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RTL II: Die neue Stärke des Vorabends

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Das TV-Jahr 2011/2012 ist zu Ende gegangen. Quotenmeter.de zieht ein Fazit bei allen acht großen Sendern. Wo lagen die Probleme und welche Chanchen ergeben sich dafür für die neue Saison? Welcher Trend ist zu erwarten? Heute: RTL II.

Der stark laufende Vorabend hat Auswirkungen auf das komplette Programm. Mit der vergangenen Saison kann man in Grünwald sehr zufrieden sein, gelang doch die Trendwende. Und 2012/2013 ist nun noch mehr möglich.

Season


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,3
6,6
6,1
6,1
17,7
19,2
5,9
5,6
7,3
7,6
10,6
10,7
11,8
11,5
6,0
6,0
Marktanteile in %  |  Sep. 2011 – Mai 2012 gegenüber Sep. 2010 – Mai 2011

Mit durchschnittlich 5,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe bei den Jungen steht RTL II etwas besser da als in der Season 10/11 – diese schloss man mit 5,6 Prozent ab. Der Quotentrend zeigt zudem klar nach oben: Seit Februar 2012 liegt der Münchner Sender wieder durchgängig bei sechs Prozent Marktanteil und mehr.

Im Mai reichte es sogar zum besten Zielgruppen-Ergebnis seit April 2010. Der Quotentrend zeigt nach längerer Durststrecke also endlich wieder nach oben.

Die Baustellen:



Sind nicht mehr wirklich vorhanden. RTL II lässt nur noch auf einzelnen Sendeplätzen Schwächen erkennen. So wird es Aufgabe von Programmchef Holger Andersen sein, ab Herbst montags ab 21.20 Uhr ein stabiles Lead-Out für Doku-Formate wie «Die Geissens» oder «Die Wollnys» zu finden, dienstags präsentiert sich das noch recht junge «RTL II Spezial» noch oft relativ schwach. Die 20.15 Uhr-Sendungen aber funktionieren in aller Regel gut. Mittwochs befindet sich der Sender auf dem aufsteigenden Ast, der Donnerstag ist dank der Reality «Frauentausch» eine sichere Bank. Dass es am Wochenende mit zweit- oder drittklassigen Spielfilmen in der Primetime des Öfteren eher mäßig läuft, dürfte dabei zu verschmerzen sein. Wer nur ein kleines Budget hat, der muss eben an der ein oder anderen Stelle Abstriche machen.

Die Chancen:


Sind wirklich enorm. Mit der Entscheidung ab Juli die verbleibenden Sitcoms – genauer gesagt sechs Folgen «King of Queens» pro Tag – aus dem Line-Up zu nehmen und durch die Bank in der Daytime auf Eigenproduktionen zu setzen, grenzt sich der Sender nicht nur von seinen Mitbewerben ab, sondern setzt einen weiteren Eckpfeiler in Richtung Wachstum. Das Augenmerk wird besonders auf dem Vorabend liegen. Hier holt «Berlin – Tag & Nacht» teilweise bis zu 13 Prozent Marktanteil und mehr. Beim ganz jungen Publikum klettern die Quoten auf mehr als 20 Prozent. Kein Wunder, dass die Arbeiten an einem in Köln verorteten Ableger weiter und weiter voranschreiten. Auch wenn der Sender das so noch nicht bestätigt, wird fest damit gerechnet, dass die neue filmpool-Sendung im Sommer den Werbekunden präsentiert wird.

Sendetermin und Sendestart sind aber noch unklar. Denn mit «Privatdetektive im Einsatz» und der vierten Staffel von «X-Diaries» kommen aus dem Haus filmpool zwei weitere Quotenbringer. Der Münchner Sender setzt sie ab Juli ab 17.00 Uhr ein und bietet in der Access Prime dann drei Stunden Scripted Reality non stop. Gut möglich, dass der Sender in dieser Zeit weitere Marktanteile hinzugewinnen kann. Gleiches dürfte auch für den Nachmittag gelten, wo künftig «Family Stories» und «Der Trödeltrupp» für gute Quoten sorgen kann.

RTL II, eigentlich schon der Gewinner dieser Saison, kann voller Vorfreude auf das neue Jahr blicken. Und das hat man sich in Grünwald auch redlich verdient. Nach drei verkorksten Jahren hat sich das Team des Münchner Senders so richtig etwas getraut – und mit «Berlin – Tag & Nacht» ein Format auf den Schirm gebracht, das die deutsche Daily nachhaltig verändern könnte. Ex-Endemol-Boss Borris Brandt bezeichnete sie kürzlich als die wohl effizienteste Form der Daily derzeit. Nachahmer also nicht ausgeschlossen. Es wäre aber zu kurz gedacht, den neuen Erfolg von RTL II nur mit dem Vorabendformat in Zusammenhang zu bringen – einen großen Anteil hat «BTN» daran aber. In der Primetime setzt der Kanal zudem auf junge, frische und mutige Formate – «Die Geissens» (Foto) lassen grüßen. Zudem wurden in den vergangenen Monaten auch endlich mit hochwertigen US-Serien gute Quoten erzielt. Auch hier wurde der Mut der Grünwälder belohnt. «Game of Thrones» an nur einem Wochenende zu verheizen, ist nicht gerade risikoarm. Aber so ist das Geschäft: Funktioniert ein Plan, dann lässt man sich gerne auf die Schultern klopfen – funktioniert er nicht, dann ergeht es den TV-Managern so wie bis Mitte 2011 bei RTL II.

Der Sender ist wieder voll in Fahrt gekommen – bleibt jetzt nur zu hoffen, dass weitere Innovationen nicht ausbleiben. Denn was gibt es aus Sicht eines Programmdirektors eigentlich Schöneres als die zuletzt wieder vermehrt geführte Diskussion über eine Rückkehr von «Big Brother», die angesichts fehlender Sendeplätze und eines so erfolgreichen Vorabendprogramms wohl frühestens 2013 möglich ist?

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