Die neue CEBIT – Wie Phönix aus der Asche?

Die Zahlen der Aussteller und Besucher sanken massiv, mit einem Neuanfang möchte die Deutsche Messe die Veranstaltung wieder pushen.

Seit Jahren findet die CEBIT in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover statt. Doch die einstige Erfolgsgeschichte ist seit Jahren auf einem stark absteigenden Ast. Seit rund zehn Jahren fallen die Besucherzahlen. Mitte der 2000er entschieden sich noch rund 500.000 Menschen für die Fachmesse, mit nur noch 200.000 Tickets war die vergangene Auflage der absolute Tiefpunkt. Die Veranstalter erklärten bereits kurz nach der Messe, dass man das Konzept im kommenden Jahr ändern werde.

Die Messe findet also nicht mehr im ersten Quartal eines Jahres statt, sondern wurde in die Sommermonate verschoben. Am Montag geht’s mit einem Pressetag auf dem Messegelände von Hannover los, am Freitag findet ein reiner Publikumstag statt. Bereits andere Computermessen machen mit Eventcharakter auf sich aufmerksam. Im vergangenen Jahr sprach beispielsweise Stefan Raab auf dem „Bits & Pretzels“-Treffen, das am Rande des Oktoberfestes in München stattfand. Auch das in der vergangene Woche veranstaltete OMR19 (von Online Marketing Rockstars) in Hamburg bot mit Metallica-Drummer Lars Ulrich, Moderatorin Lena Gercke und Axel Springer-Chef Mathias Döpfner ein buntes Programm.

Um den Festivalcharakter zu unterstützen, bietet die Deutsche Messe erstmals an, dass man auf dem Messegelände zelten kann. Für einen Tagespreis von 65 Euro für ein Zwei-Personen-Zelt sollen die jungen Menschen angesprochen werden, die sich nicht die teuren Hotelzimmer um Umland leisten können. Am Dienstag, dem ersten Besuchertag, wird die die schwedische Band „Mando Diao“ auftreten. Danach gibt es eine kurze Drohnen-Lichtshow, ehe am nächsten Tage „Mavi Phoenix“, die Jägermeister Blaskapelle und Jan Delay für fast drei Stunden Musik sorgen. Der Donnerstag fällt mit „Xular Zolar“ und Electro-House-Tunes schwächer aus.

Vermutlich werden im Jahr 2018 aber auch weiterhin keine großen Innovationen zu sehen sein. In den ersten Jahren stellte beispielsweise Microsoft „Windows 95“ und „Windows 2000“ vor, damals waren bis zu 750.000 Menschen als Gäste gezählt worden. Doch viele Unternehmen nutzen wie Apple eigene Veranstaltungen, den Journalisten und Kunden um ihre Produkte vorzustellen. Erst in der vergangenen Woche machte Apple davon Gebrauch.

Neue Produkte wie die digitale Smartphone-Simcard von Vodafone sind für Kunden nicht greifbar. Sind Inhalte, wie die Konferenz „Mensch oder Maschine – Wer programmiert wen?“ mit Stargast Ranga Yogeshwar wirklich ein Grund nach Hannover zu reisen?

Es wäre wünschenswert, dass die CEBIT im neuen Licht erstrahlt. Allerdings hat die Deutsche Messe in den vergangenen Jahren viele Trends verschlafen. So hat sich seit dem Jahr 2009 mit der Gamescom eine Spielemesse entwickelt, die inzwischen über 350.000 Besucher zählt. Selbst die Internationale Funkausstellung (IFA) buhlt um Kunden, muss allerdings auch mit rund 250.000 Besuchern pro Jahr auskommen.

Die Fragmentierung ist also nicht nur im der Fernsehbranche angekommen, sondern ist auch ein Trend auf dem Messemarkt. Gerade die kleinen Mitbewerber haben in den vergangenen Jahren beachtliche Veranstaltungen aus dem Boden gestampft, die den großen Veranstaltungen schaden.
09.06.2018 12:35 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/101464