Sonntagsfragen

„Man kann keine Bretterbude nehmen und «Big Brother» drauf schreiben“

von

Auch das „kleine sixx“ habe also das volle Paket nehmen müssen, sagt der neue «Big Brother»-Moderator Jochen Bendel. Er verspricht ein komplett neues Haus und sagt, warum der Show die lange Pause gut getan hat.

Zur Person: Jochen Bendel

Über 2.800 Mal steht Jochen Bendel von 1992 bis 2005 für die Quizshow «Ruck Zuck» vor der Kamera. Bei der Tele 5-Late-Night «Big Brother Nachtfalke» kommentiert der Bayer jahrelang das Geschehen im «Big Brother»-Haus, später in ähnlicher Form auch für die Promi-Staffel bei sixx. 2006 moderiert der heute 47-Jährige die sechste BB-Staffel. 2014 ist dieser selbst Bewohner des RTL-„Dschungelcamps“.
Jochen Bendel, Sie moderierten jahrelang «Nachtfalke», später auch «Big Brother» gemeinsam mit Oli P. – Wie ist es, wieder „in der ersten Reihe“ als BB-Hauptmoderator zu stehen?
Ich freue mich natürlich sehr, dass «Big Brother» endlich zurückkehrt. Ich habe das Format viele Jahre lang begleitet und 24/7 die Woche gelebt. Viele Bewohner sind mir dabei ans Herz gewachsen und die Kollegen von Endemol natürlich auch. Dass ich jetzt als Hauptmoderator die zwölfte Staffel präsentieren darf, ist etwas ganz besonders für mich. Ein Traum ist quasi wahr geworden.

Warum hat es Ihrer Meinung nach so lange gedauert bis der große Bruder zurückkommt?
Viele gute Formate brauchen einfach mal eine Pause. Da tritt dann nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Programm-Verantwortlichen der Gewohnheitseffekt ein. Von Staffel zu Staffel muss sich die Show steigern, immer wieder müssen neue Ideen her und jedes Jahr wird es bombastischer und spektakulärer. Und sicher wird es auch nicht leichter jedes Jahr neue Kandidaten zu finden, die mitmachen, weil sie die Herausforderung bei «Big Brother» suchen und nicht nur einfach „famegeil“ sind.

Von Staffel zu Staffel muss sich die Show steigern, immer wieder müssen neue Ideen her und jedes Jahr wird es bombastischer und spektakulärer. Und sicher wird es auch nicht leichter jedes Jahr neue Kandidaten zu finden, die mitmachen, weil sie die Herausforderung bei «Big Brother» suchen und nicht nur einfach „famegeil“ sind.
«Big Brother»-Modeator Jochen Bendel über die Wirkung der langen «Big Brother»-Pause
Sie waren selbst im RTL-«Dschungelcamp». Bei «Promi Big Brother» sagten Sie, «Big Brother» sei härter. Warum?
Das «Dschungelcamp» wird von den Teilnehmern oft nur als eine Art Freilicht-Bühne benutzt. Man präsentiert in erster Linie sich selbst. Das geht ein paar Tage lang gut, irgendwann ist dann aber auch die Luft raus. Hunger, das Wetter, die Langeweile - mehr ist da eigentlich nicht. Es dauert manchmal sehr lange bis sich die einzelnen Leute wirklich aufeinander einlassen und viele sitzen ihre Zeit einfach auch nur ab. «Big Brother» ist viel intensiver. Man lebt auf engsten Raum miteinander und wird von mehr als 80 Kameras 24 Stunden beobachtet. Jede Bewegung können die Zuschauer im Live-Stream mitverfolgen, nichts bleibt verborgen. Außerdem haben die Teilnehmer drei Monate keinen Kontakt zur Außenwelt, hören nur die Stimme von «Big Brother» und sind komplett auf sich gestellt. Das ist ungewohnt, verunsichert und lässt schnell eine ganz eigene Gruppendynamik entstehen. Menschen ohne Kameraerfahrung blenden die Kameras im Haus nach nur 24 Stunden aus - das macht «Big Brother» noch authentischer.

Wie wird die neue Staffel aussehen? Ist „die Stimme von Big Brother“ z. B. wieder dabei?
Die Zuschauer und Fans bekommen das «Big Brother» – das Original zurück, das sie lieben und erwarten. Und ja, natürlich wird "Big Bro'" dabei sein.

Wird sich das neue Haus denn aus Synergie-Gründen am «Promi Big Brother»-Haus orientieren?
Es ist Tradition bei «Big Brother», dass jede Staffel ein komplett neues Zuhause bekommt. Das ist auch diesmal so.

Vieles bleibt bis zum sixx-Sendestart am 22. September noch geheim… Aber was macht die Faszination von «Big Brother» aus?
Das Geheimnis ist die Mischung unserer Bewohner. Das müssen Menschen sein, mit denen ich mich ein Stück weit identifizieren, deren Emotionen ich nachvollziehen und folgen kann. Menschen aus dem realen Leben. Denen vertraue ich mich dann gerne ein Stück weit an.
«Big Brother»-Moderator Jochen Bendel
Das Geheimnis ist die Mischung unserer Bewohner. Das müssen Menschen sein, mit denen ich mich ein Stück weit identifizieren, deren Emotionen ich nachvollziehen und folgen kann. Menschen aus dem realen Leben. Denen vertraue ich mich dann gerne ein Stück weit an. Auf die lasse ich mich ein. «Big Brother» ist ein Spiel mit den eigenen Möglichkeiten. Jeder setzt seine Grenzen selbst. Und dabei schauen wir dann fasziniert zu, wie sich die einzelnen Bewohner unter der "Käseglocke «Big Brother»" offenbaren, entwickeln, wie sie über sich hinauswachsen oder scheitern.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Moderator? Bei «Nachtfalke» oder «Promi Big Brother» sagten Sie offen Ihre Bewohner-Meinung. Wollen Sie das beibehalten oder müssen Sie jetzt nicht „neutraler Spielleiter“ sein?
Ich muss ein Stück weit der neutrale Spielleiter sein. Sonst würde ich ja gegen den einen oder anderen Bewohner Stimmung machen. Das wäre unfair. Ich denke, ich bin auch reifer geworden. Ich weiß durch meine persönlichen Erfahrungen wie es sich als Teilnehmer einer Reality-Show anfühlt, was man durchmacht und welche Reaktionen das hervorbringen kann. Ich kann das jetzt viel besser einschätzen und sehe vieles jetzt differenzierter. Trotzdem bleibe ich mir treu. Ich interessiere mich wirklich für die Bewohner und lebe #BBsixx während dieser Zeit zu 100 Prozent. Das schulde ich den Zuschauern und den Teilnehmern. Und keine Angst, ich werde jetzt keine Kreide fressen. Den einen oder anderen Spruch werde ich mir sicher nicht verkneifen können.

Spielt es für Sie eine Rolle, dass «Big Brother» bei einem relativ „kleinen Sender“ wie sixx on-air geht und nicht mehr bei RTL II?
Das spielt da für mich keine Rolle. «Big Brother» ist eine weltweit bekannte Marke, vergleichbar mit Coca Cola oder McDonalds. Wenn ein Sender die Lizenzen dafür erwirbt, muss er immer das volle Paket nehmen. Da ist es egal, ob der Sender groß oder klein ist. Das machen Lizenzgeber weltweit, um ihr Format zu schützen. Man kann keine Bretterbude bauen und «Big Brother» drauf schreiben, zwei Web-Cams aufstellen und dann senden. Die Zuschauer können sich sicher sein: Bei sixx bekommen die Zuschauer die volle Packung BB.

Inwieweit hat Sie die Quotenentwicklung bei den «Newtopia»-Kollegen eigentlich ins Grübeln gebracht, ob solche Reality-Formate noch funktionieren?
Nun ja, «Newtopia» und «Big Brother» sind zwei völlig unterschiedliche Sendungen und nicht vergleichbar.

Die Daily-Tageszusammenfassung läuft statt zuletzt am Vorabend am späten Abend nach 22 Uhr. Inwieweit beeinflusst das die Erzählstränge bzw. gibt mehr Freiheiten?
Ich bin ja zum Glück nicht vom Jugendschutz, aber Ihre Frage bringt mich da auf ganz neue Gedanken…(lacht)

Wenn wir auf die BB-Geschichte zurückschauen: Welche Staffel-Ereignisse oder Bewohner blieben Ihnen im Gedächtnis?
Das sind so viele. Der erste Sex bei «Big Brother» zwischen Alex Jolig und Kerstin unter der Bettdecke im Stockbett, oder der Einzug von Verona Feldbusch mit ihrer eigenen Dixi-Toilette, der legendäre Streit zwischen dem Nominator Carsten Möllmann und („Hexe“)-Hanka, in Staffel zwei, Silvia, der Maulwurf in Staffel drei oder Ulf - mit dem rasierten Fragezeichen auf der Glatze - und Nackt-Nadja, in Staffel vier. Staffel fünf war legendär: Ein Jahr «Big Brother» und eine Million Preisgeld. Es gab drei Bereiche: Reich, Normalo und Surviver. Legendäre Bewohner waren Kader Loth und ihr Ohnmachtsanfall, oder Sachsen-Paule – der kämpfte mit seinem Radtrikot, gewann aber ein Auto. Der sympathische Jerry durfte als erster Bewohner bei «Big Brother» zweimal einziehen und wurde schnell wieder rausgewählt. Und der Millionengewinner Sascha Sirtl, zu dem ich heute noch Kontakt habe. Bei Staffel sechs wurde «Big Brother» gigantisch. Ein ganzes Dorf entstand. Marco und Bettina liebten und stritten sich regelmäßig. Als beide am 2. Weihnachtsfeiertag 2005 heirateten, war ich live dabei. Das war eine Traumhochzeit. Bei den Promi-Wochen war Olivia Jones der absolute Brüller. Seitdem mögen wir uns.

Staffel sieben war Knubbel-Time - und die Gegenüberstellung von Nadine alias Naddel, mit der echten "Naddel aus dem Fernsehen" in Staffel acht, schaue ich mir heute noch bei YouTube an und lache mich kaputt. Staffel neun dominierten Aninas Chihuahua Coco und ihre beiden Argumente, in die sich auch der Berliner Sascha verknallte. Staffel zehn begann im Secret-Haus. Später erkannte Klaus, dass man «Big Brother» auch strategisch spielen konnte und machte sich im Haus keine Freunde. Nie vergessen werde ich den hässlichen Streit zwischen Iris Katzenberger und Carlos. Der gutmütige Tobi erreichte Sexy-Coras Herz und dennoch entschied sie sich für ein Leben ohne ihn. Staffel elf war für mich die unechteste «BB»-Staffel. Mit Valencia, Lisa Bund, Ingrid und Benny Kieckhäben zogen auch semi-Prominente bei «Big Brother» ein. Jeder hatte ein, mehr oder weniger, spannendes Geheimnis. Ob Rayo den Gewinn mit seinem unsichtbaren Engel Circil geteilt hat, frage ich mich bis heute. (lacht)

Vielen Dank für das Interview, Jochen Bendel.


Kurz-URL: qmde.de/80832
Finde ich...
super
schade
99 %
1 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelPrimetime-Check: Samstag, 19. September 2015nächster ArtikelSerien-Check: Bryan Cranston mit Interesse an Comeback
Es gibt 0 Kommentare zum Artikel
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung