Grausiges Frühstück, ulkige Mordwaffen und Behörden-Terror: Die «Arthurs Gesetz»-Fragestunde

«Arthurs Gesetz»- Headautor Benjamin Gutsche sowie die Castmitglieder Cristina do Rego und Michael Klammer verraten Quotenmeter.de unter anderem, was schwarzen Humor und ein mieses Frühstück ausmacht.

Alles beginnt mit einem bedauernswerten Frühstück am Morgen seines 50. Geburtstags. Doch für Arthur sollte das noch ein Glanzlicht darstellen. Der gutmütige, aber nicht ganz helle Arbeitslose wird anschließend von seiner verschwenderischen Frau nieder gemacht, von seiner Betreuerin in der Agentur für Arbeit wie Dreck behandelt und dann wird aus Arthurs betrüblich-ruhigen Leben in der deutschen Provinz auf einmal eine mörderische Kette,dramatisch-abgefahrener Ereignisse. Oh, und es wird Karaoke gesungen. Willkommen in der Welt der neuen Serie «Arthurs Gesetz» mit Jan Josef Liefers, Martina Gedeck und Nora Tschirner …

Wir haben uns die Inhalte und den Tonfall der Serie zum Vorbild genommen und Headautor Benjamin Gutsche sowie die «Arthurs Gesetz»-Castmitglieder Cristina do Rego und Michael Klammer mit einer atypischen Fragerunde konfrontiert. Es folgen schlimme Frühstückserfahrungen, Behörden-Terror und mörderisch gute Filmtipps!

Das schlimmste Frühstück, das Sie je hatten …
Michael Klammer: … war in einem Yoga Retreat auf Bali. Dutzende frischer Früchte und frisch zubereiteter Direktsäfte in allen möglichen Farben, und ich mit dem kleinen Problemchen der Fructoseintolleranz. Aber gar nichts probieren fand ich in dem schönen Ambiente dann auch doof. War allerdings ein Fehler. Dementsprechend krumm stand ich danach auch im Kurs herum. Naja, wenigstens eine halbe Stunde. Hab dann abgebrochen und mir irgendwo ein paar Eier organisiert.

Cristina do Rego: Ich verstehe einfach nicht wie man Weißwürste zum Frühstück essen kann. Ansonsten schockt mich nicht so viel, da ich auch gerne mal das Frühstück auslasse und direkt zum Mittag übergehe ...

Benjamin Gutsche: … hatte ich damals im ersten Urlaub ohne meine Eltern. Muss so mit 17 oder 18 gewesen sein. Übernachtung im Hotel. Ich dachte, wenn ich schon Halb-Pension gebucht habe, muss ich das auch voll auskosten und mich einmal durch das ganze Buffet arbeiten. Hab ich dann auch gemacht. Leider hab ich den Rest des Tages im Hotelzimmer verbracht - mit Bauchkrämpfen.

Ihre ärgerlichste Erfahrung mit deutschen Ämtern …
Michael Klammer: … ist im Grunde immer das vermaledeite selbige Schema der schleppenden und schwerfälligen Bürokratie. Da wünschte ich mir an der einen oder anderen Stelle ein bisschen mehr Flexibilität. Wenn eines Tages alle gespeicherten Daten dieser Welt verloren gehen sollten, wäre Deutschland immer noch auf der sicheren Seite. Man hat nämlich für alles einen Zettel.

Cristina do Rego: Bisher ist tatsächlich alles glatt gelaufen. Klar ist es nervig, dass man da ab und zu hin muss, aber ansonsten war ich sogar schon öfters positiv überrascht. Im Gegensatz dazu ärgere ich mich aber regelmäßig über unfreundliches Bodenpersonal an deutschen Flughäfen ...

Benjamin Gutsche: Die Frage nach "Ihrer schönsten Erfahrung mit deutschen Ämtern" hätte ich leichter beantworten können. So weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Die Langzeitarbeitslosenbetreuerin Claudia Lehmann aus «Arthurs Gesetz» habe ich mir doch nicht ausgedacht …

Wie lief Ihr ungewöhnlichster Geburtstag ab?
Michael Klammer: Ich kam an dem Tag aus dem Proberaum, weil ich Endproben am Theater hatte. Und auf meinem Handy waren unzählige Anrufe in Abwesenheit und Dutzende von SMS. Ich dachte zuerst es sei jemand gestorben. Allerdings waren es dann Glückwünsche. Ich hatte wohl nicht aufs Datum geachtet und es tatsächlich geschafft, meinen eigenen Geburtstag zu vergessen. Hab dann aber doch noch gut gefeiert an dem Abend!

Cristina do Rego: Ich liebe es Geburtstag zu haben und plane den Tag auch wahnsinnig gerne, daher ist da nicht viel Platz für Ungewöhnliches. Es hat auch noch niemand geschafft mir eine Überraschungsparty zu schmeißen, ich behaupte sogar es ist nicht möglich - ich würde es sofort merken. Ein ungewöhnlicher Geburtstag wäre es für mich diesen nicht mit meinen engsten Freunden zu feiern.

Benjamin Gutsche: Ziemlich unspektakulär, aber für mich eine ganz andere Erfahrung: Hab im kalten, dunklen und verregneten November Geburtstag. Vor ein paar Jahren war ich über meinem Geburtstag allerdings in Tel Aviv - und hab ihn bei spätsommerlichen Temperaturen am Strand verbracht. Zum ersten Mal habe ich mich gefühlt wie meine ehemaligen Klassenkameraden, die im Sommer geboren wurden und bei bestem Wetter draußen feiern konnten. Was war ich immer neidisch! Doch endlich konnte ich damit abschließen.

Für welches Haushaltsgerät haben Sie am meisten bezahlt, bloß um es daraufhin so gut wie nie zu benutzen? Und was hat Sie dazu verleitet, es sich überhaupt zu kaufen?
Benjamin Gutsche: Für einen Smoothie Maker. Wollte mir damit jeden Tag Smoothies machen (weil gesund und so…). Aber niemand hat mir erzählt, dass die Dinger so kompliziert zu säubern sind! Zumindest wenn man sie nach dem Gebrauch erstmal einen, zwei oder gar zehn Tage stehen lässt… Seit der letzten, aufwendigen Reinigung steht er im Schrank und staubt ein - gleich neben dem Waffeleisen (selbes Problem).

Cristina do Rego: Ich habe mir vor einer Woche einen Wecker mit Tageslichtfunktion gekauft. Keine Ahnung was ich mir genau dabei gedacht habe - vielleicht, dass es schön wäre durch das "Tages"-Licht in Kombination mit dem Radiowecker geweckt zu werden?! Völliger Quatsch. Ich werde immer noch von meinem Handy auf sehr unsanfte Art und Weise geweckt. Immerhin funktioniert das.

Wo machen Sie den Unterschied zwischen provinzieller Gemütlichkeit einerseits und trostloser Provinz andererseits aus?
Michael Klammer: In der Mentalität der Menschen, die dort leben. In ihrer Empathiefähigkeit und im Umgang mit sich und mit den Gegebenheiten um sich herum. Man kann an den schönsten Orten dieser Welt sein. Aber wenn die Stimmung und die Lebensfreude dort gedrückt sind, dann ist es trostlos. Und wenn Engstirnigkeit, Biederkeit und Intoleranz vorherrschen, dann kann auch schnell mal ein ganzer Stadtteil in einer großen Metropole provinziell und trostlos sein.

Cristina do Rego: Ich empfinde "provinzielle Gemütlichkeit" wo es dörflich ist und von schöner Natur umgeben ist. Wenn man das Gefühl hat, dass die dort ansässigen Menschen wertschätzen wo sie leben, hebt es für mich sofort die Lebensqualität. Ich habe meine Jugend in einem sehr kleinen Dorf im Kreis Paderborn verbracht. Viele denken sofort an trostlose Provinz, ich sehe das anders. Die Gemeinschaft im Dorf und die Schönheit der Gegend gab mir immer auch das Gefühl von Geborgenheit.

Benjamin Gutsche: Das ist bei mir tatsächlich davon abhängig, wo gerade mein Lebensmittelpunkt liegt. Da ich selbst in einer beschaulichen Kleinstadt in Brandenburg groß geworden bin, habe ich mich immer nach Berlin gesehnt. Zu diesem Zeitpunkt empfand ich die Provinz als sehr trostlos und einsam. Jetzt, da ich die meiste Zeit in Berlin lebe - mit all ihrem Lärm, Menschenmassen, aber auch vielen kulturellen Möglichkeiten, freue ich mich auch mal ab und an auf die Ruhe und Nähe zur Natur, die einem die Provinz bietet.

Serienfacts: «Arthurs Gesetz»

  • Regie: Christian Zübert
  • Darsteller: Jan Josef Liefers, Martina Gedeck, Nora Tschirner, Christina do Rego, Robert Gallinokwski, Ronald Kukulies
  • Drehbuch: Benjamin Gutsche (Headautor), Ceylan Yildirim, Sebastian Bleyel
  • Kamera: Ngo The Chau
  • Musik: Christoph Blaser
  • Schnitt: Andrea Mertens
  • Ausführende Produzenten: Moritz von der Groeben, Nataly Kudiabor, Anke Greifeneder, Hannes Heyelmann
Welches aus der Mode gefallene Lied würden Sie am ehesten beim Karaoke singen?
Michael Klammer: Oh, da gibt es einige. Da könnte ich mich nicht festlegen. Ich kann nur soviel sagen: Wenn Jan Josef Liefers wieder mit von der Partie ist, wie letztens beim Karaoke singen auf der Premierenfeier von «Arthurs Gesetz» in München, dann wird es auf jeden Fall ein großer Spaß.

Cristina do Rego: "You gotta be" von Des´ree

Benjamin Gutsche: "Dolce Vita" von Ryan Paris. (Bin dieses Jahr auf den Geschmack von Italo Pop Klassikern gekommen)

Die lustigste Mordwaffe, die Sie je in einem Film oder einer Serie gesehen haben …
Michael Klammer: … war ein Elefant. Ein ziemlich einfältiges Mitglied einer Rockergruppe hatte ihm zuvor zweimal mit der Pistole in den Hintern geschossen. Das Tier ist daraufhin aufgeschreckt, eingeknickt und hat sich auf ihn gesetzt. Damit war er im A...h.

Benjamin Gutsche: Falls Sie "Gevatter Tod" als Mörder akzeptieren, dann könnte ich Dutzende Waffen aus der «Final Destination»-Filmreihe nennen. Ganz oben auf der Liste: Der Airbag, der in «Final Destination 2» aufgeht und den Kopf der Fahrerin nach hinten schleudert, so dass sich ihr Kopf in ein spitzes Stück Holz bohrt, das in ihrer Rückenlehne steckte. Das kam so völlig unerwartet. Und war eine perfektes Beispiel für die Kettenreaktionen, mit dem das Franchise immer so grandios gespielt hat. (Ich hab diese Reihe geliebt - so schön morbide!)

Wo ziehen Sie bei unmoralischen Film- und Serienhelden die Grenze; ab wann fiebern Sie nicht mehr mit?
Michael Klammer: Wenn die Inhalte meiner Meinung nach rassistisch oder frauenfeindlich sind oder religiöse Ausrichtungen anderer Menschen soweit betreffen, dass man damit gleich ganze Nationen beleidigt. Das ist natürlich auch ein schmaler Grat in der Kunst und das gute Recht eines jeden Künstlers, sich mit den Themen zu beschäftigen zu befassen. Und wenn die Art und Weise und die Absicht gut erklärt sind, dann stimmt es ja inhaltlich auch oft. Aber wenn es am Inhalt vorbeischrammt oder nur zynisch ist, dann finde ich es nicht witzig.

Cristina do Rego: Solange der Schauspieler glaubhaft spielt und ich emotional nachvollziehen kann, woher sein Handeln kommt, kann man mir ziemlich viel verkaufen.

Benjamin Gutsche: Ich fiebere nicht mehr mit, sobald es der Figur an einer glaubhaften Motivation fehlt. Wenn ich nicht weiß oder nachvollziehen kann, wie viel für die Hauptfigur auf dem Spiel steht - warum sollte mich dann noch ihre Geschichte packen? Außerdem schalte ich ab, wenn ich das Gefühl habe, den Machern des Films oder der Serie geht es nur noch darum, immer noch eine Schippe drauf zusetzen - noch unmoralischer, noch krasser und noch gewalttätiger als alles zuvor Dagewesene. Dann spüre ich, dass es den Machern nur darum geht, aufzufallen - um jeden Preis. Aber nicht darum, eine gute Story zu erzählen.

Was braucht eine Geschichte über trostlose Gestalten, um Sie dennoch weiter bei Stange zu halten?
Michael Klammer: Ich liebe trostlose Gestalten, Verlierertypen oder Leute, die nicht schon von der ersten Sekunde an als Helden um die Ecke kommen. Da gibt es meines Erachtens die größte Entfaltungsmöglichkeit in einer Figur. Bei einem/einer klassischen Helden/In weiß man, dass sie die Sache im Griff haben oder das Problem gelöst kriegen. Die Frage ist nur wann und wie. Bei einem Typen wie Arthur in «Arthurs Gesetz»  beispielsweise, kann man da nicht zwangsläufig davon ausgehen. Im Übrigen auch bei kaum einer der anderen Figuren die da noch so herum irren. Das finde ich reizvoll. So was hält mich bei der Stange. 

Cristina do Rego: Ich muss mich in mindestens eine der Figuren verlieben, da guck ich dann auch eine ganze Serie durch, nur um mit dieser Figur mitzugehen.

Benjamin Gutsche: Nora Tschirner als hochschwangere Langzeitarbeitslosenbetreuerin Claudia Lehmann.

Was macht eine gelungene schwarze Komödie aus?
Michael Klammer: Der Humor und der Umgang damit. Die Sache muss leicht bleiben, egal wie schwer das Thema ist. Und es sollte nicht zu ernst genommen werden, dafür umso mehr ernsthaft. Die Ernsthaftigkeit, mit der man sich dem Thema nähert, das spielt für mich eine entscheidende Rolle. Viele Dinge im Leben sind (wie ja auch in einer schwarzen Komödie), nur deswegen so lustig, weil eben nicht der Witz dabei im Vordergrund stand sondern die Ernsthaftigkeit mit der die Leute die Sachen behandeln.

Cristina do Rego: So vieles. Ein gutes Drehbuch, einen mutigen Sender oder Verleih, mutige Akteure vor und hinter der Kamera und Timing.

Benjamin Gutsche: Wenn für die Helden alles auf dem Spiel steht. Es darf, - nein - , es muss mindestens um Leben und Tod gehen! Ansonsten wäre es ja eine "normale" Komödie. Und natürlich sollte sie einem auch zum Lachen bringen. Und dafür braucht es neben einem guten Humor (über den sich ja bekanntlich streiten lässt) und das richtige Timing vor allem glaubwürdig erzählte Figuren. Das wird in Komödien gerne mal vergessen - und dann gerät der Film lediglich zu einer Nummernrevue oder im Falle einer Schwarzen Comedy zur "Räuberpistole".

Die drei besten grimmen/zynischen Komödien sind ...
Michael Klammer: Ich mag so ziemlich alles, was da aus Norwegen, Schweden, Dänemark oder auch Litauen kommt. Ich liebe den Humor von diesen Machern. Ansonsten würde ich sagen: «Fargo», «The Big Lebowski», «Das Leben des Brian». Und eine Serie, die demnächst an den Start geht: «Arthurs Gesetz»! (schmunzelt)

Cristina do Rego: Der dänische Regisseur Anders Thomas Jensen ist mit «Adams Äpfel» und «Dänische Delikatessen» ja ein Spezialist für zynische Stoffe – und ansonsten «Arthurs Gesetz» natürlich.

Benjamin Gutsche:
1. «Fargo» (Surprise, Surprise!)
2. «Tucker & Dale vs. Evil»
3. «Kiss Kiss Bang Bang»

Besten Dank für diese spannenden Antworten!

«Arthurs Gesetz» ist ab dem 31. August 2018 exklusiv bei EntertainTV verfügbar. Im Fernsehen wird das Format ab Mitte Dezember auf TNT Comedy ausgestrahlt.
31.08.2018 06:06 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/103397