigt sich immer mehr, ist in der Darstellung der Verbrecher aber spürbar ambitioniert. «Leichte Beute» möchte der Räuberbande Tiefgang geben und innerliche Konflikte darstellen, doch die Dialoge verhindern eine bessere Darstellung der Band massiv. So kommt es, dass die Verbrecher kaum als ernsthafte Bedrohung wahrnehmbar sind und zuweilen fast schon lachhaft wirken.

Der Fall selbst gestaltet sich zudem als sehr spannungsarm, da er lediglich gegen Ende das Tempo ein wenig anzieht, davor jedoch nur ruhig vor sich hin plätschert. Noch dazu kommen unlogische Entscheidungen der Hauptakteure und Momente, in denen man sich vor lauter Dummheit nur so vor den Kopf schlagen möchte.

Wenn man «Leichte Beute» jedoch etwas abgewinnen kann, ist es der klischeehaft schöne Schauplatz. Die Stadt Bozen ist mit der Südtirol-Kulisse ein äußerst dankbares Motiv und Kameramann Joachim Hasse weiß es sie entsprechend einzufangen. Sowohl die Berge, als auch die Stadt selbst sind das klassische Postkartenmotiv und geben den Ermittlungen zumindest eine optisch schöne Kulisse.

Fazit: «Leichte Beute» ist nicht Sicherheit kein gelungenes Comeback der Südtiroler Ermittler. Vielmehr ist es ein langatmig erzählter Krimi mit unpassenden Dialogen und unglaubwürdigen Charakteren. Einzig und allein die Schauwerte des Handlungsortes retten den Fall vor noch schlimmerem. Qualitativ muss der zweite Fall «Falsches Spiel» deutlich nachlegen, um nicht wie der erste zu Ende.

«Der Bozen-Krimi: Leichte Beute» läuft am 17. Januar um 20.15 Uhr im Ersten.
17.01.2019 10:21 Uhr  •  Martin Seng Kurz-URL: qmde.de/106517