Quotencheck: «Vermisst»

Diesmal sogar gleich 15 Mal durfte Sandra Eckardt auf die Suche nach vermissten Personen gehen - emotionales Fernsehen, das vor allem beim Gesamtpublikum trotz Verluste wieder richtig gut ankam.

Seit 2007 ist «Vermisst» inzwischen auf Sendung - und seit einigen Jahren sogar gewissermaßen gleich doppelt am Sonntagvorabend unterwegs, könnte man pointiert sagen, schließlich ist das Sat.1-Pendant «Julia Leischik sucht: Bitte melde dich» doch ein einigermaßen offensichtlicher Klon des einstigen RTL-Vorreiters. Beide Formate eint nicht nur der Name Julia Leischik, die bei den Kölnern schon seit 2012 in Sandra Eckardt eine durchaus würdige Nachfolgerin gefunden hat, sondern auch ihr großer Erfolg insbesondere beim etwas betagteren Publikum, was sich auch im Rahmen der seit Januar laufenden zehnten Staffel einmal mehr deutlich zeigte. Mit knackigen 15 Folgen war diese die längste in der Formatgeschichte, was sich durchaus auch in den Einschaltquoten widerspiegelte - Ende Februar war nämlich zunehmend die Luft raus.

Ein wenig verhalten meldete man sich aber auch am 7. Januar aus der Auszeit zurück, denn 3,89 Millionen Zuschauer sowie 12,3 Prozent Marktanteil waren zwar für sich genommen tolle Werte für den inzwischen längst in die Einstelligkeit abgerutschten Privatsender, doch in der Folge sollte noch deutlich mehr gehen. Beim werberelevanten Publikum debütierte man indes mit 13,4 Prozent bei 1,27 Millionen auf einer Flughöhe, die in der Folge etwa auch der Regelfall bleiben sollte. Im weiteren Verlauf des Januars erstaunten dann noch die Werte der dritten neuen Folge in der Zielgruppe, die mit 11,7 Prozent bei 1,19 Millionen eher etwas schwächlich ausfielen, sowie jene nur sieben Tage später, die mit 15,8 Prozent bei 1,49 Millionen dann gleich mal das Staffel-Highlight markierten. Besagte letzte Januar-Ausgabe lief auch beim Gesamtpublikum so stark wie keine andere, mit 4,58 Millionen gingen beeindruckende 14,8 Prozent einher.

Die vier Februar-Ausgaben waren anschließend geprägt von Stabilisierungstendenzen auf beim Gesamtpublikum herausragendem Niveau: Zwischen 4,39 und 4,54 Millionen wohnten den jeweiligen um 19:05 Uhr präsentierten Folgen bei, was fantastischen Marktanteilen zwischen 13,6 bis 14,2 Prozent entsprach. Ähnliche Werte wurden auch bei den 14- bis 49-Jährigen mit 12,9 bis 14,3 Prozent erreicht - mit dem kleinen Unterschied eben, dass RTL hier eben durchschnittlich deutlich stärker unterwegs ist als beim Gesamtpublikum, weshalb diese Zahlen nicht ganz so sehr begeisterten. Dennoch: Im Schnitt kamen die ersten acht Folgen auf 13,6 Prozent aller und 13,7 Prozent der jungen Konsumenten bei 4,35 Millionen Interessenten und waren damit voll im Soll.

Doch die Programmverantwortlichen konnten in der Folge einfach nicht genug bekommen vom wöchentlichen Vorabend-Quotenschmaus, was das Publikum zunehmend übersättigte. So lagen die zwei normalen Ausgaben wie auch die beiden Wiedersehens-Specials mit 3,65 bis 4,23 Millionen auf noch immer schönem, aber eben nicht mehr ganz so tollem Niveau wie noch in den ersten beiden Ausstrahlungsmonaten und rutschten vor allem bei den Werberelevanten mit nur noch 10,1 bis 11,9 Prozent sogar ins triste Mittelmaß ab. Erst ein "Schwierigste Fälle"-Special am Karfreitag verbesserte sich hier kurioserweise wieder etwas auf 12,4 Prozent, währens es beim Gesamtpublikum mit 2,85 Millionen sowie 10,9 Prozent zugleich den Staffeltiefpunkt markierte.

Dass sich die Zuschauer nach einem Ende der ewigen Vermisstensuche sehnten, signalisierten sie dann auch Anfang April wieder mit gerade einmal noch 3,09 Millionen und 11,7 Prozent insgesamt, während bei den Umworbenen mit 0,82 Millionen noch einmal ein Staffeltiefpunkt markiert wurde und auch der damit verbundene Marktanteil von 10,6 Prozent nun wahrlich keine Euphorie mehr auslöste. Entsprechend klar zeigte dann auch die Quotenkurve der seit Anfang März gezeigten Episoden nach unten: Nur noch etwas mehr als dreieinhalb Millionen sahen nun zu, der damit verbundene Gesamt-Marktanteil blieb mit etwas mehr als zwölf Prozent zwar stark, doch vor allem die nur noch gut elf Prozent bei den Jüngeren sollten ein Warnschuss sein.

Durchschnittlich erreichten die 15 neuen «Vermisst»-Ausgaben eine Reichweite von 4,05 Millionen, womit gegenüber dem Vorjahr etwa 300.000 Zuschauer pro Folge verloren gingen. Sorgen um eine baldige Absetzung muss man sich aber sicherlich dennoch keine machen, denn die damit verbundenen 13,0 Prozent lagen noch immer spektakuläre gut vier Prozentpunkte oberhalb des inzwischen merklich zusammengeschrumpfen RTL-Saisonschnitts von nur noch 8,9 Prozent. Etwas kritischer muten dagegen die 12,7 Prozent bei 1,22 Millionen jungen Zuschauern an, welche nicht mehr allzu deutlich oberhalb der RTL-Norm (12,1 Prozent) liegen und wo dementsprechend auch nicht mehr allzu viel Luft nach unten besteht. Gleichwohl: Wären die Kölner nicht so gierig gewesen, was die Ausstrahlung neuer Folgen anbetrifft, hätten in der Endabrechnung auch gut und gerne mehr als 13 Prozent auf dem Papier stehen können. Weniger scheint also auch hier durchaus mehr zu sein, sollte man Wert auf eine quotenstarke Vorabend-Marke auch beim jüngeren Publikum legen.
09.04.2018 14:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/100186