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Wie gut werden «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski»?

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Sat.1 startet neue Staffeln seiner Erfolgsserien - wir sagen, welche Geschichten auf die Zuschauer warten. Umbrüche gibt es nämlich in beiden Formaten.

Sie ist eine der letzten verbliebenen Serien-Institutionen in Deutschland und die Slot-Partnerin des überaus erfolgreichen «letzten Bullen». Auch die unkonventionelle Anwaltsserie «Danni Lowinski» mit Annette Frier in der Hauptrolle erfreut das Publikum ab Montag, dem 21. Januar mit neuen Folgen. Nachdem die dritte Staffel im vergangenen Jahr durchschnittlich einen Marktanteil von knapp 13 Prozent beim Gesamtpublikum einfahren konnte, stand eine Verlängerung der Serie schnell fest. Nun geht es bereits in die vierte Runde und betrachtet man den aktuellen Zustand deutscher Serienware im TV, so ist dies eine echte Seltenheit geworden. Doch was wird uns in Staffel vier erwarten und vor allem: Was muss kommen, damit der zwar minimale aber dennoch stetige Zuschauerrückgang, wie er in den vergangenen Jahren verfolgt werden konnte, ausbleibt?

Es lässt sich bereits ein wenig erahnen, welche Richtung die Verantwortlichen mit der vierten Staffel einschlagen wollen. Erneut gibt es einen Wechsel unter den Protagonisten, eine der Hauptfiguren wird schwanger und Danni verbessert sich im Einkaufszentrum räumlich. Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln wirken diese Kleinigkeiten schon fast wie eine Neuausrichtung. Allen voran die Tatsache, dass die als am Klapptisch sitzende Ein-Euro-Anwältin bekannt gewordene Danni Lowinski aus ihrer gewohnten und liebgewonnenen Umgebung des Untergeschosses heraustritt und in den Genuss eines eigenen Büros kommt, liest sich auf dem Papier befremdlich. In diesem Punkt könnten die Macher Gefahr laufen, der Hauptfigur nach und nach den prolligen und derben Anstrich, aber auch den Charme des Bescheidenen zu nehmen. Bislang lösten die Macher derartig große Plotwendungen intelligent und schafften es sogar auf elegante Art und Weise, Dannis Love-Interest aller drei Staffeln nach und nach zur Nebensache werden zu lassen. Demnach wird es eine Frage des Fingerspitzengefühls sein, wie die Realisatoren die Situation des Umzugs in die Szenerie einbauten. Gleichzeitig könnte sich der Fokus durch diesen Umzug weg bewegen von der „Danni ist arm“-Thematik, hin zu komplexeren Fällen.

Mit der Ankündigung der Schwangerschaft einer Hauptfigur tun sich Serienliebhaber immer schwer. Scheint es doch oft so, als gingen den Verantwortlichen die Ideen aus und als bilde die kommende werdende-Mutter-Phase ein letztes Aufbäumen vor dem Untergang des Formats. Mit der Schwangerschaft der Figur Bea (verkörpert von Nadja Becker) entschieden sich die Macher für eine schwer einschätzbare Plotidee. Vor allem aber deutet sie auf eine verstärkt dramatische Ausrichtung der Serie hin, sofern man konsequent an vergangene Handlungsstränge anknüpft, in denen die Figur sich bereits mehrmals gegen Kinder aussprach. Gleichzeitig birgt jedoch vor allem dieser Widerspruch eine Menge Komikpotential, wenn man bedenkt, wie viel schwarzer Humor schon in «Danni Lowinski» steckte. Für welche Ausrichtung man sich schlussendlich auch entscheiden mag, so scheint eins sicher: Eine Notlösung ist die Schwangerschafts-Nebenstory mit Sicherheit nicht.

Die Auswechslung eines der festen Cast-Mitglieder ist wenig tragisch. Nachdem man lediglich eine Staffel lang Elyas M’Barek als Schlüsseldienstler ins Boot holte und ihn bereits in der zweiten Staffel gegen Tino Mewes alias Hannes Stüsser austauschte, erscheint ein erneuter Wechsel fast konsequent. So wirkte die Figur des Hannes schon in Staffel drei, in welcher er mehrfach einen Weggang andeutete, nicht mehr derart integriert, dass man nicht auf sie verzichten könnte. Wie schon in der Auftaktstaffel greift man auch in der vierten Runde nun wieder auf eine Figur mit Migrationshintergrund zurück und zog mit Orhan Müstak einen Vollblutschauspieler von der Theaterbühne auf die Fernsehschirme. Mit seiner Figur des Orkan hat das Stammensemble nun auch eine eher zwielichtigen Gestalt in den eigenen Reihen, was wie die Faust aufs Auge zur tonalen Ausrichtung der Serie passt. Hier dürfte es eine Menge Zündstoff geben, da die Figur der Danni am besten funktioniert, wenn sie mit krassen Gegensätzen zu ihrem eigenen Charakter konfrontiert wird.

Während sich sämtliche Neuankündigungen also recht ansprechend lesen, fällt lediglich eine Aussage der Macher negativ ins Auge: Laut Senderangaben soll es Danni gen Ende der vierten Staffel vor den Traualtar ziehen. Ob dies bereits eine unterschwellige Ankündigung einer Beendigung des Formats ist, ist selbstverständlich reine Spekulation. Wäre dem so, wäre es den Verantwortlichen jedoch nicht zu verübeln. Soll man nicht aufhören, wenn’s am Schönsten ist?

Ans Aufhören ist beim «letzten Bullen» derweil noch lange nicht zu denken. Die Serie mit Henning Baum arbeitete bislang wesentlich mehr mit dem „Fall der Woche“-Prinzip, hat aber auch ihre durchgehenden Handlungsstränge und gerade diese erwiesen sich 2012 in Staffel drei als sehr stark. Staffel vier ist direkt mit den Ereignissen aus Staffel drei verbunden und erzählt einen Mick Brisgau, der sich anders entwickelt, als viele vermuten. Das sagte zumindest Produzent Jan Krömschröder kürzlich zu Quotenmeter.de. Wir erinnern zurück: Bisher wurde dem Kommissar verheimlicht, wer ihn in den 80ern ins Koma schoss. Genau das nimmt er seinen Kollegen so übel, dass er zu Beginn der Serie zurückgezogen in einer Waldhütte lebt.

Sein Ex-Kollege Andreas kommt derweil mit seinem neuen Partner nicht klar – wie sollte es auch anders sein. Mick muss ja letztlich vermisst werden, damit es einen Weg zurück in den Polizeidienst gibt. Der wird dann plötzlich auch für ihn erstrebenswert, als mit der Waffe ein Mord geschieht, aus der vor über 20 Jahren auch der Schuss auf ihn abgefeuert wurde. Zunächst will Mick alleine ermitteln, stellt dann aber schnell fest, dass er ohne der Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium nicht weit kommt. Es wäre zumindest zu hoffen, dass die Macher der Staffel auf die über drei Jahre gewachsene Zuschauerschaft vertrauen, und diese Geschichte sogar horizontal über 13 Episoden erzählen – ganz wie es in Amerika in Crime-Procedurals schon üblich ist. Hinter den Kulissen wurde das Head-Autoren-Team Stefan Scheich und Robert Dannenberg übrigens um Richard Kropf ergänzt, der genau im horizontalen Erzählen Erfahrung hat.

Im Polizeipräsidium hat sich zu Beginn von Staffel vier einiges verändert. Denn Micks Ex-Partner Andreas hat inzwischen einige Verhaltensweisen von ihm übernommen. „Wir haben diesen Switch beim Dreh dann die 'Mick-Mutation' getauft. Es war toll, weil die Figur eine neue Facette erhalten hat und von mir gar nicht so weit weg ist. Einfach mal die Proll-Sau rauszulassen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht“, erklärte Schauspieler Maximilian Grill in einem PR-Interview. Zum Einstieg in die Staffel dürfte diese kurze Story für die eingefleischten Fans ein echter Lacher sein.

Die vierte Staffel erhält auch vom Personal her frischen Wind, neu dabei ist Schauspielerin Franziska Weisz in der Figur der Steffi, die als Controllern zunächst zu einem Problem für Mick wird - es kann aber wohl spekuliert werden, dass sich daraus auch eine private Beziehung entwickelt. Das wäre dann auch das zweite große Thema der aktuellen Staffel: Mick wird nicht nur seine eigene Vergangenheit aufräumen, sondern auch weiter eine neue Liebe suchen. Wird es Steffi, wird es Tanja oder wird es vielleicht sogar wieder seine Ex-Frau? Letztlich dürfte die Grundkonstellation der neuen Staffel so viel Potential bieten, dass auch die vierte Staffel beim Publikum sehr gut ankommt.

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