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Umbrüche, Dauerrenner und Geschichtliches: 100 Jahre UFA

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Die UFA feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Wir blicken auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des einflussreichen Film- und Fernsehunternehmens – sowie auf artes Bemühungen, es zu feiern.

Non-fiktionale TV-Dauerrenner


Das 100-jährige Jubiläum der UFA wird groß gefeiert – unter anderem mit feierlichen Kino-Retrospektiven und einer Programm-Themenreihe bei arte. Eine große Säule der Unternehmensgruppe, die weder in den aktuellen Retrospektiven beachtet wird, noch große Aussichten hat, etwa bei dem 150-jährigen UFA-Jubiläum von der Hochkultur nostalgisch verklärt zu werden, ist dessen ungeachtet unerlässlich: Die Fernseh-Dauerrenner der UFA. Denn selbst wenn Fernsehkritiker und Kulturwächter über manche UFA-Hits die Nase rümpfen, so sind diese verlässlichen Banken im TV-Programm stete und sichere Einnahmequellen des deutschen Medien-Dinosauriers.

Unter anderem verantwortet UFA Show & Factual «Bauer sucht Frau» – und zwar nicht nur bei RTL. Auch die österreichische ATV-Variante und Ungarns Version der Landwirtkuppelei stammen aus dem Hause. Trotz Kritik vom Deutschen Bauernverband und dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter bezüglich der klischeehaften Darstellung des Landwirtsberufes sowie endloser Negativbesprechungen im Feuilleton beschert «Bauer sucht Frau» RTL erfreuliche Zahlen: Runde 12 holte 2016 etwa sehr gute 16,1 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen und 15,3 Prozent bei allen.

Schon seit 2002 beliefert UFA den Privatsender RTL wiederum mit «Deutschland sucht den Superstar». Über die weiterhin gegebene Relevanz des Gesangscastings wird seit einigen Jahren heiß diskutiert, trotzdem reichte es bei der jüngsten Season für durchschnittlich 3,64 Millionen Zuschauer und 18,6 Prozent der Umworbenen – da lässt sich der Abwärtstrend, den das Format seit längerer Zeit durchmacht, gewiss verkraften. «Das Supertalent», eine weitere UFA-Talentshow bei RTL, konnte zuletzt sogar zulegen und verbesserte sich von durchschnittlich 21,8 Prozent gen schöne 22,9 Prozent in der Zielgruppe. 4,31 Millionen Menschen ab drei Jahren wurden registriert, was in 15,1 Prozent mündete

Auch RTL II wird von der UFA mit einem Quotenbringer beliefert: Das Helferformat «Zuhause im Glück – Unser Einzug in ein neues Leben» stammt von UFA Show & Factual, die auch die Retro-Gameshows bei RTLplus machen und den bald bei Super RTL zurückkehrenden «Super Toy Club». Mit «Wer weiß denn sowas» verantwortet das Unternehmen zudem einen Quizerfolg im Ersten, der zwar nicht der große Kritikerliebling ist, aber mit bis zu 11,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen am Vorabend und 19,4 Prozent bei den Fernsehenden ab drei Jahren sprechen die Quoten eine ganz andere Sprache.

Daily-Ware und Historien-Filme: UFAs TV-Fiktion


Auch im fiktionalen Bereich beliefert UFA seit Jahrzehnten RTL mit Dauerrennern – eine Partnerschaft, die sich nicht bloß durch den lang anhaltenden Erfolg erklärt, sondern ebenso dadurch, dass die Mediengruppe RTL als auch die UFA zu Bertelsmann gehören. Die älteste noch bestehende Zusammenarbeit zwischen den konzernstrukturell verwandten Unternehmen ist zugleich die älteste und bis dato erfolgreichste Daily Deutschlands: «Gute Zeiten, schlechte Zeiten», das Aushängeschild des UFA-Arms UFA Serial Drama. Aber auch «Unter uns» und «Alles was zählt» kommen aus der Produktionsschmiede, die sich selbst den Slogan "Wir erschaffen Welten. Mit Leidenschaft. Mit Gefühl." verliehen hat.

In der Vergangenheit wurde aber auch die "Konkurrenz" mit täglicher Seifenoper-Ware beliefert. Die frühere Sat.1-Telenovela «Verliebt in Berlin» kam von der damaligen UFA-Tochter Grundy UFA und «Verbotene Liebe» schlug sich von 1994 bis 2015 in 4.664 Episoden durch den Vorabend im Ersten. Seit 2016 verantwortet UFA Serial Drama zudem mit «Spotlight» die erste Daily Soap von Nickelodeon und spricht somit ein ganz anderes, jüngeres Publikum an als die handelsüblichen Genreverteter.

Nico Hofmann, nunmehr der alleinige Geschäftsführer der UFA, kommt indes aus einer ganz anderen Ecke der Fiktion. Nach dem Abitur Ende der 70er-Jahre schlug er erst die Journalistenlaufbahn ein, ehe er sich doch für das Medium Film entschied und nach einem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München zum Regisseur und Autor wurde. Seit 1993 ist er zudem als Produzent tätig – und seit dem Sat.1-Thriller «Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker» von 1991 (mit Sebastian Koch und Christoph Waltz in tragenden Rollen), hat Hofmann seine bevorzugte Nische gefunden: Die hochwertige Verarbeitung realer, deutscher Ereignisse – mal zeitgenössisch, mal historisch.

Auch diese Werke sind nicht frei von Kritik, wird in Einzelfällen doch die Wahl der Perspektive angezweifelt, aus der die Stoffe nacherzählt werden. Gemeinhin sind diese Eventfilme aber die heutigen Aushängeschilder der UFA. Der ZDF-Dreiteiler «Unsere Mütter, unsere Väter» und die RTL-Serie «Deutschland '83» gewannen jeweils einen International Emmy (als bester Fernsehfilm respektive als beste Dramaserie), der ebenfalls fürs ZDF entstandene Dreiteiler «Ku'damm '56» gewann unter anderem auf dem Festival de la Fiction TV in La Rochelle 2016 einen Award als beste europäische Fiction-Produktion. Sowohl «Ku'damm» als auch «Deutschland» werden fortgeführt – mit einem inhaltlichen Zeitsprung von jeweils drei Jahren.

An diese Erfolge will Hofmann anknüpfen. Anlässlich seines Antritts als alleiniger CEO, nachdem er zwei Jahre lang diese Pflichten mit Wolf Bauer teilte, erklärt er: "Für die Zukunft ist mir wichtig, den internationalen High-End-Drama-Bereich sowie den Ausbau des digitalen Geschäfts weiter voranzutreiben und noch intensiver Nachwuchsförderung zu betreiben. Junge kreative Talente für uns zu gewinnen und an uns zu binden, ist nicht nur eine wichtige zukunftssichernde Maßnahme, sondern für mich auch eine Herzensangelegenheit."

Die UFA und das Kino: Eine Geschichte voller Umbrüche


Vielleicht schließt sich für die UFA durch ihre hochwertigen Fernsehdramen der Kreis. Bereits im Frühjahr 2017 urteilte Hofmann Quotenmeter.de gegenüber: "Die deutschen Film- und Serienschaffenden müssen sich nicht mehr hinter Hollywood verstecken." Das weckt Erinnerungen an die Anfangszeit der UFA, als zur Blütezeit des Stummfilms als großer Vordenker galt und neugierige Filmtreibende aus Hollywood nach Deutschland pilgerten, um zu verstehen, wie die Regisseure bei der UFA ihre Filme ausleuchten und wie die aufwändigen, kreativen Kulissen des deutschen, expressionistischen Films gebaut werden. Fritz Langs Monumentalwerk «Metropolis» brachte die Firma fast in den Ruin, strahlte dank seiner Innovation aber so stark, dass er Landesgrenzen durchbrach und noch heute verehrt wird.

Aber die UFA wurde von Umbrüchen in Leidenschaft gezogen. Technische etwa. Als der Tonfilm seinen Siegeszug startete, blickte Hollywood immer weniger über Los Angeles hinaus. Noch dringlicher waren die politischen Zäsuren. Der Wandel vom Kaiserreich zur Weimarer Republik verlief relativ glatt, dann rissen die Nazis die UFA an sich und ordneten Propaganda sowie verlogenen Eskapismus an. Nach dem zweiten Weltkrieg streuten die Alliierten Sand ins Getriebe des einst so florierenden Betriebs, um den Abstand, den ihre eigenen Filmindustrien errungen haben, zu bewahren. In der frühen Konrad-Adenauer-Ära fand die UFA langsam zu sich wieder – wenngleich die Filme dieser Phase sehr seicht und moralhebend ausfielen; Tiefe also nur selten erwünscht war. Heutzutage ist die UFA kein sehr umtriebiger Kinoproduzent mehr, dafür aber wieder vielseitig: Vom erfolgreichen, aufwändigen Historien-Abenteuerdrama «Der Medicus» über den Arthouse-Geheimtipp «Wir sind jung. Wir sind stark.» hin zur jung-frech-einfühlsamen Story «Mängelexemplar» sind alle Tonalitäten geboten.

arte ehrt die Kino-Blütezeit der UFA mit einem monatelangen Themenschwerpunkt, in dessen Rahmen große Klassiker und nicht genügend geehrte Kleinjuwelen gezeigt werden. Zu denen zählen die Krimikomödie «Der Mann, der Sherlock Holmes» mit Hans Albers und Heinz Rühmann (4. September, 20.15 Uhr), die 1933er-Version der Genderkomödie «Viktor und Viktoria» (4. September, 22 Uhr) sowie die politisch aufgeladene Stummfilmromanze «Die Liebe der Jeanne Ney» (4. September, 23.35 Uhr). Außerdem zeigt arte die Screwballkomödie «Glückskinder» (11. September, 20.15 Uhr), die "Ich wollt' ich wäre ein Huhn" zum Gassenhauer gemacht hat, den Abenteuerfilm «Das Totenschiff» (4. Dezember, 20.15 Uhr) mit Horst Buchholz, Mario Adorf und Elke Sommer, den Klassiker «Der blaue Engel» (11. Dezember, 20.15 Uhr) mit Marlene Dietrich und die Premiere der restaurierten Fassung von «Opfergang» (11. Dezember, 21.55 Uhr), einem Melodram von 1944 über einen Mann, der zwei Frauen liebt.

Darüber hinaus wird in den Dokus «Verbotene Filme: Das Erbe des Nazi-Kinos» und «Hitlers Hollywood» (11. Dezember, Sendezeit noch unbekannt) darüber gesprochen, wie es aussah, als die UFA von den Nazis übernommen wurde. Zudem ist mit «Maschinenraum des deutschen Films» bereits eine sehr spannende Dokumentation über die Konzerngeschichte der UFA online abrufbar.

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