Popcorn & Rollenwechsel

Abgewürgte Franchises

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Nicht alles wird fortgesetzt. Unser Kolumnist stellt drei Kinoreihen vor, die bereits beim ersten Teil ein Ende fanden.

Nur noch knapp zwei Wochen bis Weihnachten. Höchste Eisenbahn, seinen Wunschzettel ans Christkind, den Weihnachtsmann oder das fliegende Zimtsternmonster zu schicken. Oder von wem man auch sonst erhofft, dass er/sie/es seine cineastischen Wünsche erfüllt. Als Inspiration für die Kino-Wunschzettel der Leserinnen und Leser dieser Kolumne werfe ich dieses Mal einen Blick auf geplante Kino-Franchises, die (zumindest bist dato) nicht über ihren ersten Teil hinausgekommen sind. Vielleicht geschieht ein Weihnachtswunder, und es demnächst taucht unerwartet die Ankündigung eines Sequels auf?

«Prince of Persia»


2010 kam mit «Prince of Persia: Der Sand der Zeit» eine kostspielige Videospielverfilmung mit Jake Gyllenhaal und Gemma Arterton in die Kinos. Produzent Jerry Bruckheimer («Armageddon», «Fluch der Karibik») und das produzierende Disney-Studio zielten es mit diesem Fernweh auslösenden Action-Fantasyabenteuer ganz klar auf eine mehrteilige Kinoreihe ab. Man schloss sogar einen Lizenzdeal mit LEGO ab, was sonst nur bereits etablierten Filmreihen wie «Harry Potter» oder «Star Wars» gelang. Gyllenhaal hatte zudem sichtlichen Spaß an der Rolle, und auch wenn Kinokritiker geteilter Meinung waren, fand der Film beim internationalen Publikum durchaus Zuspruch. In den USA wiederum erreichte der Film im heißen Kinosommer nicht einmal die 100-Millionen-Grenze. Für einen Film dieser Größenordnung eine Totalschlappe. Und so verstummte jeglicher Sequel-Talk. Schade, denn «Prince of Persia» hätte eine Filmreihe werden können, die den Spagat zwischen modernem Blockbuster und altmodisch-klassischer Abenteuerromantik vollbringt.

«The Green Hornet»


Komiker Seth Rogen als Superheld und Kunstfilmer Michel Gondry als Action-Regisseur? Anfang dieses Jahres durften Kinogänger bei dieser Kombination nicht schlecht staunen. Aber «The Green Hornet» vereinte unbeschwerte Superheldenaction mit verschrobenen Einfällen und einer bissigen Variation der üblichen Held-Sidekick-Dynamik. Schon vor Kinostart tönte Seth Rogen, mit seinem Schreibpartner an einem Drehbuch zu Teil 2 zu arbeiten. Die weltweiten Kinoeinnahmen waren solide. Weder erfreulich, noch ärgerlich. Dennoch änderte sich seither Seth Rogens Standpunkt zur geplanten Kinoreihe auf Basis eines alten Radiohörspiel-Helden: Im September verriet er in einem Interview, dass ihm die Arbeit an einer «The Green Hornet»-Fortsetzung in voraussehbarer Zukunft zu mühselig wäre. Für das gleiche Geld und den gleichen Energieaufwand ließen sich mehrere, kleinere Komödien drehen. Und somit ist «The Green Hornet 2» wohl tot. Dabei hätte Seth Rogens Superheld zwischen den effektlastigen Marvelhelden und den grimmen DC-Verfilmungen eine konstant frische Note ins Genre bringen können.

«Lemony Snicket»


Was wäre, wenn Tim Burton einen opulenten Familien-Fantasyfilm drehen würde, der nicht so orientierungslos und Klischee beladen wie «Alice im Wunderland» ist? Die Antwort erhielt die Kinowelt bereits 2004. Es hat nur kaum jemand hingesehen. Regisseur Brad Silberling brachte zu jene Zeitpunkt mit «Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse» eine Verfilmung der ersten drei «Lemony Snicket»-Kinderbücher ins Kino. Diese Bücher heben sich, genauso wie der Film, von den meisten anderen Kinder-Fantasytiteln durch eine Wagenladung an Zynismus und Selbstironie ab. Der Erzähler könnte nicht abfälliger über die Erlebnisse der drei handlungstragenden Waisenkinder berichten, ihr böser Onkel Olaf auf absurde Art und Weise umbringen möchte. Skurrile Einfälle und bizarres Produktionsdesign machten diese Kinoadaption mit einem brillant chargierenden Jim Carrey sehr sehenswert. Aber die Kinoeinnahmen stellten die Geschäftsführung von Paramount nicht zufrieden. 2009 kam das Gerücht auf, die Reihe im Stile von «Nightmare before Christmas» als Stop-Motion-Film fortzuführen. Dieses Medium wird nunmehr eh hauptsächlich für schräge Konzepte genutzt. Doch seither verstummten die Gespräche über eine Fortsetzung ...

Selbstredend gibt es noch weitere Kinoreihen, die seit ihrem ersten Teil auf der Stelle treten. Alle paar Jahre preist Robert Zemeckis eine Fortsetzung von «Falsches Spiel mit Roger Rabbit» an, «Der goldene Kompass» wartet auf die Kinoadaption der anderen Bücher aus der Fantasy-Trilogie «His Dark Materials» und Peter Weirs Seefahrtsepos «Master and Commander: Bis ans Ende der Welt» war ebenfalls als Start einer Reihe freier Buchverfilmungen geplant. Vielleicht finden sich diese Projekte auf Ihrer Kino-Wunschliste wieder? Würde es etwas bringen? Naja, wenn wir realistisch sind, wohl kaum, aber lassen wir uns zum Spaß an der Freude einfach mal vom Weihnachtskitsch des winterlichen Film- und Fernsehprogramms mitreißen ...

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