Die Kritiker: «Die Muse des Mörders»

Christiane Hörbiger spielt eine gealterte Krimi-Bestseller-Autorin, deren literarisch dürftige Romane nun von einem Serientäter nachgespielt werden. Statt cleverem Meta-Spiel folgt eine laue Mörderjagd...

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Christiane Hörbiger als Madeleine Montana
Fritz Karl als Rupert Bäumer
Florian Teichtmeister als Oliver Sandberg
Cornelia Ivancan als Florentine Gstöttner
Robert Lohr als Bernhard Traven
Anna Rot als Marie Stein
Rainer Wöss als Serge Stein

Hinter der Kamera:
Produktion: Mona Film Produktion GmbH
Drehbuch: Axel Götz
Regie: Sascha Bigler
Kamera: Gero Lasnig
Produzenten: Thomas Hroch und Gerald Podgornig
Madeleine Montana (Christiane Hörbiger) hatte mit ihren trivialen Kriminalromanen mal großen Erfolg. Noch heute kann sie davon ein stattliches Anwesen in Wien finanzieren. Doch die Leserschaft ihrer literarisch wertlosen Bücher ist mit ihr gealtert. Deshalb gleichen ihre öffentlichen Lesungen demografisch mittlerweile Seniorennachmittagen, noch dazu sind die Tantiemen stark rückläufig – ein schmerzhafter Einschnitt, der Madeleines Sohn Oliver (Florian Techtmeister) bereits dazu veranlasst hat, hinter ihrem Rücken einige ihrer Wertgegenstände zu verscherbeln.

Nun kommt aber wieder Schwung in ihr Leben: In Wien spielt ein Mörder die Tötungsszenen aus Madeleines Büchern nach und schickt ihr vor seinen Taten jeweils die entsprechenden Buchseiten mit der Post, hinterher manchmal das ein oder andere Körperteil des realen Opfers. Kommissar Rupert Bäumer (Fritz Karl), mit dem Madeleine eine lange, schwierige Geschichte verbindet, kommt irgendwann nicht mehr umhin, das Offensichtliche einzusehen und mit der ihm verhassten Literatin zusammenzuarbeiten, um den Serientäter dingfest zu machen.

Diese Geschichte hätte viele Möglichkeiten zu einem cleveren Meta-Spiel eröffnet, über einen fiktionalen Kommissar im Zusammenspiel mit einem noch fiktionaleren Kommissar und einer Schriftstellerin, die als Schöpferin den Gang der Ereignisse bestimmt, obwohl sie das nicht weiß. Doch anstatt hier aus den Vollen zu schöpfen, nimmt «Die Muse des Mörders» lieber jede Gelegenheit wahr, um die nachgeahmten Realmorde zum schulmeisterlichen Vorwand aufzubauschen, um der brutalen Literatur eine Mitschuld an der grauseligen Realität zu geben.

Der eigentliche Plot fällt wenig mitreißender aus: Auf ein packendes Meta-Katz-und-Maus-Spiel wartet man vergebens. Stattdessen wird der oberflächlichen Betrachtung des Literaturbetriebs und der skrupellosen Publicity-Geschäftemacherei einer alten Krimitante eine umfangreiche, aber dramaturgisch unnötige Präsenz eingeräumt, die den Stoff keinen Zentimeter weiterbringt. Denn «Die Muse des Mörders» will ja im Kern keine humorig-tiefgehende Mediensatire sein, sondern ein augenzwinkernder Krimi mit alt-kluger (!) Hauptfigur.

Doch die gewinnt ihre Hintergründigkeit eher durch Christiane Hörbigers treffsicheres Spiel als durch das Drehbuch, dessen Innovation bei seinem pfiffigen Einfall – ein Mörder tötet nach Romanvorlage – auch schon endet. In diesem Sinne erfolgt schließlich auch die Auflösung des Stoffes weniger folgerichtig aus clever etablierten Zwischentönen heraus, sondern in einer krampfhaft dem Stoff übergestülpten Küchenpsychologie. So wirkt «Die Muse des Mörders» am Schluss wie die Verfilmung eines Romans von Madeleine Montana. Angesichts der Andeutungen, die dieser Film über sie macht, ist das kein Kompliment.

Das ZDF zeigt «Die Muse des Mörders» am Montag, den 8. Oktober um 20.15 Uhr.
08.10.2018 03:00 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/104304