Glenns Gedanken

Zurück in die Zukunft mit Sat.1

von
Harald Schmidt, «Wochenshow» & Co. - Unser Kolumnist fragt sich, wohin Sat.1 steuert.

Es gab mal eine Zeit, da war Sat.1 ein richtig angesagter Sender, der herausragende Quotenerfolge feiern konnte. Man konnte mit zahlreichen Sendergesichtern wie Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Ingolf Lück, Fritz Egner und Elmar Hörig aufwarten. Es war in den 90er Jahren, als Sat.1 Kultformate wie «Die Wochenshow», «Die Harald Schmidt Show», «Glücksrad» oder auch «Gottschalks Haus-Party» hervorbrachte. Ab 1996 ermittelte Ottfried Fischer als «Bulle von Tölz» und bescherte dem Sender Top-Marktanteile von mehr als 20 Prozent. Der häufig als Bällchensender bezeichnete Kanal war damals ebenbürtig mit seinem größten Konkurrenten RTL. Heutzutage ist man weit davon entfernt. Im Grunde begann die ganze Misere im August 2001, als man sich von seinem jahrelangen bunten Bällchen-Senderlogo verabschiedete, mit dem die Zuschauer Sat.1 seit jeher verbanden. Gottschalk hatte den Sender längst verlassen und «Die Wochenshow» hatte ihre besten Zeiten bereits hinter sich. Das «Glücksrad» hatte man zu kabel eins abgeschoben, weil Sat.1 auf einmal die Zuschauer zu alt waren. Dennoch konnte der Sender zunächst noch punkten, da sich «Die Harald Schmidt Show» auf dem qualitativen Höhepunkt befand, und man mit neuen Produktionen wie «Genial daneben», «Schillerstraße», «Ladykracher» und «Pastewka» den Nerv des Publikums traf.

Doch allmählich verlor der Sender ein Gesicht nach dem anderen. «Die Wochenshow» wurde eingestellt, Harald Schmidt wechselte zur ARD, «Der Bulle von Tölz» hatte inzwischen seinen letzten Fall gelöst, «Schillerstraße» und «Genial daneben» konnten längst nicht mehr die früheren Erfolgsquoten erreichen, und zuletzt verließ auch noch Kai Pflaume den Sender. Auf einmal stand Sat.1 nahezu völlig ohne Identifikationsfiguren da, und hat seine Relevanz beim Publikum, das den Sender aus Prinzip schon fast nicht mehr einschaltet, verloren. Dass Sat.1 in den TV-Zeitschriften nach wie vor den prominenten Platz neben RTL innehält, erscheint inzwischen nicht mehr gerechtfertigt, da ProSieben Sat.1 mittlerweile überholt hat. Während man RTL vor allem mit Günther Jauch und ProSieben mit Stefan Raab verbindet, fehlt Sat.1 bis heute ein vergleichbares Sendergesicht. Deshalb musste der Sender zuletzt in seinen Image-Kampagnen gar auf Gesichter des Nachmittagsprogramms wie Richterin Barbara Salesch und Niedrig & Kuhnt zurückgreifen. Der Versuch, sich mit Johannes B. Kerner und Oliver Pocher eine neue Riege an Senderpersönlichkeiten aufzubauen, kann als gescheitert betrachtet werden. Letztendlich bleiben aktuell nur Telenovela-Star Jeanette Biedermann und «Danni Lowinski»-Darstellerin Annette Frier als Sat.1-Gesichter übrig.

Das will der Sender natürlich ändern und hat einen beachtlichen Kurs eingeschlagen. Bereits 2008 holte man den Ball als Senderlogo, nun allerdings nicht mehr bunt sondern weiß, zurück. Zudem reaktivierte man 2009 die vertraute Marke «ran», unter der man nun wieder jegliche Sportübertragungen von Fußball bis Boxen zeigt. Vergangenes Jahr wurde bekannt, dass auch Harald Schmidt zu Sat.1 zurückkehrt, um seine legendäre «Harald Schmidt Show» wiederzubeleben. Und vor einigen Wochen überraschte die Meldung, dass ebenfalls «Die Wochenshow» neu aufgelegt werden soll, sogar erneut mit Ingolf Lück als Anchorman. Das alles klingt schon sehr nach "Back to the roots", beziehungsweise zurück zur guten alten Zeit. Das könnte sogar funktionieren, wenn man es clever anstellt. Konsequenterweise müsste man nun darüber nachdenken, auch das «Glücksrad» für den Vorabend zurückzuholen, da der «K11»-Doppeleinsatz keine Dauerlösung sein kann. Thomas Gottschalk beendet in Kürze seine Moderation bei «Wetten, dass..?» - gab es jemals eine bessere Voraussetzung für «Hausparty Reloaded»? Parallel könnte man mal wieder bei Schreinemakers, Fritz Egner und Elmar Hörig das Telefon anklingeln lassen. Achja, und wenn man schon dabei ist, könnte man auch gleich den Sat.1-Ball wieder bunt ausmalen. Dann würden auch endlich wieder mehr Menschen jauchzend ausrufen: "Sat.1 - Ich drück dich!"

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