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Wirbel um Sport1: Sender in unruhigem Fahrwasser?

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Der „Kontakter“ sprach in dieser Woche von schweren Turbulenzen und beunruhigten Mitarbeitern. Zudem ist Geschäftsführer Thilo Proff seit Wochen im Krankenstand – wann er zurückkommt, soll offen sein.

Was sich programmlich schon seit einigen Wochen abzeichnete, scheint nun einen vorläufigen Höhepunkt gefunden haben. Seit einem Bericht des Magazins „Kontakter“ Anfang dieser Woche hat die Medienbranche die Augen auf den Spartensender Sport1 gerichtet, der sich laut des Artikels in „schweren Turbulenzen“ befindet. Sport1 weist gegenüber Quotenmeter.de zahlreiche Behauptungen jedoch vehement zurück.

Wie unruhig ist das Fahrwasser, in dem das Schiff Sport1 schwimmt, derzeit wirklich? In Sachen Quotenverfall gibt es jedenfalls kein Schönreden: der Sender lag in der vergangenen Saison stabil bei 0,8 Prozent, vor fünf Jahren kam man mit besseren Rechten ausgestattet noch auf 1,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Aktuell zeigt der Trend eher noch nach unten, im Oktober mit ausgedünntem Sportprogramm standen nur noch 0,6 Prozent auf der Uhr. Die eingeführten Änderungen des neuen Senderchefs Thilo Proff (Männer-Movie, «SEK Ludolf» und Co.) zünden nicht.

Dem Zuschauerschwund muss man in Ismaning sehr schnell entgegen wirken. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten gemeinsam mit uns gerade an der Entwicklung neuer Konzepte und Formate, was mit höchstem Engagement und großer Motivation verbunden ist“, berichtet eine Sendersprecherin gegenüber Quotenmeter.de. Können die Mitarbeiter von Sport1 aber wirklich so wie sie wollen? Zuletzt wurden Live-Sendeflächen sowohl bei Talks als auch bei Magazinen ebenso zurückgefahren wie Live-Übertragungen von Sportarten wie Basketball oder Handball.

Angeblich herrscht bei Sport1 ein immenser Sparzwang – im dritten Quartal machten vor allem die Werbeerlöse große Sorgen. Nur wegen deutlicher Einsparungen stand am Ende ein Gewinn. Der „Kontakter“ berichtet, dass inzwischen gleich mehrere Unternehmensberater, darunter auch Namen wie Berger oder McKinsey aus und ein gehen. Auch das wird in Ismaning massiv bestritten: „Weder geben sich bei uns Unternehmensberatungen wie Roland Berger oder McKinsey 'die Klinke in die Hand', um Sparpotenziale zu durchleuchten, noch sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 'zutiefst beunruhigt'“, heißt es in einer Stellungnahme.

Zutiefst beunruhigt sei die Sport1-Crew dem Bericht zufolge nämlich, weil ihr Geschäftsführer Thilo Proff schon seit Wochen nicht im Büro sei, sondern sich im Krankenstand befinde. Hierzu wollte sich der Sender am Montagabend nicht äußern. Wie viel Proff, der sich nicht nur um Sport1, sondern die komplette Sportsparte bei Constantin kümmern soll und seit Sommer auch noch Führungsaufgaben beim Dienstleister Plazamedia übernommen hat, derzeit wirklich arbeiten kann, bleibt unklar. Anders als normal üblich, gab es von Thilo Proff als Sport1-Chef selbst kein Statement, als vor wenigen Wochen der Programmdirektor des Senders von einen Tag auf den anderen seinen Hut nahm. In einer Medienmitteilung nahm Constantin-Vorstand Burgener für ihn Stellung. Es soll offen sein, wann der Manager wieder voll ins Geschehen eingreifen kann.

Erst vor zwei Wochen musste der Sender mitteilen, dass in der Sparte Sport das Ergebnis im Periodenvergleich um 1,4 Millionen auf 1,8 Millionen Euro verbessert werden konnte – aber nur, weil kräftig eingespart wurde. Beobachter deuteten dies als Hinweis darauf, dass somit eventuell ein Verkauf des Senders vorbereitet werden könnte. In Ismaning wird man hingegen nicht müde zu betonen, dass ein Verkauf überhaupt nicht zur Debatte steht. Allenfalls sei eine Beteiligung am Sportsegment denkbar, wenn damit weiteres Wachstum verbunden wäre.

Vom „Kontakter“ jedenfalls sieht sich Sport1 nicht ordentlich behandelt. Die Pressestelle ist der Meinung, das Magazin zeichne ein einseitiges und somit unzutreffendes Bild. Mit Nachdruck möchte man zurückweisen, der Sender befinde sich in „schweren Turbulenzen.“ Festzuhalten ist: Es ist in der Tat nicht richtig, dass die Beunruhigung bei Redakteuren und Freien des Senders durch die Bank „groß“ ist, wie Quotenmeter.de am Montag feststellte. Zumindest nicht größer als seit einigen Monaten, seitdem feststeht, dass die Sportsparte Constantin ab Sommer keine Bundesliga mehr für die Telekom machen kann. Es ist aber durchaus so, dass einige Kürzungen im direkten Sport1-Programm und das festehende Aus von Liga total! zu Hektik geführt haben.

In wie weit die angekündigten neuen Konzepte und Sofort-Maßnahmen gegen einen weiteren Zuschauerschwund gereift sind und ob sie nun unter dem neuen Programmchef Olaf Schröder auch fix umgesetzt werden können, wird die kommende Zeit zeigen. Wie unruhig das Fahrwasser derzeit auch immer sein mag, ruhig ist es sicherlich nicht.

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