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Rechtevergabe: Telekom und Sat.1 gehen leer aus

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Sky erwirbt ab Sommer 2013 die Rechte im Bereich Pay-TV, aber auch die IPTV, Web- und Mobile-Rechte. Im Free-TV bleiben die ARD und Sport1 Partner der Bundesliga.

Ein paar Überraschungen hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Dienstagmittag dann doch zu bieten. Einstimmig wurde über das Ergebnis der Vergabe der audiovisuellen Medienrechte entschieden – auch in der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die am Dienstagmorgen um 11.00 Uhr in Frankfurt am Main begann, gab es einen einstimmigen Beschluss. Liga-Präsident Rauball sprach auf der Pressekonferenz von „einem guten Tag für den deutschen Fußball.“ Er sagte auch, dass sich ein Gewinner-und-Verlierer-Denken verbiete.

Und dennoch gibt es bei dieser Ausschreibung zwei klare Verlierer: Das wäre zum einen die Deutsche Telekom, die ab Sommer 2013 mit leeren Händen da steht und ihr zuletzt viel umworbenes Projekt Liga total! beenden muss. Das dürfte dem magentafarbenen Riesen nicht schmecken, lässt sich die Kundenzahl von Liga total! in den kommenden Monaten so wohl nicht mehr steigern. Und dann wäre da Sat.1, das zuletzt mit den Sonntags-Rechten liebäugelte und sogar an einen «Doppelpass»-Klon gedacht haben soll. Letztlich bleibt im Free-TV aber alles, wie es war. Entschieden haben sich DFL und Clubs für das Verwertungsmodell „Klassik“, also das Modell mit der «Sportschau» am Samstag um 18.30 Uhr. Highlights vom weiterhin am späten Samstagnachmittag beginnenden Topspiel gibt es nach 21.45 Uhr im ZDF-«Sportstudio». Die Liga ist zwar nicht erfreut, dass das ZDF seine Fußballsendung derzeit erst um 23.00 Uhr beginnt, hält dem Sender aber weiter die Treue, wenngleich Ligaboss Christian Seifert am Dienstag mit der Lösung nicht wirklich glücklich wirkte. Der Markt habe letztlich aber nichts anderes hergegeben.

Die Rechte für die Zusammenfassungen der Samstagsspiele am Sonntagmorgen gehen – wie auch bisher – an Sport1. Sat.1 ist damit außen vor. Wie Ligachef Seifert betonte, fiel dieser Zuschlag übrigens schon in Bieterrunde eins. Am Sonntagabend wird weiterhin die ARD die beiden Sonntagsspiele zusammenfassen – die Highlights im Free-TV darf es dann übrigens schon um 21.15 Uhr geben. Vermutlich wird es beim Modell bleiben, dass hier vor allem die Dritten Programme zum Zug kommen. Die zweite Liga (Highlights und Live-Spiel am Montag) bleiben bei Sport1, ein sieben Spiele umfassendes Live-Paket mit Spitzenspielen der Liga hat die ARD erworben. Dazu zählen der SuperCup, die beiden Eröffnungsspiele und vier Relegationsspiele.

Im Pay-TV hat Sky das Rennen gemacht: Der Sender wird ab 2013/2014 alle 612 Spiele der Bundesliga live übertragen, alle mit Ausnahmen der Eröffnungsspiele dann auch exklusiv. Die Liga habe vor allem vom Wettbewerb der zwei Bieter Sky und Telekom profitiert, betonte Liga-Vorstand Christian Seifert, der von „sehr guten Geboten“ sprach. „Beide Konzepte waren überaus innovativ,“ sagte er. Am Ende aber fiel die Entscheidung doch gegen die Telekom. Sky erhält fortan also auch die Rechte im Bereich IPTV und für mobile Endgeräte. Die Web-Rechte für Übertragungen im Internet blieben bei Sky Deutschland.

Das Rennen im Bereich Pay-TV fiel übrigens nicht so knapp aus wie schon von manchen erwartet: Bei gleich drei der vierten ausgeschriebenen Live-Pakete habe Sky in der zweiten Runde mehr als 20 Prozent über dem Gebot der Telekom gelegen und somit automatisch den Zuschlag bekommen. Beim vierten Paket habe sich die Liga dann auch für Sky entschieden. Neuer Medienpartner der Bundesliga ist darüber hinaus noch die Axel Springer AG, die künftig im Web und im Mobil-Bereich Highlightclips gegen geringe Gebühren anbieten darf.

Für die «ran»-Redaktion von Sat.1 – und vor allem für Johannes B. Kerner – ist die Entscheidung der Liga eine Enttäuschung. Kerner verliert somit nicht nur den Fußball in Sat.1, sondern auch bei Liga total!, wo er aktuell noch samstags die Konferenz moderiert. Sat.1 steht somit nach dem 19. Mai 2012, dem Tag des Champions League-Finals, ohne Fußball-Rechten da. Verfügbar an halbwegs interessanten Paketen ist derzeit nur noch die Europa League.

Die Deutsche Fußball Liga freut sich hingegen auf einen kräftigen Anstieg der Einnahmen von den TV-Stationen: In der aktuellen Rechteperiode wurden durchschnittlich 412 Millionen Euro eingenommen, künftig wird es über die Hälfte mehr sein. Die durchschnittlichen Einnahmen belaufen sich ab Sommer 2013 auf 628 Millionen. Dabei wird es – wie schon bisher – steigende Werte geben. In der Saison 2013/2014 nimmt die DFL 560 Millionen Euro ein, eine Saison später schon 615 Millionen, 2015/2016 dann 663 Millionen und in der finalen Saison sogar 673 Millionen Euro. Der Großteil dieser Summe kommt von Pay-TV-Partner Sky Deutschland, das mit diesem Vertragsabschluss einen weiteren Meilenstein gesetzt haben dürfte, wenn auch einen sehr teuren. Satte 485,7 Millionen Euro lässt sich der Sender die Rechte durchschnittlich kosten.

Wie tief die ARD für den Erhalt der «Sportschau» in die Taschen greifen musste, wollten am Dienstag weder DFL noch der Sender selbst sagen. Ulrich Wilhelm, innerhalb der ARD für «Sportrechte» verantwortlich: „Die ARD-«Sportschau» bleibt die wichtigste Sportsendung im deutschen Fernsehen. Wir freuen uns, dass die Deutsche Fußball-Liga ihren hohen Stellenwert erneut anerkannt hat. Die ARD wird weiter hochwertige Fußballberichterstattung für alle im frei empfangbaren Fernsehen garantieren. Wir konnten die Rechte für den Klassiker «Sportschau» zu wirtschaftlich angemessenen Konditionen erwerben.“

Die ARD-Vorsitzende Monika Piel ergänzte, die großen Gewinner dieser Entscheidung seien die Millionen von Fußballfans, da sie auch künftig das spannende Bundesliga-Geschehen zeitnah im Free-TV verfolgen könnten. Zum Zuschlag von Sky Deutschland äußerte sich am Dienstagnachmittag sogar Chase Carey, Chief Operating Officer der News Corporation: Sein Unternehmen glaube an die Kraft des Fußballs und des Sports die Menschen zu unterhalten. "Wir sind stolz Sky Deutschland zu unterstützen, den Weg der Quanität, Qualität, Tiefe und Unterschiedlichkeit von Top-Sport-Events für Deutschland und Österreich weiterzugehen."

Der Vorstandsvorsitzende der Sky Deutschland AG, Brian Sullivan, erklärte am Dienstagnachmittag in einer Mitteilung: “Die heutige Entscheidung ist eine gute Nachricht für unsere Kunden. Diese neue Vereinbarung bedeutet, dass Sky auch weiterhin sämtliche Spiele der Bundesliga und 2. Bundesliga, die zu den spannendsten Fußball-Ligen in Europa gehören, live und in HD sehen können. Darüber hinaus geben uns die verlängerten und erweiterten Rechte Sicherheit für die nächsten fünf Jahre und eröffnen uns großartige neue Möglichkeiten für Wachstum und Innovation. Die DFL ist ein wichtiger Partner für Sky und wir freuen uns, die langjährige Partnerschaft auszubauen.“

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