Diveo-Chef: „Nur Bildqualität reicht heute nicht mehr aus“

Mit Diveo mischt die M7-Group nun auf dem Sat-Markt mit. Chef Oliver Rockstein sieht viele Möglichkeiten besser zu sein als die Konkurrenz. UHD spielt bei Diveo derweil zur Zeit noch keine Rolle.

Zu Oliver Rockstein und Diveo

Mit Divdeo steigt die M7 Group in den deutschen Sat-TV-Markt ein. Als Executive Vice President verantwortet Rockstein dabei alle Kommunikations-, Marketing- und Vertriebsaktivitäten. Vor seinem Wechsel zur M7 Group hat Rockstein 14 Jahre lang für die Tele2-Gruppe gearbeitet. Auch dort hatte er verschiedene Leitungsfunktionen inne, arbeitete unter anderem in Polen und der Tschechischen Republik. Von 2008 bis 2016 war er Geschäftsführer der Tele2 Communication Service GmbH, trieb dort die Konsolidierung erfolgreich voran.
Auf dem Sat-Markt ist der Wettbewerb angekommen – neben Ihnen buhlen auch HD+ und freenet um die Gunst des Publikums und jede Firma sagt, sie ist froh, dass nun auch andere noch die Marketing-Trommel rühren. Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Warum sind Sie besser als die Konkurrenz?
Im Vergleich zum bisher bestehenden Angebot am Markt bietet Diveo deutlich mehr: Als hybride Plattform verknüpft Diveo die Qualitätsvorteile der TV-Infrastruktur Satellit über intelligente, eigenentwickelte Technologie mit den Stärken des Internets. Unser Konzept von „TV unverpassbar“ füllt eine Lücke am deutschen Markt. Diveo macht den Zugang zu TV-Inhalten in brillanter Bildqualität einfach und komfortabel, mit bis zu 70 HD-TV-Sender, Premium-Sendern, eine Videothek, und zahlreiche Mediatheken in einer Plattform zusammenbringen. Dazu verheiraten wir die Usability der Plattform mit zahlreichen, smarten Diensten wie Speichermöglichkeiten in der Cloud und interaktiven Features wie Neustart, Pause, einem elektronischen Programmführer und vielem mehr zu einem konsumentenzentrierten Produkt. Einfach ausgedrückt: Kunden profitieren von der Freiheit, selbst bestimmen zu können, welche Inhalte wann, wo und wie konsumiert werden. Über die Diveo-TV-App können Kunden auf bis zu fünf Endgeräten synchron oder asynchron die TV-Inhalte nutzen. Dieses Angebot, diese Freiheit und Nutzerfreundlichkeit bieten wir, und unterscheiden uns so deutlich gegenüber aktuellen und zukünftigen Mitbewerbern.

HD+ hat ja nach einigen Jahren noch lange nicht alle Sat-Haushalte überzeugt. Wie ist Ihre Zielsetzung? Mit welcher Kundenzahl wären Sie Ende 2018 zufrieden?
Wir gehen den Markteintritt nach wie vor mit Respekt vor der Leistung von HD+, aber optimistisch an, weil wir ein kundenzentriertes, starkes Produkt an den Start bringen, das Begehrlichkeiten weckt.

Wir bitten Sie jedoch um Verständnis, dass wir uns – auch mit Hinblick auf unsere Wettbewerber – nicht dazu äußern, mit welcher Kundenzahl wir am Jahresende zufrieden sein werden. Sie können aber davon ausgehen, dass wir den deutschen Markt sehr genau studiert haben und daher wissen, welches Potenzial vorhanden ist.

Was aber kein Geheimnis ist: Beim Verkauf begreifen wir den Handel als wichtigen Partner. Die bisher erfolgten Gespräche zeigen uns, dass der Handel großes Interesse an der neuen Plattform hat. Gemeinsam arbeiten wir Tag für Tag daran, ein für Handel und Konsument attraktives Paket an den Start zu bekommen.

Bei Diveo sind wir davon überzeugt, dass Technologie für TV-Nutzer im digitalen Zeitalter emotionale TV-Erlebnisse ermöglichen und gleichzeitig den Alltag vereinfachen muss.
Oliver Rockstein, EVP M7 Group
Diveo ist ein Satellitenbetreiber, der auch das Internet benötigt. Warum nutzt man zwei Zugangswege zum Fernsehen und verlässt sich nicht nur auf einen?
Mit Diveo platzieren wir ein TV-Produkt am Markt, das konsequent auf die Bedürfnisse und Lebensgewohnten von Konsumenten im digitalen Zeitalter ausgerichtet ist und den sich ändernden Nutzungsgewohnheiten Rechnung trägt. Die Nutzungsdauer der linearen HD-Angebote der öffentlich-rechtlichen und großen privaten TV-Sender bleibt mit rund 221 Minuten pro Tag stabil, gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage nach Video-on-Demand und IP-basierten Diensten. Parallel dazu rufen Konsumenten immer mehr TV-Inhalte über Smartphones und Tablets ab.

Bei Diveo sind wir davon überzeugt, dass Technologie für TV-Nutzer im digitalen Zeitalter emotionale TV-Erlebnisse ermöglichen und gleichzeitig den Alltag vereinfachen muss. Konsumenten erwarten nahtlose Verfügbarkeit unterschiedlicher Inhalte in stets brillanter Bildqualität, und dies zu jeder Zeit und überall – egal ob es sich um Inhalte aus dem linearen TV-Programm, um Content in Mediatheken, aufgezeichnete und gespeicherte Inhalte oder um VoD handelt. Sie haben selbst gesagt, dass die Konkurrenz die Sat-Kunden bis jetzt nicht überzeugen konnte: Nur Bildqualität reicht heute nicht mehr aus.

Mit der Diveo TV-App können Zuschauer Aufnahmen über Smartphone, Smart TV oder Web abrufen. Für was benötigt man dann eigentlich noch einen Satellitenempfang?
Wie bereits gesagt, ist und bleibt Diveo eine hybride TV-Plattform, die die Qualitätsvorteile von Satelliten-Fernsehen mit den Stärken des Internets verknüpft. Denn daran sind auch die Rechtelizenzen mit den Sendern geknüpft. Initiale Voraussetzung, um die mobilen Nutzungsmöglichkeiten von Diveo in Anspruch nehmen zu können, ist der Erwerb des gesamten Plattform-Angebotes, das heißt, die Kunden wählen zwischen den drei Paketen und kaufen eine Hardware zum Erstempfang. Die Nutzung des Diveo-Angebotes auf Smartphone und/oder Tablet ist Teil des Angebotes. Die Verbindung über den SAT-Anschluss ist Voraussetzung, um die Diveo-Angebote und damit die Qualitätsvorteile des Satelliten auf dem heimischen Fernseher nutzen zu können.

Wie stehen Sie zu dem Thema Ultra HD?
Zum aktuellen Zeitpunkt bieten wir den Empfang von UHD-Sendern noch nicht an. Das liegt daran, dass es bis dato nur sehr wenige deutsche Sender gibt, die Programmangebote in Ultra HD senden. Der Marktanteil dieser Sender bewegt sich momentan im „Promillebereich“. Die M7 Group S.A. hält jedoch über 600 Sendervereinbarungen in Europa, und vermarktet in anderen Ländern bereits UHD-Senderangebote. Wir beobachten daher den deutschen Markt intensiv. Denn die Vision von Diveo ist es, unsere Kunden mitzunehmen in die Zukunft des TV-Erlebnisses.

Wer jedoch ein neues Ultra-HD-TV-Gerät kauft und einen SAT-TV- und Internetanschluss besitzt, ist mit Diveo perfekt ausgerüstet. Denn die Ultra-HD-Fernseher liefern bei linearem HD-Content ein faszinierendes TV-Erlebnis.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Hat der Satellit überhaupt eine Zukunft? Und wie ist Diveo mit anderen Anbietern kombinierbar?


Kein anderer Empfangsweg bietet so eine stabile Bildqualität wie der Satellit. Dies gilt insbesondere für VoD. Und auch in Sachen Programmvielfalt haben wir der Konkurrenz einiges voraus: Nur via Satellit gibt es die frei empfangbaren, deutschsprachigen Programme der öffentlich-rechtlichen und privaten Anbieter sowie viele Pay-TV-Programme.
Oliver Rockstein, EVP M7 Group
Viele Anbieter haben bestimmte Beschränkungen von Seiten der Sender: Bei Vodafone-Kabel kann man keine RTL-Sender in HD aufnehmen, bei der Telekom können Werbespots von einigen Anbietern nicht übersprungen werden. Wie ist die Lage bei Ihnen?
Unser Anspruch ist es, möglich zu machen, was möglich ist. Die Film- und Senderechtlage ist jedoch sehr komplex. Aktuell gibt es auch bei uns einige Einschränkungen, dazu gehören auch die von Ihnen genannten. Wir wollen alles so kundenorientiert wie möglich gestalten. Die Vorgaben der Sender und Sendergruppen sind jedoch bindend.

Bis dahin sehen die geschlossenen Distributionsverträge mit den Sendern vor, dass alle Features technisch möglich und erlaubt sind. Wir können also bestätigen, dass mit Diveo grundsätzlich auch die digitalen Services wie Aufnehmen, Neustart, usw. bei Sendern der RTL-Gruppe gehen, jedoch ggf. nicht bei allen Sendungen, da dies von der Content-Rechtesituation abhängt. Alle Sendungen, die in HD aufgenommen werden, werden auch als Aufnahme in HD abgespielt. Eine Ausnahme bilden die Sender der RTL-Gruppe, die ausschließlich in SD wiedergegeben werden.

Internet-Fernsehen ist auf dem Vormarsch; Sender werden via Stream verbreitet. Der Verbreitungsweg Satellit hat dennoch Zukunft, weil…
…er schlicht und ergreifend das beste Angebot liefert. Kein anderer Empfangsweg bietet so eine stabile Bildqualität wie der Satellit. Dies gilt insbesondere für VoD. Und auch in Sachen Programmvielfalt haben wir der Konkurrenz einiges voraus: Nur via Satellit gibt es die frei empfangbaren, deutschsprachigen Programme der öffentlich-rechtlichen und privaten Anbieter sowie viele Pay-TV-Programme. TV-Zuschauer, die ihr Programm via Satellit empfangen, müssen auch nicht auf landesspezifische Fremdsprachenprogramme verzichten.

Auch in puncto Kosten ist der Satellitenempfang die langfristig günstigste Alternative: Nach den einmaligen Anschaffungs- und Installationskosten fallen – anders als beim Kabelempfang – keine monatlichen Gebühren an.

Last but not least bietet sich – vor allem außerhalb der Kabelregionen – der Satellit optimal für die Kombination mit OTT an.

Sie verbreiten auch den russischen Sender RT, der von vielen Journalisten als Propagandasender bezeichnet wird. Wie vertreten Sie dieses Angebot nach außen?
Generell sind wir als Plattform der Neutralität verpflichtet. Das bedeutet: bei Free-to-Air Sendern haben wir die regulatorische Pflicht, Sender nicht zu diskriminieren.

Wie kann man Ihr Angebot mit Sky Deutschland oder Eurosport Xtra verbinden?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist Diveo nicht mit Sky kombinierbar. Grundsätzlich kann ich mich an dieser Stelle nur nochmal wiederholen: Diveo soll und wird sich stetig weiterentwickeln und neue Sender, Inhalte und erweiterte Funktionen bieten. Dabei müssen wir selbstverständlich priorisieren: Aktuell wird bereits Google Chrome Cast und Apple TV unterstützt. Und natürlich haben wir bereits weitere Ideen, über die werden wir informieren, sobald diese konkret werden.

Danke für das Gespräch!
21.04.2018 12:57 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/100426