Popcorn und Rollenwechsel: Die kleinen, ständigen Kinoärgernisse

Selbst Kinoliebhaber haben so ihre Hassmomente, wenn es ins Lichtspielhaus. Dies hier sind ein paar von ihnen ...

So sehr ich das Kino auch liebe: Wenn man mehrere Hunderte Male im Jahr aus privaten und beruflichen Gründen ins Kino geht, so wie ich es mache, muss sich zwangsweise ein Sammelsurium an Anekdoten über kleine, doch feine Frustmomente zusammenstellen. Das fängt schon an der Kinokasse an. In Multiplexen musste ich es mir bereits angewöhnen, das Kassenpersonal mit der Frage "Darf ich mir bitte den Platz aussuchen?" zu nerven. Während mein Gegenüber nämlich nach der Ansage, ob ich Loge oder Parkett will, am liebsten automatisiert einfach lustig ins System tippen würde, um irgendeinen Sessel raus zu suchen, habe ich genaue Vorstellungen. Ich möchte so nah an der Leinwand sitzen, dass ich die komplette Leinwand sehe, und nicht die Wände nebenan. Aber so weit hinten, dass ich halt bequem sitze und die ganze Bildbreite im Sichtfeld habe. Das ist in vielen Kinos im vorderen Drittel des Saals.

Aber was passiert, wenn ich auf die Reaktion "Na gut, vorne? Mitte? Hinten?" mit "Bitte vorne!" antworte? Ich habe Zuhause bereits einen ganzen Stapel an Tickets liegen, die beweisen, dass ich in solchen Fällen verflucht oft Reihe 10 von 13, Reihe 14 von 15 (Was zur Hölle?!) oder Reihe neun von 13 erhalte. Oder ähnliches. Wenn Reihe 14 von 15 schon "vorne" ist, was ist dann bitte Reihe vier? Zum Glück habe ich in einigen Multiplexen mittlerweile raus, welche Reihen meinen Vorlieben entsprechen – und sage die einfach direkt mit dem Film an, ganz gleich, wie verdattert ich daraufhin angeblickt werde. "Einmal «Bad Times at the El Royale» um 20 Uhr in Reihe vier, bitte" erntet mir zwar ein "Was? So weit vorne? Sicher?", aber wenigstens lande ich dann nicht so weit hinten im Saal, dass ich gar nichts davon habe, im Kino zu sein, weil das Filmbild im Verhältnis zu meinem Sichtfeld ungefähr die prozentuale Größe meines Fernsehers hat, wenn ich vom Bett aus zu ihm schaue.

Was Kinopersonal auch gerne macht, wenn man sich nicht mit seinen Sonderwünschen aufspielt: Es platziert alle Besucherinnen und Besucher in einer wenig besuchten Vorführung wie die Hühner auf einer Stange. Oh, da wollen nach und nach 20 Menschen in einen 300-Personen-Saal, ja, packe ich doch mal alle in Reihe elf! Dann muss das Aufräumpersonal weniger durch den Saal rennen. Gut, und die ganzen Fremden kommen sich komisch vor, weil sie dicht an dicht im nahezu leeren Raum hocken … Warum nicht?!

Ein weiteres, kleines Ärgernis, das aber offenbar nur ich allein so empfinde: Es gibt einen Gag, den in gut besuchten Kinovorführungen immer irgendjemand meint, machen zu müssen. Obwohl er bereits vor zehn Jahren doppelt und dreifach ausgelutscht war. Wenn die Anti-Filmpiraterie-Tafel eingeblendet wird, die wohlgemerkt mittlerweile etwas seltener geworden ist, "flüstert" immer irgendwer halblaut in den Saal: "Schatz, mach besser die Kamera aus!" - oder eine Abwandlung dessen. Ha, ha, ha, was für ein Brüller von einem Gag, den habe ich ja seit den frühen 2000er-Jahren nur mehrere Tausende Male gehört. Und, ja, es geht nicht jeder so oft ins Kino wie ich. Trotzdem: Muss den Spruch nicht mittlerweile jeder satt haben? Nein? Wieso bitte nicht?! Ist das wieder einer dieser Beweise für den Untergang der Zivilisation, und keiner bemerkt es?

Übertroffen wird das in meiner Wutskala jedoch mühelos von solchen Personen, die während der Vorführung (und: Ja, der Abspann gehört zur Vorführung) aufstehen und dann erst einmal im Stehen Maulaffen feilhalten, statt sich fortzubewegen. Ja, fein, du musst halt auf Toilette oder musst für deine quengelnde Begleitung neue Getränke kaufen oder musst einen Zug erwischen und kannst daher nicht den ganzen Abspann gucken. Meinetwegen. Aber: Wieso stehst du auf, versperrst allen Leuten hinter dir die Sicht und … bleibst erst einmal lustig in der Gegend stehen? Musst du wirklich im Stehen deine Jacke anziehen? Kannst du das nicht schon im Sitzen? Oder im Gehen? Oder kannst du nicht die Jacke unter den Arm nehmen und sie außerhalb des Saals anziehen? Und wieso bleibst du, nachdem du die Jacke endlich angezogen hast, weiter wie angewurzelt auf der Stelle stehen, schaust nochmal entschlossen gen Leinwand und drehst dich dann erst im Schneckentempo zur Seite? Lass mich raten: Du bist sicher auch ein solcher Depp, der am Ende einer Rolltreppe auf der Stelle verweilt, die Aussicht verinnerlicht und sich dann beschwert, wenn ihm die nachfolgenden Leute in den Rücken stoßen, weil sie sonst nichts haben, wo sie hinkönnten?

Mitdenken, Leute. Das kann im Kino nicht schaden. Und wenn wir es im Kino gelernt haben, dann üben wir uns auch außerhalb des Filmpalasts weiter darin. Das tut letztlich uns allen gut. Ich schwöre es euch!
06.11.2018 21:10 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/104958