Das Netflix-Jahr

Das Streamingunternehmen könnte am Scheideweg stehen. Wohin entwickelt sich Netflix?

130 Millionen zahlende Mitglieder kann der weltweit größte Streamingdienst namens Netflix vorweisen. Selbst das bekannte amerikanische Angebot Hulu kommt nur auf 20 Millionen Mitglieder, das CBS-Angebot „CBS All Access“ krebst zwei zweieinhalb Millionen Mitglieder herum. Netflix ist eine weltweite Marke und fast in allen Ländern aktiv. Jedoch ist die Größe auch ein Problem.

Netflix bezieht einen großen Teil der amerikanischen Ware von den sechs Major-Studios. Disney startet im kommenden Jahr den Streamingdienst „Disney+“ und NBC Universal hat vor Kurzem mit Sky eine neue Schwester bekommen. Sony Pictures und Paramount Pictures könnten einen Exklusiv-Deal mit Amazon einfädeln, nur Warner Bros. kündigte an, weiterhin seine Produkte allen Interessierten anzubieten.

Die Netflix-Bosse Reed Hastings und Ted Sarandos haben diese Probleme schon vor einiger Zeit erkannt und gehen einen eigenen Weg. Das Unternehmen, das seinen Sitz im kalifornischen Los Gatos hat, hat mehrere Pläne. Zum einen erwarb man im Oktober 2018 die Produktionsfirma ABQ Studios in Albuquerque, die auch schon drei Serien umsetzen soll. Die Dramedy «Daybreak» und die Superhelden-Serie «Champers» und das Drama «Messiah». Zudem sicherte sich das Unternehmen viele lokale Eigenproduktionen wie das deutsche «Dogs of Berlin» oder «Dark».

Schon seit einigen Jahren lässt man von Warner Bros. auch die Sitcom «Fuller House», die ein Nachfolger von «Full House» ist, produzieren. Mit 57 Episoden hat man schon eine beachtliche Anzahl von Episoden, denn üblicherweise sind Netflix-Serien in der Regel recht kurz. Highlights wie «House of Cards» und «Orange is the new Black» sind mit 73 sowie 78 Episoden nicht nur qualitative, sondern auch quantitative Leuchttürme.

Doch die Streaming-Charts von Goldmedia bestätigen es: Die Menschen möchten nicht nur qualitativ hochwertige Formate sehen, sondern auch mittelmäßige Serien und deshalb wirft Netflix in diesem Jahr viele Serien auf den Markt. Der Streaminganbieter braucht Inhalte, die sehr oft gesehen werden. Dem Unternehmen würde ein eigenes «The Big Bang Theory» genauso gut stehen wie ein «The Mentalist». Formate, mit vielen Folgen, die man durchschauen kann.

Die Netflix-Bilanz für dieses Jahr fällt gemischt aus. Für den Kunden ist dies mit Sicherheit ein Gewinn, dass das Unternehmen in so viele Formate investierte. Auf der anderen Seite steckt die Firma viel Geld in Produktionen, das man selbst nicht hat. Derzeit hat man Verbindlichkeiten von über acht Milliarden US-Dollar. Das könnte wenig sein, wenn die Strategie fruchtet.
27.12.2018 11:05 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/106070