Die Kritiker

«The Fades»

von
ZDFneo zeigt an seinen Tagen des Grauens die BBC-Serie «The Fades». Wir haben die erste Episode für Sie bewertet.

Inhalt


Die Teenager Paul und sein bester Freund Mac spielen im sozialen Gefüge ihrer Schule eine äußerst geringe Rolle, nicht zuletzt, weil sich die beiden leicht neurotischen Nerds viel zu schnell von den Hürden des Alltags einschüchtern lassen. Während der filmverrückte Mac mit seinem Plappermaul wenigstens etwas Selbstbewusstsein vortäuschen kann, ist Scheidungskind Paul ein derart nervliches Wrack, dass es sogar den Therapeuten aufsuchen muss. Pauls ärgstes Problem: Nacht für Nacht suchen ihn bildgewaltige, erschreckende Träume heim, die fast schon wie apokalyptische Vorahnungen anmuten.

Eines Tages vermischen sich die Grenzen zwischen Pauls verstörenden Albträumen und seinem deprimierenden Alltag und er bemerkt in seiner Heimatstadt übernatürliche Wesen, was ihn endgültig an seinem Verstand zweifeln lässt. Ein geheimnisvoller Fremder namens Neil erläutert ihm daraufhin, dass es sich bei diesen Sichtungen um eine seltene Gabe handelt: Paul ist dazu fähig, so genannte "Fades" zu sehen. Diese Fades sind in der Menschenwelt zurückgebliebene Geister, denen der Übergang in die andere Welt versagt blieb und die seither ziellos durch die Welt wandern. Jedoch sind nicht alle Fades harmlos: Der Geist Polus etwa verbitterte so sehr durch seinen trostlosen Zustand, dass er sich einen Weg ebnete, wieder körperlich zu werden. Seither verbreitet er wo er auch hingelangt Schrecken und Unheil. Laut Neil sind jene, die die Fades sehen können, die letzte Hoffnung für die Menschheit ...

Darsteller


Iain De Caestecker («Lip Service») ist Paul
Daniel Kaluuya («Johnny English: Jetzt erst Recht») ist Mac
Daniela Nardini («This Life») ist Helen
Johnny Harris («Das Bildnis des Dorian Gray») ist Neil
Natalie Dormer («Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer») ist Sarah
Sophie Wu («Kick-Ass») ist Jay
Lily Loveless («Skins») ist Anna
Adam Brashaw ist Polus Fade
Johnny Harris ist Neil

Kritik


In Großbritannien stieß die von Jack Thorne («Skins») erdachte Mysteryserie auf sehr positive Kritikerresonanz und wurde mit einem BAFTA als beste Dramaserie prämiert. Dennoch wird es keine zweite Staffel geben, da das nur mittelmäßige Zuschauerzahlen schreibende Format dem Sparzwang der BBC zum Opfer fiel. Ein wahrer Verlust für die Fernsehlandschaft, denn «The Fades» ist deutlich besser durchdacht, als die meisten anderen Jugend-Mysteryserien, auf die man momentan im TV-Programm stoßen kann. Ähnlich wie etwa die mit Soap-Elementen verwässerten «Vampire Diaries» oder «True Blood» bedient sich «The Fades» bereits bekannter Versatzstücke übernatürlicher Fiktion: Introvertierte Heranwachsende, die Geister sehen können, welche nicht weiterziehen dürfen. Körperlose Wesen, in denen ein so großer Zorn ansammelt, dass sie sich materialisieren und einen allumfassenden Rachefeldzug starten. Schreckenhafte Visionen einer ungewissen Zukunft. Neu sind diese Bausteine der «The Fades»-Mythologie wahrlich nicht. Allerdings setzt Jack Thorne sie auf eigenständige und spannende Weise neu zusammen, so dass die Serie zwar keine revolutionären Wege einschlägt, aber doch sehr deutlich aus dem großen Angebot an aktuellen Mysteryformaten hervorsticht. Der größte Unterschied zu anderen Serien dürfte der Verzicht auf andere Genreeinflüsse darstellen: Die Serienmacher verzichten auf Action- oder Romantik-Elemente und auch der Humor basiert allein auf dem kumpelhaften Geschwätz zwischen Mac und Paul, statt sich auch auf die übernatürlichen Handlungselemente auszuweiten.

Hauptdarsteller Iain De Caestecker verleiht seiner Figur eine glaubwürdige Ängstlichkeit und macht aus ihr einen liebenswerten Außenseiter, ohne sich zu sehr auf das Mitleid der Fernsehzuschauer zu verlassen. Die Rolle von Daniel Kaluuya bedient zwar die üblichen Comic-Relief-Eckpfeiler, jedoch gelangen den Autoren mit seinen ständigen Filmreferenzen einige durchdachte sowie pointierte Dialogmomente. Macs Kritik an «The Sixth Sense» zum Beispiel ist treffend und dient zudem als Hinweis auf die Funktionsweise dieses Serienuniversums, ohne dabei die satirische «Scream»-Route zu gehen.

Die Mystery- und Horror-Sequenzen sind allesamt in einem sehr cinematischen Look gehalten und bestechen mit einer aufwändigen, schaurigen Atmosphäre sowie überdurchschnittlich gelungenen Effekten. Obwohl die Pilotepisode primär dazu dient, die Figuren und das grundsätzliche Konzept einzuführen, wirkt sie nicht wie reine Exposition, sondern hat auch aufregende Spannungsmomente zu bieten. Genrefans dürften mit «The Fades» sehr gut beraten sein, allerdings seien sie vorab gewarnt: Das Staffelfinale endet mit einem Cliffhanger, der dank der BBC-Sparmaßnahmen nicht mehr aufgelöst wird. Wer sich dieses gut geschriebene und packend umgesetzte Stück Mysteryfernsehen anschaut, muss also willens sein, nach dem Serienfinale in der Schwebe hängen zu bleiben.

ZDFneo zeigt die erste Episode von «The Fades» am Freitag, den 13. Juli um 22.40 Uhr. Die fünf verbleibenden Episoden der BBC-Serie werden an den Folgetagen ausgestrahlt.

Kurz-URL: qmde.de/57825
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