Die Kritiker

«Go West - Freiheit um jeden Preis»

von

Story


Frank blickt einer hoffungsvollen Schauspielerkarriere entgegen. Sein bester Freund Thomas hingegen ist mehrmals nicht zum Wehrdienst erschienen und damit fahnenflüchtig. Zusammen mit Kumpel Alex will Thomas die Flucht in den Westen wagen. Frank, der in der DDR bleiben will, fährt die beiden zur Grenze - doch eine Sondereinheit der Stasi taucht auf. Sie entkommen nur knapp. Ausgerechnet Franks Vater, Stasi-Major Kurt Korbach, wird daraufhin auf seinen eigenen Sohn angesetzt.

Darsteller


Sergej Moya («Mein Vater») ist Frank Korbach
Franz Dinda («Die Wolke») ist Thomas Peitz
Frederick Lau («Die Welle») ist Alex Baumgarten
Inez Björg David («Verbotene Liebe») ist Maria Steiner
Herbert Knaup («Mogadischu») ist Kurt Korbach
Inka Friedrich («Sommer vom Balkon») ist Beate Korbach
Jan-Gregor Kremp («Polizeiruf 110») ist Max Steiner

Kritik


Drama, Liebe und eine gehörige Ladung Pathos vor der Kulisse eines historischen deutschen Ereignisses - wenn die europaweit bekannte und erfolgreiche Produktionsfirma teamWorx ruft, wird Geschichtsschreibung auf 180 Minuten komprimiert und zu einem Eventfilm geformt. ProSieben gehört im Jahr 2011 zu einem der ersten Sender, der sich einen solch sündhaft teuren Zweiteiler auf den Leib schneidern ließ und präsentiert mit «Go West - Freiheit um jeden Preis» ein überraschend erfrischendes DDR-Fluchtdrama mit exzellenter Besetzung, das sich nicht in den Stereotypen und Schemata anderer Eventfilme verliert.

Natürlich, ein Fünkchen Verständnis für liebevolle Idealisierung sollte der geneigte Zuschauer aufbringen, wenn sich die drei Protagonisten Frank, Thomas und Alex als personifizierte Freiheitsbewegung und Moralinstanz gen Westen aufmachen und dabei von Gera bis Belgrad erst einmal hunderte von Kilometern in die falsche Richtung reisen, um die deutsche Botschaft in Serbien zu erreichen - doch damit sind die Voraussetzungen für einen rundum spannenden Fernsehabend dann auch schon gegeben, denn DDR-Verklärung oder historische Tatsachenverdrehung sucht man vergeblich. Im Mittelpunkt des Zweiteilers steht schlicht die mehr oder weniger freiwillige Flucht dreier Freunde aus der brandenburgischen Einöde, die in atemberaubenden Tempo und voller Spannung inszeniert wird.

Die obligatorischen Konflikte und Probleme innerhalb des Freundeskreises sind trotz stetiger Bewegung und Action nie oberflächlich, sondern werden subtil eingebracht und kommen ohne plakative und künstliche Dramaturgie aus. Die schauspielerischen Leistungen der drei genreerprobten Nachwuchstalente Sergej Moya, Franz Dinda und Frederick Lau sind beeindruckend, denn die charakterlichen Stärken und Schwächen sowie die persönlichen Entwicklungen der Protagonisten sind unverwechselbar und prägend. Regisseur Andreas Linke hat es zudem geschafft, sich abseits altbekannter Drehorte zu bewegen und hebt den Film damit von Dutzenden anderen DDR-Dramen ab. Über kleinere Logikfehler und einige wenige erzählerische Schwächen sieht man da großzügig hinweg, zumal der Spielfilm ohne jegliche Längen auskommt.

Im Endeffekt hat ProSieben mit «Go West - Freiheit um jeden Preis» einen sehenswerten Film über Freundschaft, Liebe, Verrat und Hoffnung produziert, der mit einer Prise Sex, viel Action und einem Happy End die angepeilte Zielgruppe der werberelevanten 14- bis 49-Jährigen erreichen dürfte. Die DDR-Fluchtthematik ist zwar zentrale Problematik, dennoch kommt der Spielfilm weitestgehend ohne erhobenen Zeigefinger aus. Man könnte zweifelhaft finden, dass keine wirklich historische Aufklärung stattfindet, aber im Endeffekt macht die Kombination aus Motiven des klassischen Eventfilms und postpubertären Motiven typischer Feel-Good-Movies bedeutend mehr Spaß, als Veronica Ferres und Heiner Lauterbach dabei zuzusehen, wie sie ein weiteres Mal Deutschland retten.

ProSieben zeigt den ersten Teil von «Go West - Freiheit um jeden Preis» am Donnerstag, den 06. Januar 2010, um 20:15 Uhr. Der zweite Teil wird am Freitag, den 07. Januar 2010, um 20:15 Uhr ausgestrahlt.

Kurz-URL: qmde.de/46833
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