Stubbes sympathischer Stumphsinn: Ein Fall geht noch

Die ZDF-Krimireihe «Stubbe – Von Fall zu Fall» wurde 2014 beendet, doch ein neues Special zeigt, wie es der Titelfigur seither ergangen ist.

«Stubbe – Von Fall zu Fall» lief erstmals im Oktober 1995. Bis zum 18. Januar 2014 brachte es die ZDF-Krimireihe auf 50 Ausgaben zu je rund 90 Minuten, dann wurde die Produktion aus dem Hause Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft beendet. Doch wahrlich nicht aufgrund mangelnden Publikumsinteresses. Nicht zuletzt dank Hauptdarsteller Wolfgang Stumph, dessen Art die Krimireihe enorm mitgeprägt hat, erfreute sich «Stubbe – Von Fall zu Fall» großer Popularität. Anfangs war die Reihe sogar wegweisend: Zu einer Zeit, zu der westdeutsche Beamte eine so genannte "Buschzulage" erhalten haben, wenn sie sich in den Osten der Republik haben versetzen lassen, war es ein faszinierendes Novum für viele Fernsehende, einen Dresdener zu sehen, der nach Hamburg zieht und eingangs mit seiner neuen Heimat hoch unzufrieden ist.

Stumph gab der Reihe «Stubbe – Von Fall zu Fall» zudem einen ruhigen, aber beständigen Humor mit, die gemeinsam mit der großen Empathie der Titelfigur an die Stelle tritt, in der andere Krimis auf Action setzen. Die Krimireihe erfüllte so ein Versprechen, das sie allein schon mit dem Namen ihrer Hauptfigur setzte: Seit «Go Trabi go» trennt Wolfgang Stumph zwischen regulären Rollen und "St"-Figuren, also Figuren, deren Namen mit "St" beginnen, ganz so, wie bei ihm. Sei es der Lehrer Struutz in «Go Trabi go», der Postbeamte Stankoweit in der gewitzten Serie «Salto Postale» oder halt Stubbe. Sie alle sind nah an Stumphs medialer Persönlichkeit angelehnt – ein freundlicher, früherer Kabarettist, der sich in die Sorgen des Kleinbürgers zu versetzen weiß.

Dieses Image wusste Stumph zu verteidigen: Bei «Stubbe – Von Fall zu Fall» hatte er laut zahlreichen Beteiligten größeres Mitspracherecht als es für einen Hauptdarsteller im deutschen Fernsehen üblich ist. Das Publikum wusste das zu schätzen: Eine Reichweite von sechs Millionen Krimifans war für Erstausstrahlungen zumeist ein Klacks, bei Jung und Alt wurden ganz verlässlich weit überdurchschnittliche Marktanteile generiert. Aber das Team hinter «Stubbe – Von Fall zu Fall» wollte die Reihe nicht überreizen.

Also wurde am 18. Januar 2014 der Bogen zurückgeschlagen. Stubbe, der längst Hamburg lieben gelernt hat, wird zurück in die alte Heimat Dresden gelockt. Das war mehr, als nur ein inhaltlicher Kreisschluss. Es hatte auch symbolischen Wert: Leute, kommt in den Osten, ist schön hier, die Zeiten des Ost-West-Gefälles sind längst vorbei. (Eine Botschaft, die nun, vier Jahre später, direkt wieder ganz anders wirkt.)

8,57 Millionen Menschen schalteten den Abschied damals ein, darunter befanden sich 1,34 Millionen 14- bis 49-Jährige. Die Marktanteile lagen bei umwerfenden 26,3 Prozent bei allen und sehr stattlichen 11,7 Prozent bei den Jüngeren. Aber Abschiede für immer sind im Fernsehen zur Seltenheit geworden. US-Revivals von Serien wie «Will & Grace» und «Akte X» machen es vor, das Comeback des «Ein Fall für zwei»-Anwalts Josef Matula bezeugt, dass es auch in der deutschen Krimilandschaft funktioniert.

Und so erhält Stubbe ein "einmaliges Comeback", wie es bislang heißt, um der massiven Nachfrage des Publikums nach einem neuen Einsatz des Kultermittlers gerecht zu werden. In «Stubbe – Tod auf der Insel» treffen wir den Ex-Ermittler vier Jahre nach seinem letzten Fall an – und noch immer versucht er, sich mit seinem Leben als Pensionär zu arrangieren. Das klappt nämlich nicht so, wie er und vor allem seine Lebensgefährtin Marlene sich das vorstellen. Ein gemeinsamer Urlaub am Meer soll beide wieder näher zueinander führen, aber ein Leichenfund macht ihnen einen Strich durch die Rechnung …

Weitere "St"-Rollen

  • Werner Stankowski in «Stankowskis Millionen»
  • Jürgen Stoll in «Romeo und Jutta»
  • Werner Stegemann in «Stürmische Zeiten»
  • Walter Steinhoff in «Eine Liebe in Königsberg»
  • Armin Stützler in «Das Schwalbennest»
  • Erwin Strunz in «Der Job seines Lebens 1 & 2»
  • Rüdiger Stolze in «Das blaue Wunder»
  • Henning Stahnke in «Bis zum Horizont und weiter»
Pit Rampelt aus der ZDF-Redaktion Fernsehfilm I im Hauptstadtstudio Berlin betont, der Neunzigminüter sei weder eine Fortsetzung, noch ein Neuaufguss, sondern ein eigenständiger Film. Das Drehbuch stammt dennoch vom «Stubbe»-erfahrenen Trio Scarlett Kleint, Alfred Rösler-Kleint und Michael Vershinin. Und so bleibt die Beiläufigkeit erhalten, mit der in vielen «Stubbe»-Filmen der Kriminalfall angegangen wurde. Wie Rampelt erklärt: "Wir wollten die Leichtigkeit eines «Stubbe»-Krimis nicht verlieren, dabei dennoch neue psychologische Akzente setzen. […] Und Wolfgang Stumph & Heike Trinker sind vor der Kamera von Leah Striker ein  interessantes, zur Identifikation einladendes Paar, das auf dieser Insel um seine Zukunft ringt und fast nebenbei gemeinsam einen Mordfall löst."

Stumph ergänzt: "Nach 20 Jahren und 50 Folgen Stubbe ist das Special «Stubbe - Tod auf der Insel» wie ein Heimkehren. Die Figur Stubbe wieder zu spielen, fiel mir nicht schwer. Auf der einen Seite steckt ja mein 'Stumph­sinn' darin, und es schließt sich ja der Kreis zur ersten Folge. Eigentlich ist er durch seine Freundin und Kollegin wieder nach Dresden gelockt worden – wird aber nun von ihr zur Klärung ihrer Beziehung auf eine Nordseeinsel eingeladen." Stumph führt fort: "Mich, und ich glaube die Zuschauer, interes­siert, wie ist die Lebensgeschichte der Stubbes in den vergangen vier Jahren, nach der Ausstrahlung der 50. Folge, verlaufen. Ich gehe davon aus, und das war unsere  Aufgabenstellung, die Handschrift dieser Reihe muss wiedererkennbar sein, um  glaubhaft bei den Zuschauern an das Schicksal der Figuren anschließen zu können. Dabei ist eine typische Erzählweise eines Kriminalfalls eher Mittel zum Zweck."

Ob die Fans dies aufnehmen werden? Am 22. Dezember 2018 zeigt sich dies ab 20.15 Uhr, wenn das ZDF das Special erstmals ausstrahlt.
16.12.2018 14:25 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/105938